Montagsdemo gegen S21 in Stuttgart. Wir sind natürlich dabei. Die gesamte Veranstaltung ohne Vorfälle. Alles ruhig und ohne Versuche der uniformierten Freunde, Hilfe zu leisten. (Freund und Helfer). Wir wollten gerade schon nach Hause fahren, da bemerken wir, dass noch einige Aktivisten in der Bahnhofshalle stehen und im Chor gegen S21 singen. OK. Wir gehen mit und machen unsere Bilder.
Dann wollen wir gehen. Schon wieder. Doch Moment mal. Die Polizei, eifrig wie immer, filmt, und eine Dame aus dem Kreis der Sänger beschwert sich darüber und möchte die Dienstnummer des filmenden Freundchens. Die gibt der aber nur im Tausch gegen ihren Ausweis raus. Auch das wird von uns fotografiert. Eine Kleinigkeit eigentlich. Nicht wirklich ein Aufreger heutzutage in Stuttgart.
Aber die Jungs in Grün (Blau? Schwarz? Wie auch immer…) machen auch daraus ein lustiges Erlebnis. Ein weiterer Beamter drängt sich mit den Worten „Was soll denn das schon wieder“ in meinen Sucher. „Zu spät“ grinse ich ihn an. „Schon drauf. Und eins von Ihnen kommt jetzt noch nach.“ Erschrocken stürmt der nette Helfer auf mich zu. Die linke Hand auf mein Objektiv gelegt drängt er mich weg und schreit mich an. Er habe ja auch noch ein Recht am eigenen Bild.
Dass man das den Jungs aber auch immer wieder neu erklären muss. Ich setzte gerade an, da kommt sein Vorgesetzer, drängt ihn ab und befiehlt Kamera und Begleiter weit ins Abseits. Er entschuldigt sich und wünscht uns einen schönen Abend. Na also… Ab nach Hause. Oder doch nicht. Mitten im Bahnhof werden zwei Jugendliche kontrolliert. Die nette Beamtin schickt uns weg. „Einfach weitergehen!“ Ähm. Nö. Auch diese Aktion der Helferlein wird festgehalten. Nur scheint sie das nicht glücklich zu machen.
„Haben Sie mich gerade fotografiert?“, kommt ein Kerl auf mich zu, der (zugegeben nicht so leicht) sogar ausnahmsweise mal kleiner ist als ich. „Gut möglich.“ „Zeigen Sie mir das Bild!“, versucht er mich im Befehlston zu beeindrucken. „Mit Sicherheit nicht“, erwidere ich grinsend. Sichtlich überrascht sagt er dann: „Dann zeigen Sie Ihren Ausweis!“ Seine Kollegen kommen jetzt zu mir. Mein Kollege kann nicht, denn er wird der selben Prozedur gerade von einem anderen helfenden Elflein unterzogen. „Nein, auch das werde ich nicht tun“, grinse ich den Beamten an. Der schaut, als zweifle er an seiner Hörfähigkeit. Nach kurzem Überlegen springt sein Kollege ein: „Dann nehmen wir sie mit und durchsuchen Sie auf der Wache.“ „Einverstanden. Wenn Sie meinen.“ Immer noch grinse ich die nunmehr vier Bundespolizisten an. Irgendwie scheint sie das Ganze doch zu überraschen.
Ich erkläre ihnen, dass ich nichts getan habe und ihnen daher auch meinen Ausweis nicht geben werde. Aber ich habe doch schließlich fotografiert. Sicher. Man wisse schon, dass das keine Straftat sei. Doch man müsse sicher gehen, dass ich keinen der Damen und Herren im Porträt veröffentliche. Ich frage mich, warum ich das sollte. So hübsch war nun keiner von ihnen. Man müsse also jetzt präventiv, zur Abwehr der Gefahr, meine Daten aufnehmen. Es könnte ja sein, dass ich ein T-Shirt aus ihnen mache. Und dann müsse er ja auch jemanden haben, gegen den er dann Anzeige erstatten kann.
„Das Fertigen eines Bildes ist aber keine Straftat. Und das Shirt muss ich nicht drucken. Ich muss auch nicht Veröffentlicher sein. Aber der hätte dann eine Straftat begangen. Nicht ich.“ „Egal, ich muss ja wo anfangen können.“ ??? Na klar! Auf aktuelle Urteile betreffend Kontrollen und Fotografieren von Polizisten im Einsatz hinweisend diskutierte ich noch ein paar Minuten mit den Herren. Sie werden immer… freundlicher und kommen ganz von ihrer autoritären Art ab.
Interessant. Einer geht mal eben telefonieren. Die anderen versuchen, mir weiter was von Menschenrechten und anderen Themen zu erzählen, warum ich hier doch Verständnis haben muss, dass sie keine Bilder von sich haben wollen. Der Kollege mit dem Telefon kommt zurück, und danach geht’s dann irgendwie wieder schnell. „Na dann einen schönen und ruhigen Abend noch!“, wünscht mir einer. Und plötzlich sind wir auf dem Heimweg. Ohne Bilder zu zeigen oder zu löschen. Ohne Ausweiskontrolle.
„Der hat gesagt, das Ganze sei doch gar kein Szenario.“ „Vielleicht hat er Skandal gemeint?“ Grinsend fahren wir die Rolltreppe zum Parkhaus runter. Zu Hause dann denke ich, dass die Meinung, präventiv die Personalien aufnehmen zu dürfen, zu einem interessanten Umkehrschluss führt. Jeder Beamte, der in Zukunft in meiner Gegenwart seinen Knüppel rausholt (und das sind ja dann doch einige), wird als Präventiv-Maßnahme porträtiert und muss seine Dienstnummer nennen. Man weiß ja nie, ob er sich nicht daneben benimmt. Und dann muss man ja schließlich auch jemanden haben, gegen den man vorgehen kann… Man sieht sich…
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