Menschenverachtendes Gedankengut –
Das war nun wirklich eine „Freakshow“ erster Güte, was da am Samstag in Stuttgart geboten wurde. Da laufen die „katholischen Priester“ zusammen mit dem ultrarechtem Sammelbecken „Identitäre Bewegung“ neben geistig verwirrten Plakatträgern in der Stadt umher. Da spricht eine Rednerin davon, dass sich die Anzahl der Teilnehmer bei dieser Homophobie-Show gegenüber dem letzten Auftritt um mehrere hundert Prozent gesteigert hätte. Die Dame hat offenbar nicht nur keine Ahnung vom Bildungsplan, nein, die Mathematik hat sie in ihrer Schulzeit offensichtlich nicht mal peripher gestreift. Man könnte – oberflächlich betrachtet – zu dem Schluss kommen: Lasst die Schwachmaten doch einfach durch die Straßen irren.
Die unheilige Allianz
Dieses Gemisch aus Verwirrten, christlichen Fundamentalisten, Homohassern, Rechtspopulisten, Ultrarechten und Neonazis ist jedoch nicht nur unappetitlich, sondern birgt einen enormen politischen Sprengstoff. Mit der populistischen Propaganda um die angebliche „Frühsexualisierung“, „Zwangsindoktrination“ und „Umerziehung der Kinder“ soll offenbar ein Nährboden für menschenverachtendes Gedankengut geschaffen werden. Es wird daran gearbeitet, rechte, konservative, nationalistische und fundamentalistische Kräfte auf der Straße zu vereinen. Es ist damit zu rechnen, dass dieses braune Gemisch auch Anfang Mai wieder versuchen wird, sich die Straßen Stuttgarts zu nehmen.
Die Polizei
500 Diensteifrige sorgten für den Schutz der oben beschriebenen Allianz. Sie zeigten hin und wieder ihre Gewaltbereitschaft bei absolut unnötigen Polizeiaktionen. Rund 70 GegendemonstrantInnen wurden festgenommen. Dass es sich bei den Blockaden um „gelebte Demokratie“ handeln könnte, kam der Einsatzleitung offenbar nicht in den Sinn. Von Pressefreiheit scheinen viele Polizeibeamte nur bedingt etwas gehört zu haben. So kam es immer wieder zu Behinderungen der FotografInnen der Beobachter News; bevorzugt, wenn sie versuchten, übertriebene Härte der Polizei bei Festnahmen von GegendemonstrantInnen zu dokumentieren.
Ein vermummter Polizist scheint eine besonders schlechte Kinderstube gehabt zu haben: Mit größter Selbstverständlichkeit duzte er unseren Chefredakteur. Dieser – ich bitte ihn schon jetzt um Verzeihung – ist nun wahrlich weit weg von einem jugendlichen Aussehen. Der alte Knabe geht stramm auf die sechzig zu. Was würde eigentlich passieren, wenn alle Beteiligten die Herrschaften der Polizei duzen würden?
Die Lehren aus diesem Tag
Zunächst mal gilt es eines ganz klar festzuhalten: In Stuttgart kann dieser brechreizauslösende Mob nur unter massivem Polizeischutz durch die Straßen laufen. Das ist gut so, und darauf sollte diese Stadt wirklich stolz sein!
Jeder fortschrittlich denkende Mensch sollte sich die Frage stellen, ob er in einer Gesellschaft leben will, in der menschenverachtende Homohasser – bis hin zu eindeutigen Faschisten – unter Polizeischutz auf der Straße für ihre Ziele werben dürfen. Und das alles unter dem Deckmantel der Versammlungsfreiheit?
Wohin eine derartige „Toleranz“ führen kann, ist in Frankreich zu beobachten. Da gelang es einer vergleichbaren Allianz, bis zu 100 000 Menschen gegen die Gleichstellung homosexueller Menschen auf die Straße zu bringen. Gegen eine derartige Entwicklung gilt es anzukämpfen. Es gilt, diese Bewegung im Keim zu ersticken.
Eine Möglichkeit hierzu bietet auch eine für Sonntag, 27. April 2014, geplante Info- und Aktionskonferenz zu diesem Thema. Sie beginnt um 19 Uhr im Linken Zentrum Lilo Hermann, Böblinger Str. 105.
Man sieht sich… auf der Straße!
Und natürlich bei der Info- und Aktionskonferenz am 27. April!
Euer
Ferry Ungar
Unser Beitrag/Fotos zu den Ereignissen vom 5. April gibt es hier.
Weitere Eindrücke von den Ereignissen am Samstag (Fotos von Angela Berger, Fabian Walz, Julian Rettig, Jürgen Klotz):
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