Von Andreas Scheffel – Uhingen. Der Uhinger Bürgermeister Matthias Wittlinger deutet die letzten zwei Jahre als Erfolg für Toleranz und Menschlichkeit der Bürgerschaft in seiner Stadt. „Wir haben an unserer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe festgehalten. Am Ende des Jahres 2016 können wir sagen, wir können weltoffen sein“, erklärte er. Natürlich habe es Höhen und Tiefen gegeben. Aber die Menschlichkeit in seiner Stadt habe den geistigen Brandstiftern, die noch vor 14 Monaten gegen Flüchtlinge hetzten, keinen weiteren Nährboden gegeben.
Die über 200 aufgenommenen Flüchtlinge, darunter eine Vielzahl von Familien und Jugendlichen, werden von mehr als 60 Ehrenamtlichen an verschiedenen Standorten in Uhingen betreut. Um in den Familienkreis der Geflüchteten Einsicht zu erhalten, sind Kinder und Jugendliche wie Türöffner, so die Integrationsbeauftragte Nicole Schmid. Dadurch verbessere sich nicht nur die Kommunikation zwischen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen, sondern es könne auch gezielter den Geflüchteten geholfen werden.
Auch Vereine und Unternehmer bieten Geflüchteten Rückhalt
Das Integrationsmodell der Uhinger zeige, dass es gelingen kann, Flüchtlingen Raum für Hilfe, Entwicklung, Bildung und Kultur zu geben. Auch das Eintreten in den Arbeitsmarkt zeige sich vielversprechend. Vereine, Kirchen und Unternehmer aus Uhingen beteiligten sich an dem gemeinsamen Ziel, den Geflüchteten Rückhalt zu bieten. Das Stadtoberhaupt zeigt sich über die Mithilfe der Geflüchteten mehr als zufrieden. Sie versuchten, sich mehr und mehr einzubringen. Gemeinsame Veranstaltungen und Beschäftigungsverhältnisse zeigten, dass alle gemeinsam an einem Strang zögen.
Nach dem Anschlag von Berlin zeigten Flüchtlinge ihre Betroffenheit gegenüber den ehrenamtlichen HelferInnen. Als Zeichen ihrer Dankbarkeit und ihres Vertrauens hatten die Geflüchteten zu Weihnachten ein Fest für die Ehrenamtlichen in Uhingen ausgerichet.
Vereinzelt Schmierereien von rechts
Bürgermeister Matthias Wittlinger äußerte sich auch zur Gefahr von rechts. Vereinzelt habe es über das Jahr hinweg Schmierereien gegeben. Lange Zeit sei es eher ruhig geblieben. Seit etwa vier Wochen gebe es wieder vermehrt Schmierereien von Flüchtlingsgegnern im Bereich des Bahnhofes und im Stadtkern. Angestellte der Stadt seien beauftragt, sie schnellstmöglich wieder zu entfernen. Über die Schmierereien im Bereich des Bahnhofs an den Schallschutzwänden habe die Stadtverwaltung die Deutsche Bahn informiert (siehe auch Neonazis kamen nicht rein). Erst im Mai hatte der Bürgermeister eine Drohung in Form einer Postkarte erhalten. Wittlinger hat jedoch eine klare Botschaft an die Täter: „Rechte Hetze dulden wir nicht in unsere Stadt.“
Auf Nachfragen teilte der Bürgermeister mit, dass der AfD-Kreisverband Göppingen sich für den 26. Januar ab 19 Uhr ins Uditorium zu einem Neujahrsempfang eingemietet hat. Zu den geladenen Gästen gehören der Bundessprecher der Alternative für Deutschland Prof. Jörg Meuthen und als Vertreter des AfD-Kreisverbands der Bundestagskandidat Volker Münz.
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