Straßburg. Vor dem europäischen Parlament in Straßburg in der Nähe der Skulptur der französischen Künstlerin Ludmila Tcherina mit dem Namen „Europa im Herzen“ versammelten sich am heutigen Dienstag zirka 150 Demonstrantinnen und Demonstranten. Sie waren dem Aufruf der Organisatoren des „Marschs des Frieden“ gefolgt.
“Freedom not Frontex” lautet das Motto eines vierwöchigen Protestmarschs, der von Straßburg nach Brüssel führen soll (wir berichteten). Die Organisatoren wenden sich gegen die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union und fordern ein Ende der Abschottung, wie sie die europäische Grenzschutzagentur Frontex praktiziert.
Die Polizei war mit zirka 40 Beamten vor Ort. Sie riegelten zuerst den Durchgang zum Parlament ab. Dabei wurde eine Versammlungsteilnehmerin direkt von einem Beamten abgefilmt. Etwas später distanzierten sich die Beamten und beobachteten die Kundgebung aus sicherer Entfernung.
Der Marsch startete am Montag offiziell in Kehl. Dort trafen sich Gruppen aus Holland, den Niederlanden, Luxemburg, Schweiz, Deutschland, Frankreich und Ungarn, um gemeinsam die Europabrücke über den Rhein nach Straßburg zu überqueren.
Mit Sprechchören und Gesang stimmten sich die 150 MarschiererInnen heute ein. Bei einer Pressekonferenz erklärten die Flüchtlinge, dass sich der Protest gegen ein rassistisches System richte, welches Menschen trenne, statt sie zusammenzubringen, und sie ausbeute, statt sie zu unterstützen. In mehreren Reden forderten die Flüchtlinge unter anderem einen freien Weltpass für die Menschen. Applaudierende Teilnehmerinnen und Teilnehmer skandierten am Schluss der Pressekonferenz „No Border No Nation, Stop Deportation!“
Flüchtlinge schrieben verschiedene Schriftzüge auf dem Boden, darunter „Niemand ist Illegal“ und „Freiheit für Alle“.
Am Rand der Kundgebung wurde eine Delegation des ehemaligen Premierministers von Luxemburg Jean-Claude Junker gesichtet, des Spitzenkandidats der EVP. Sie wollte zufällig zum Europäischen Parlament. Anschließend versuchten die Mitglieder der Delegation, zur Kundgebung durchzudringen. Freundlich wurden sie von den Flüchtlingen daran gehindert und gebeten, sich von der Kundgebung zu entfernen. Grund dafür war, dass die Delegation Plakate des Ex-Premierministers bei sich trug, welche die Organisatoren schon in ihrem Aufruf untersagt hatten.
Um 11.40 Uhr starteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den „Marsch der Freiheit“ zum Ziel des ersten Teilabschnitts nach Furdenheim. Morgen bewegt sich die Gruppe Richtung Saarbrücken.
Anzunehmen ist jedoch, dass die Flüchtlinge auf ihrem Fußmarsch nur bis zur belgischen Grenze kommen. Grund dafür ist, dass ab dem 1. bis zum 6. Juni an den belgischen Binnengrenzen kontrolliert wird.
Ein Netzwerk internationaler Flüchtlingsgruppen koordiniert die Aktion parallel zu den Wahlen zum Europaparlament.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fußmarschs wollen beim EU-Gipfel in Brüssel vom 20. bis zum 26. Juni vor den EU-Institutionen auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam machen. Auftakt für den rund vier Wochen langen Fußmarsch war eine Demonstration auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg. In den vergangenen anderthalb Jahren campierten dort zahlreiche Flüchtlinge.
Fotos: Scheffel / Denzinger
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