60 Frauen und Männer demonstrierten am Samstag, 8. März, unter dem Motto „Kein Kampf ohne uns! Frauen im Widerstand!“ in der Stuttgarter Innenstadt. Die Demonstration begann am Karlsplatz und führte über den Rotebühlplatz zum Marienplatz. Trotz einer sehr hohen Polizeipräsenz verlief sie ohne polizeiliche Zwischenfälle.
Die Frauengruppe Stuttgart hatte zu dem Demozug am Internationalen Frauentag aufgerufen. Bei der Auftaktkundgebung am Karlsplatz blickte die Frauengruppe in ihrer Begrüßungsrede auf die historische Entwicklung des 8. März zurück und ging auf die früheren und heutigen Forderungen der Frauen ein.Im August 1910 wurde bei einer sozialistischen Frauenkonferenz auf Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin beschlossen, „einen alljährlichen Frauentag“ „als einheitliche internationale Aktion“ einzuführen. 1911 wurde der 8. März zum ersten Mal mit der Losung „Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ begangen, jedoch war dies nicht die einzige Forderung der Frauen. Sie machten sich unter anderem stark für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit, die Einrichtung von Schulspeisungen, die Legalisierung der Abtreibung, den Achtstundentag und Mindestlöhne. Auch setzten sie sich gegen imperialistische Kriege ein. In ihren Reden und Schriften äußerte sich Clara Zetkin zum 8. März mit den Worten: „Wir müssen Sorge tragen, dass der Frauentag nicht nur eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den reaktionären Maßnahmen der Besitzenden und ihrer willfährigen Dienerschaft, der Regierung ist.“ Damit stellte Zetkin den antikapitalistischen Charakter des Frauentags in den Vordergrund.
Bei der Auftaktkundgebung am Karlsplatz wurde auch eine Rede des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart & Region über die Beteiligung der Frauen an PartisanInnenkämpfen im antifaschistischen Widerstand zur Zeit des aufkommenden Faschismus in Europa verlesen. Nach den Ansprachen und internationalistischer Musik reihten sich die TeilnehmerInnen in die Demonstration ein. Sie zog vom Karlsplatz über den Marktplatz zum Rotebühlplatz. Auf der Strecke wurden immer wieder lautstark Parolen gerufen und kurze Reden vom Lautsprecherwagen aus gehalten. Bei einer Zwischenkundgebung auf dem Rotebühlplatz verlas eine Genossin des Offenen Treffens gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart eine Rede über die Frauen in Rojava (Westkurdistan/ Nordsyrien). Die Menschen dort schafften es im Laufe des Bürgerkriegs, autonome Strukturen aufzubauen und sowohl die nationalen Minderheiten der Region zu integrieren, als auch die Frauen zu einem wichtigen Bestandteil ihres Kampfes zu machen. Frauen genießen in Rojava inzwischen gesonderte Rechte und haben ihre eigenen Organisationsstrukturen. Des Weiteren folgte eine Rede der Frauengruppe zum Widerstand von indigenen Frauen in der EZLN, der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Anschließend führte die Demonstration weiter durch die Tübinger Straße zum Marienplatz.
Bei der dortigen Abschlusskundgebung hielt die Frauengruppe Stuttgart erneut eine Rede zum diesjährigen Motto „ Kein Kampf ohne uns! Frauen im Widerstand!“. Sie ging darauf ein, warum Frauen ein unverzichtbarer Teil des Klassenkampfs sind. Schon heute müssten Frauen wie Männer ihr Denken und Handeln hinterfragen und ändern – wie bereits Alexandra Kollontai zu sagen pflegte: „Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau – und ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus.“ Zum Abschluss wurde noch gemeinsam Halay (türkisch-kurdischer Volkstanz) getanzt und die Demonstration mit einer Einladung ins Linke Zentrum Lilo Herrmann zur Volxküche beendet.
Bilder des Tages
Folge uns!