Stuttgart. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und seine Mitgliedsgewerkschaften verstärken ihren Widerstand gegen die von der baden-württembergischen Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) geplante Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden an vier Tagen in der Woche. Sie fordern die Grünen auf, der CDU-Initiative eine klare Absage zu erteilen.
Die Gewerkschaft Verdi hat interessierten Politikern derweil angeboten, probehalber in der Abfallentsorgung oder der Gastronomie 12-Stunden-Schichten zu übernehmen.
„Alle Argumente sprechen dafür, nicht am Arbeitszeitgesetz zu rütteln“, erklärt der baden-württembergische DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann. Es schütze die Beschäftigten vor überlangen, gesundheitsschädlichen Arbeitszeiten. „Ich setze darauf, dass bei den Regierungsparteien mehr Realismus in die Debatte einkehrt: Zwölf Stunden zu arbeiten bedeutet – einschließlich Pausen und Fahrwege – einen Arbeitstag von 14, 15 Stunden oder mehr. Zu meinen, dass die Menschen über solch eine Strecke dauerhaft produktiv sein können, ist ein Irrglaube.“
Der DGB, seine Mitgliedsgewerkschaften und auch Betriebsräte führten gegenwärtig Gespräche mit Abgeordneten der CDU und der Grünen, um zu verdeutlichen, warum sie eine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes ablehnten. Weder ließen sich Engpässe etwa in der Hotellerie und Gastronomie durch längere Arbeitszeiten dauerhaft vermeiden, noch erforderte das mobile und digitale Arbeiten eine Ausweitung der Arbeitszeiten. Das Arbeitszeitgesetz mit dem 8-Stunden-Tag als Richtschnur biete ausreichend große Gestaltungsräume auch für die digitale Wirtschaft.
Der DGB-Landesvorsitzende wies darauf hin, dass die Beschäftigten in Baden-Württemberg allein 2017 rund 161 Millionen Überstunden geleistet hätten. Davon seien 92 Millionen unbezahlt gewesen. Die Zahl der Überstunden habe nach diesen zuletzt verfügbaren Zahlen einen neuen, deutlichen Höchststand erreicht. „Darüber sollte sich die Politik den Kopf zerbrechen, bevor sie den Menschen unzumutbare Verschlechterungen abverlangt“, forderte Kunzmann.
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