Beitrag und Fotos: Stefan Peplinski –
Am 12.April 2014 hatte die NPD aus der Rhein-Neckar Region eine Wahlkampftour mit vier Kundgebungsorten angemeldet. Dies löste einen antifaschistischen Protest aus, an welchem sich hunderte Menschen beteiligten.
Erster Halt: Eisenberg
Eisenberg ist ein kleines Städtchen in der Nähe von Worms. Hier leben für die Pfalz verhältnissmäßig viele Menschen mit Migrationshintergrund. Daher gilt Eisenberg bei den regionalen Neonazis als „Feindbild“.
Gegen 9 Uhr versammelten sich zentral etwa 15 Neonazis und hielten eine Kundgebung ab. Zusammengerechnet mit den Teilnehmern an den Infoständen der lokalen Parteien waren etwa 100 Menschen zur Gegenveranstaltung gekommen.
Gegen 10 Uhr packten die Neofaschisten ihre Sachen und fuhren weiter Richtung Worms.
Zweiter Halt: Worms
In Worms angekommen wurden die zwei VW-Busse, die aus Eisenberg kamen, vor dem Parkhaus „Am Römischen Kaiser“ von etwa 100 GegendemonstrantInnen eingekesselt. Die Polizei sicherte die Fahrzeuge ab und hielt sich bis etwa 12 Uhr sehr im Hintergrund. Dann folgten drei Durchsagen, dass die Straße freizumachen sei. Währenddessen kreiste ein Polizeihubschrauber über der Stadt. Circa 15 bis 20 Nazis hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Kundgebungsplatz eingefunden und warteten auf den Lautsprecherwagen, der dann letzten Endes auch eintraf. Dies gelang den Neonazis jedoch nur, da die Fahrzeuge durch massive Unterstützung der Polizei eine freie Straße bekamen.
Inzwischen waren rund um den Versammlungsplatz hunderte NazigegnerInnen in Position gegangen. Von einem Balkon spielte ein Mann mit einer Bassgitarre, von einem anderen übertönte Glockengeläut von CD die menschenverachtenden Reden aus dem verrosteten NPD-Bus. Als noch eine Sambagruppe auf einem Dach mit Trommeln begann, war selbst in unmittelbarer Nähe der Nazikonserve nichts mehr zu hören.
Um 13.50 Uhr wurden die Fahnen wieder eingerollt und der Nazitross machte sich auf den Weg Richtung Mannheim.
Dritter Halt: Mannheim
Gegen 15 Uhr trafen die beiden VW-Busse der Nazis ein. Sie konnten nahezu ungehindert durch die Durlacher Straße zum Kundgebungsort gelangen. Kurze Zeit später trafen weitere Nazis, die per Bahn angereist waren, in der Durlacher Straße ein. Dort standen zu dieser Zeit etwa 70 AntifaschistInnen, welche die gesamte Breite der Straße blockierten. Sie wurden nach einigem Gedrängel von BeamtInnen von der Straße geschoben.
Danach bot sich das gleiche Schauspiel wie in Worms. Zwei- bis dreihundert Gegendemonstranten übertönten die Lautsprecheranlage der Nazis. Die Versammlungsleitung der Gegendemo bot eine Soundanlage auf, welche der der Nazis um ein Vielfaches überlegen war. Von daher glich die Szene eher einem Straßenfest und nicht einer Wahlkampftour der NPD. Hinzu kam pausenloses Glockenläuten aus der angrenzenden Kirche.
In Mannheim wurden Pressevertreteer von Beamten gehindert den Kundgebungsort der Nazis zu betreten. Begründet wurde dies durch die mangelnde Sicherheit, welche die Polizei den JournalistInnen bieten könne. Auch die Zusicherung, dass die JournalistInnen eigenverantwortlich handeln würden und jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet hätten, konnte den Einsatzleiter nicht umstimmen.
Letzter Halt: Ludwigshafen
Um 17.20 Uhr traf der Nazizug, bestehend aus etwa 30 Personen, in Ludwigshafen ein. Unter lauten Pfiffen und „Haut ab“-Rufen bauten die Neonazis ihre Lautsprecheranlage auf dem gelben VW-Bus auf. Etwa 200 NazigegnerInnen machten ein Verstehen der folgenden Reden fast unmöglich. Die Anwesenden wurden jedoch beglückwünscht, dass sie einer Wahlkampfveranstaltung der NPD beiwohnen dürfen. Dies sorgte gerade bei den anwesenden PolizistInnen für allgemeine Erheiterung und lustige Kommentare.
Nachdem die gleichen Reden (Anm. d. Redaktion: Wird vermutet, unsere Reporter konnten ja kein Wort verstehen) wie an den drei vorangegangenen Kundgebungsorten verlesen waren, wurde die Anlage abgebaut und Ludwigshafen hatte seine Ruhe zurück.
In eigener Sache: Wir bedanken uns bei allen solidarischen Menschen am heutigen Tage, welche uns Zugang zu ihren Häusern, Balkonen und Dächern gegeben haben.
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