Magdeburg. Höchstens 300 Nazi-Anhänger beim „Trauermarsch“ zum 70. Jahrestag der Zerstörung der Stadt. Antifaschistische Demonstrationen mit jeweils über 1000 TeilnehmerInnen am Freitag und Samstag. Rund 15 000 Menschen bei einer „Meile der Demokratie“ als Zeichen der Toleranz: Es war kein gutes Wochenende für die rechte Szene in Magdeburg. Eine von der Partei „Die Rechte“ für Samstag, 17. Januar, angemeldete Kundgebung sagten die Veranstalter wieder ab. Allerdings will der Magdeburger „Pegida“-Ableger „Magida“ am Montag, 19. Januar, erstmals in der Stadt marschieren.
Schulen, Verbände, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Künstler und Vereine bauten am Samstagvormittag ihre Stände für das Bürgerfest auf. Am Nachmittag wurde auf dem Breiten Weg ein von SchülerInnen gestrickter, 1600 Meter langer bunter Schal entrollt. Er sollte die Vielfalt Magdeburgs symbolisieren.
Antifa-Demo unter starker Polizeibegleitung
Währenddessen sammelten sich in der Nordstadt Linke und Antifaschisten. Von mehreren Ausgangspunkten aus zogen sie in Gruppen zur Olvenstedter Chaussee. Weil die Polizei sie nicht zum ursprünglich vorgesehenen Ort durchließ, hielten sie dort eine Auftaktkundgebung ab. Es spielte Musik, Flyer wurden verteilt, und die Volksküche gab Tee und Essen aus. Für den Fall von Festnahmen wurde immer wieder die Rufnummer des EA (Ermittlungsausschusses) durchgesagt.
Kurz nach 14 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Die Polizei zählte 1000 TeilnehmerInnen, doch auf der Strecke dürften es eher 1500 geworden sein. Die Demonstration wurde von Demosanitätern und in gebührendem Abstand von zahlreichen Polizeifahrzeugen begleitet. In Seitenstraßen zeigten sich immer wieder Einsatzkräfte mit Schlagstock und Helm, ohne den Demonstrierenden jedoch nahe zu kommen.
Böller und Fackeln auf dem Weg ins Zentrum
Zügig ging es Richtung Innenstadt. Die Parolen richteten sich gegen Nazis, die rassistische und fremdenfeindliche „Pegida“-Bewegung und die Kriminalisierung antifaschistischen Widerstands, aber auch gegen das Abschieben von Flüchtlingen, die Abschottung der EU und das kapitalistische Wirtschaftssystem. Immer wieder wurden bunte Fackeln angezündet, und es explodierten Feuerwerkskörper.
Bei einer Zwischenkundgebung vor dem Landeskriminalamt an der Kreuzung Albert-Vater-Straße/Draisweg sprachen Vertreter von Abordnungen aus Frankfurt und vom Antifaschistischen Netzwerk Sachsen-Anhalt. Die Demonstration zog auf der Olvenstedter Straße und unter den Bahngleisen hindurch in die Stadt. Da die Polizei den Zugang zur „Meile der Demokratie“ mit starken Kräften komplett abriegelte, ging es mit einem Umweg zum Alten Markt, wo die Versammlung endete.
Blockaden gegen Nazis am Freitagabend
Am Vorabend war die Polizei nach eigenen Angaben mit 1500 BeamtInnen aus vier Bundesländern im Einsatz, um 300 angereiste Nazis und ungefähr 1000 GegendemonstrantInnen voneinander zu trennen. Im vergangenen Jahr waren 850 Rechte aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Dieses Mal sollen sie nur aus der Region, etwa aus dem Nordharz und der Altmark, gekommen sein.
Es gelang den Linken und AntifaschistInnen unter anderem mit Sitzblockaden, die Rechten abzudrängen und ihren kurzfristig zwei Tage zuvor angemeldeten „Trauermarsch“ auf ein kleines Terrain zu beschränken. Sie zogen wieder ab, ohne groß öffentliche Aufmerksamkeit erlangt zu haben. Da sie eine direkte Konfrontation verhindern wollte, hatte die Polizei die Demonstration der Nazigegner jedoch durch den massiven Einsatz von Pfefferspray gestoppt und rund 100 AntifaschistInnen eingekesselt. Auch gab es Festnahmen.
Für Montagabend, 19. Januar, ruft nun „Magida“ über Facebook zu einer Kundgebung auf. Es sind bereits mehrere Gegendemonstrationen angekündigt.
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