Heute war der Höhepunkt und vorerst letzte Streiktag im öffentlichen Dienst
in Baden-Württemberg, bevor morgen die Tarifverhandlungen in Potsdam in die zweite Runde gehen. 10.000 Erzieherinnen, Bus- und Stadtbahnfahrer, Pflegekräfte an den Kliniken, Angestellte der Verwaltungen, Müllwerker und
viele andere Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes im Land haben die Arbeit niedergelegt. So bleiben in Stuttgart ganztägig alle Stadtbahnen und Busse im Depot, in Reutlingen sind 37 der 54 Kindertagesstätten zu, in Ulm
sind alle 33 Kitas seit dem Mittag geschlossen.
Neben den Stadtverwaltungen werden überall vor allem auch die technischen Bereiche und die Müllabfuhren bestreikt. Auch bei Bädern und Bibliotheken wird die Arbeit wiedergelegt. Gestreikt wird an zahlreichen kommunalen Kliniken im Land, dort gibt es heute nur Notdienste. Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sind die Region Stuttgart mit Waiblingen, Ludwigsburg und anderen Städten und Gemeinden. In Reutlingen und Tübingen streikten heute über 900 Beschäftigte, in Schwäbisch Gmünd, Ellwangen, Heidenheim und Ulm fast 900. Weitere Warnstreiks sind in Sigmaringen und Villingen-Schwenningen sowie weiteren Kommunen. An der Kundgebung auf dem Schlossplatz in Stuttgart nahmen über 5.000 Streikende teil. Zuvor fand die Streikversammlung wegen der Umbauarbeiten im DGB Haus erstmals im CinemaxX in drei Kinosälen gleichzeitig statt.
Die baden-württembergische ver.di Landesbezirksleiterin Leni Breymaier sagte auf einer Kundgebung in Reutlingen heute Mittag vor den über 900 Teilnehmern: „Wir streiken um nicht streiken zu müssen. Wir erwarten eine anständige Lohnerhöhung. Ohne Schlichtung. Und ohne unbefristeten Streik. Die Streikenden zeigen ihren Unmut deutlich. Der Ball liegt nun im Feld der Arbeitgeber.“
Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin sagte heute in Stuttgart: „Pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten und in der Schulkindbetreuung leisten wertvolle Bildungsarbeit. Die Weigerung der Arbeitgeber, ein kompromissfähiges Angebot vorzulegen zeigt, wie wenig sie diese Arbeit wertschätzen. Diese Haltung wird den Fachkräftemangel nicht lösen.“
ver.di fordert eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden. Für den Nahverkehr soll es darüber hinaus eine Zulage von 70 Euro monatlich geben, in den Krankenhäusern sollen die Nachtzuschläge von 15 Prozent auf das Niveau der Nachtzuschläge im TVöD (20 Prozent) angehoben werden. Gleichzeitig will ver.di mit den Arbeitgebern über einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Arbeitstagen für alle Beschäftigten sowie über den Ausschluss von sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen sprechen. Das Ergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten beim Bund übertragen werden.
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