Stuttgart. Rund 1500 Beschäftigte des Einzelhandels in Baden-Württemberg beteiligten sich am Samstag, 4. Juli, an Warnstreiks. Zu ihnen hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen, um Druck für die derzeit laufenden Tarifverhandlungen zu machen. Allein in Karlsruhe protestierten rund 500 Streikende des Einzelhandels und der Post bei einer gemeinsamen Kundgebung, teilte Verdi mit.
Warnstreiks im Einzelhandel gab es am Samstag in Stuttgart und Umgebung, im Raum Mannheim-Heidelberg, in Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Freiburg, Lörrach, Reutlingen, Esslingen, Göppingen, Heidenheim, Überlingen, Radolfzell und Friedrichshafen. Betroffen waren die Unternehmen Real, Kaufland, Galeria Kaufhof, Ikea, H&M, Esprit und Zara.
Die gemeinsame Protestkundgebung der Streikenden der Post und aus dem Einzelhandel in der Karlsruher Innenstadt begann um 10.15 Uhr.
Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke: „Wir erklären uns solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen der Post. Gemeinsam wehren wir uns heute gegen die Angriffe der Arbeitgeber auf tarifliche Standards und Rechte der Arbeitnehmer.“
Und speziell an die Arbeitgeber im Einzelhandel gerichtet: „Wir können die laufende Tarifrunde schnell beenden, legen Sie endlich ein abschlussfähiges Angebot vor! Wir können aber auch anders – die Stimmung in den Betrieben ist aufgeladen und sehr kämpferisch.“
Streikende aus acht Bundesländern in Neckarsulm
Erst am Donnerstag, 2. Juli, waren 1200 Beschäftigte des baden-württembergischen Einzelhandels in Streik getreten: in Stuttgart und Umgebung, im Raum Mannheim-Heidelberg, in Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Reutlingen, Tübingen, Göppingen, Heidenheim, Überlingen und Friedrichshafen. Betroffen waren die Unternehmen Kaufland, Galeria Kaufhof, H&M und Esprit.
Viele der Streikenden beteiligten sich am Donnerstag an einer großen, zentralen Protestkundgebung vor der Kauflandzentrale in Neckarsulm mit 1500 Teilnehmerinnen aus acht Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen Anhalt).
Vierte Verhandlungsrunde in der nächsten Woche
Die Entgelt-Tarifverträge des Einzelhandels sind bereits seit drei Monaten ausgelaufen. Die Arbeitgeber legten erst ein einziges Angebot vor, das tabellenwirksame Erhöhungen lediglich in Höhe von 1,5 Prozent vorsieht – was Verdi als viel zu niedrig zurückwies. Die Gewerkschaft fordert für die rund 490 000 Beschäftigten im Einzelhandel Baden-Württembergs eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 Euro pro Stunde und ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 Euro.
Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden. Zudem strebt Verdi für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 jahrzehntelang üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden. Damit soll der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ in der Branche entgegengewirkt werden.
Die vierte Verhandlungsrunde ist am 9. Juli in Korntal-Münchingen statt.
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