Stuttgart. Das Mehrfamilienhaus in der Forststraße 140 ist seit 9. März besetzt (wir berichteten). Der Eigentümer des Hauses hat sich über die Stuttgarter Nachrichten anonym gemeldet. Er wirft den Besetzern vor, sie würden mit ihrer Aktion „die Herstellung von Wohnraum“ verhindern. Das Objekt würde sich nicht als Beispiel für Mietwucher oder Spekulation eignen. Die Besetzer wollen dennoch im Haus bleiben und fordern klare Aussagen vom Eigentümer.
Die Hausbesetzer begrüßen, dass sich die Eigentümer zu Wort gemeldet haben. Sie fragen aber, warum der Brief an die Zeitung geschickt wurde und nicht an sie direkt. Sie bemängeln weiter, dass sie nach wie vor nicht wissen würden, wer die im SWR-Beitrag vom 12. März als „Wohnungsbaugesellschaft“ erwähnten Eigentümer sind? „Warum geben sie sich nicht zu erkennen und bleiben anonym? Wieso gibt es keinerlei Versuch einer direkten Kontaktaufnahme zu uns? Wir sind gesprächsbereit – die Eigentümer scheinbar nicht“ erklären die Hausbesetzer.
„Eigentümer sollen klare Aussagen machen“
Im folgenden ein Auszug aus der Pressemitteilung der Hausbesetzer vom 14. März:
„Gestern haben wir über die Stuttgarter Nachrichten erfahren, dass die Eigentümer der Forststraße 140 sich in Form eines Briefes an die Zeitung zu der Hausbesetzung geäußert haben. Eines gleich zu Beginn: Das sich die Eigentümer zu Wort melden ist gut. Doch warum wurde der Brief an die Zeitung geschickt und nicht an uns? An einer unbekannten Postanschrift dürfte es wohl nicht liegen. Wieso wissen wir nach wie vor nicht, wer die im SWR-Beitrag vom 12. März als „Wohnungsbaugesellschaft“ erwähnten Eigentümer sind? Warum geben sie sich nicht zu erkennen und bleiben anonym? Wieso gibt es keinerlei Versuch einer direkten Kontaktaufnahme zu uns? Wir sind gesprächsbereit – die Eigentümer scheinbar nicht.
Die Eigentümer sagen, die Hausbesetzung trifft die Falschen. Wir sagen, das mehrstöckige Wohnhaus steht seit etwa zwei Jahren komplett leer, ein Teil der Wohnungen seit dutzenden Jahren. Uns geht es darum unbegründeten Leerstand zu verhindern und Wohnraum zu beleben. Seit Jahren hat sich hier nichts getan – nun haben wir etwas getan. Die Besetzung war und ist legitim.
Die Eigentümer sagen, sie wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das ist wunderbar, das wollen wir auch. Doch was heißt eigentlich bezahlbar – und für wen bezahlbar? Wir fordern, dass die Eigentümer hier konkret werden, denn „bezahlbar“ ist ein sehr dehnbarer Begriff. Alle Mieterinnen und Mieter in Stuttgart wissen, dass allein Laminatböden und Kunststofffenster, wie sie die Eigentümer laut eigenen Angaben einbauen möchten, noch lange kein Garant für bezahlbare Mieten sind.
Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was mit dem seit Jahren leerstehenden Mehrfamilienhaus konkret geplant ist. Gerade in Zeiten der Wohnraumkrise ist Wohnungsbau keine Privatsache. Darum fordern wir die Eigentümer dazu auf, öffentlich detailliert Stellung zu nehmen, welche Maßnahmen geplant sind, wie hoch die Mieten nach der Renovierung sein sollen und wann die Sanierung voraussichtlich abgeschlossen sein soll. Außerdem fordern wir sie auf, uns oder direkt die von Verdrängung bedrohte Tanja Klauke und die Betroffene Rosevita Thomas zu kontaktieren zwecks eines Mietvertrags.
Und was macht eigentlich die Stadt?
Seit eineinhalb Jahren liegt eine Baugenehmigung vor, doch es tut sich nichts. Was hat die Stadt in den letzten Jahren eigentlich konkret gegen den Leerstand in der Forststraße 140 unternommen? Nachbarn haben den Leerstand mehrfach bei der städtischen Stelle für Zweckentfremdnung von Wohnraum gemeldet – passiert ist nichts. Zudem ist die Stadt nach eigener Aussage bereits im Kontakt mit den Eigentümern. So hat auch sie die Möglichkeit und die Verantwortung auf diese dahingehend Einfluss auszuüben.
Um der Ernsthaftigkeit der Besetzung Ausdruck zu verleihen und konkret die Bewohnbarkeit der Wohnungen voranzubringen organisieren wir am Wochenende die Renovierung einiger Wohnungen. Es soll gestrichen und damit begonnen werden Laminat zu verlegen.“
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