Stuttgart. Immobilieneigner René Benko hat angekündigt, neben fünf weiteren Karstadt-Warenhäusern auch die Filiale in der belebten und renomierten Stuttgarter Königsstraße zu schließen. Verdi-Landesfachbereichsleiter Bernhard Franke zeigt sich „bestürzt und empört“. Benko saniere sich auf dem Rücken der Stuttgarter Belegschaft. Das Aus für die Filiale habe nichts mit der Sanierung von Karstadt zu tun.
Die Erklärung von Bernd Franke weiter:
Karstadt Stuttgart in seiner Top-Lage gehörte schon immer zu den besten Karstadt-Standorten und entwickelt sich seit Jahren besser als der Konzern. Wahrscheinlich wäre das Haus längst in schwarzen Zahlen, wenn der Ertrag nicht durch übermäßig hohe Mieten abgesaugt würde. Jetzt gilt es, um die Zukunft der Beschäftigten zu kämpfen. Wenn das Haus Handelsstandort bleibt, gibt es auch Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten. Hier muss Benko seiner Verantwortung gerecht werden.
Einer Pressemitteilung von Verdi zufolge wurde das Haus am Donnerstag um 18 Uhr geschlossen und die Beschäftigten anschließend in einer Versammlung in der Kantine über die Pläne informiert. Bei Karstadt Stuttgart arbeiten 180 direkt beim Warenhaus beschäftigte Mitarbeiter, weitere 30 bei der Gastronomie, einer Tochter von Karstadt, sowie rund 20 weitere über Werkverträge oder als geringfügig Beschäftigte.
Michael Markowsky, der Betriebsratsvorsitzende in Stuttgart, hat keinerlei Verständnis für die Schließungspläne. Der Standort an der Königstraße und Schulstraße sei der bestfrequentierte in der Stuttgarter Innenstadt, deshalb stünden seiner Ansicht nach vermutlich andere Interessen hinter den Plänen. Nachdem die Beschäftigten jahrelang über Verzicht Beiträge zur Sanierung geleistet hätten, fühlten sie sich nun betrogen.
Markowsky: Die Kolleginnen und Kollegen sind wütend und enttäuscht, zu Recht. Noch vor kurzem wurde uns versichert, dass das Haus auf einem guten Weg ist. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum wir nun den Preis zahlen müssen. Der Standort ist exzellent, die Beschäftigten motiviert. Warum Stuttgart?
Markowsky berichtet, so die Mitteilung von Verdi weiter, dass die Entscheidung für die Beschäftigten ein Schock war, viele saßen noch bis in die Nacht zusammen. Am Freitagmittag gebe es eine außerordentliche Betriebsratssitzung. Der Betriebsrat will dafür kämpfen, die Arbeitsplätze an diesem Standort im Einzelhandel zu erhalten, auch wenn Karstadt geschlossen wird. Markowsky: „Der Altersdurchschnitt im Haus beträgt 46 Jahre. Wir brauchen eine echte Perspektive für die Kolleginnen und Kollegen.“
Leni Breymaier, Verdi-Landesbezirksleiterin, sagte am Freitag in Stuttgart:
Bei einer Sanierung des Konzerns wäre das Stuttgarter Haus eher eine Lokomotive als ein Bremsklotz. Dafür haben die Beschäftigten nicht jahrelang verzichtet.
Folge uns!