Pforzheim. Der „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ (FHD) will mit weiteren Neonazis am Donnerstag, 23. Februar, mit Fackeln auf dem Pforzheimer Wartberg aufmarschieren. Wie in jedem Jahr beziehen sie sich auf die Bombardierung Pforzheims durch die Alliierten am 23. Februar 1945. Gegen die „Mahnwache“ der Fackelträger sind Proteste angekündigt. Der DGB und die Initiative gegen Rechts rufen zu einer Demonstration zum Wartberg auf. Sammelpunkt ist um 17.15 Uhr auf dem Pforzheimer Marktplatz. Bei der Kundgebung spricht auch der baden-württembergische DGB-Vorsitzende Martin Kunzmann. Um 18 Uhr beginnt überdies am Pforzheimer Bahnhof eine antifaschistische Demonstration zum Wartberg. Um 18.30 Uhr ist vor dem Hotel Hasenmayer (Heinrich-Wieland-Allee) eine Kundgebung geplant. Dort ist auch der Anlaufpunkt für Proteste. Die unterstützenden Organisationen sind hier aufgelistet; die Liste wird laufend aktualisiert.
Die Veranstalter der Fackelmahnwache leugnen und verschweigen sämtliche Gräueltaten des deutschen Faschismus, die systematische Vernichtung von Millionen von Menschen und den deutschen Angriffskrieg. Sie rücken Deutschland in eine falsche Opferrolle. Der harmlos klingenden „Freundeskreis“ ist ein aktiver Teil der rechten und faschistischen Kräfte in Pforzheim und der Region.
Die Fackelmahnwache auf dem Wartberg ist seit Jahren das größte regelmäßige Nazievent in Baden-Württemberg. Jetzt schlägt sich der Rechtsruck auch in Pforzheim nieder – so etwa in hohen Wahlergebnissen der AfD bei der Landtagswahl 2016. Sie erlangte 24,2 Prozent der Stimmen aus dem Wahlkreis Pforzheim, in manchen Stadtteilen sogar bis zu 44 Prozent, und gewann sogar ein Direktmandat – eines von zweien in Baden-Württemberg.
Nährboden für rechtes Gedankengut
In der Region gibt es überdies immer wieder Meldungen über rassistische Angriffe auf MigrantInnen oder politisch Andersdenkende. In Pforzheim gab es in den letzten Jahren mehrmals Kundgebungen gegen Geflüchtete mit hohen Teilnehmerzahlen. Die Stadt gilt als fester Nährboden für rechtes Gedankengut.
„Das liegt auch an der Wegschaupolitik der Stadt Pforzheim“, heißt es im Aufruf zu der Protestkundgebung am 23. Februar. Und weiter: „Weder konnte sie das historische Ereignis in der Stadt so aufarbeiten, dass es richtig in den Zusammenhang der faschistischen Barbarei eingeordnet wird, noch versucht sie wirklich etwas gegen die jährliche Nazifackelmahnwache zu unternehmen. Vielmehr kommt sie den Rechten entgegen, indem sie selbst geschichtlich unvollständige Gedenktafeln aufstellt und den Anschein vermittelt, dass Pforzheim kein Naziproblem hätte.“
Kundgebung mit Martin Kunzmann, DGB
Man wolle „trotz der Bemühungen von Stadt und Polizei in den letzten Jahren, mit Strafbefehlen und Verfahren, mit unhaltbaren Ingewahrsamnahmen und Aufenthaltsverboten, mit brutalen Knüppel- und Pfeffersprayeinsätzen den Gegenprotest einzuschüchtern“ am 23. Februar erneut ein Signal setzen, dass die Stadt „an diesem Tag nicht den Nazis gehört“.
Auch die Stadt selbst plant Veranstaltungen am Gedenktag zur Zerstörung Pforzheims. Ihr Motto ist „Pforzheim schaut sich um!“ Unter anderem gibt es eine Kranzniederlegung auf dem Friedhof, eine Lesung, eine Ausstellungseröffnung und Gebete- überdies eine Demonstration mit Kundgebung des DGB und der Initiative gegen Rechts: „Pforzheim nazifrei! Kein Platz für Rechts-Extremismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Stadt“.
Kirchen lassen Glocken läuten
Treffpunkt zu der Demonstration ist um 17.15 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Pforzheimer Rathaus. Sie führt von 17.30 Uhr an zum Wartberg. Dort beginnt um 18.30 Uhr die Kundgebung. Redner sind der baden-württembergische DGB-Vorsitzende Martin Kunzmann und Katrin Lechler, Sprecherin der Initiative gegen Rechts.
Um 19.30 Uhr ist außerdem eine Kundgebung „Fackeln aus! Pforzheim setzt Zeichen“ gegen den Aufmarsch Rechtsextremer auf dem Marktplatz mit einer Ansprache des Oberbürgermeisters Gert Hager und einem stillen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus geplant. Überdies gibt es Glockengeläut der Pforzheimer Kirchen.
Unser Beiträge über die Ereignisse der früheren Proteste können hier nachgelesen werden:
Fackelträger brauchen Polizeischutz
Entschlossen trotz Schlagstock und Pfefferspray
Nazigegner ziehen auf den Wartberg
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