Stuttgart. Das war wieder mal eine Show am Dienstag. Ich jedenfalls habe selten so ein rassistisches Spektakel erlebt, das in der Öffentlichkeit stattfinden konnte; ermöglicht durch ein großes Polizeiaufgebot. Einige seltsame Gestalten, darunter auch gewaltbereite Rassisten, brachten ihr schräges Weltbild zum Ausdruck. Der AfD-Lucke veranstaltete auf dem Schillerplatz einen Politzirkus, der die geistigen Tiefen einiger seiner Parteifreunde und Sympathisanten offenbarte. Da gab es vom mit Pfefferspray herumfuchtelnden älteren Herrn über handgreifliche Halbstarke und Verbalrassisten bis zum völlig wirr redenden AfD-Stadtratskandidaten Dr. Heinrich Fiechtner alle Schattierungen aus dem AfD-Topf.
Die rund 130 Anhänger der marktradikalen, nationalkonservativen und rechtspopulistischen Partei waren in Stuttgart alles andere als willkommen. Sie sahen sich mit einer lautstarken, antirassistischen Gegnerschaft konfrontiert, die mit Trillerpfeifen und lauten Protestrufen die Redebeiträge der offiziellen Parteihetzer zum großen Teil unhörbar machte. Die rund 100 AfD-GegnerInnen trugen mit teilweise sehr phantasievollen Schildern und Transparenten nicht nur ihre politischen Aussagen auf die Straße, sie verhinderten auch des Öfteren erfolgreich die Sichtbarkeit so mancher Parteigröße und derer, die sich dafür hielten. Entsprechend gereizt waren die (Möchtegern-)Zuhörer. Es kam ihrerseits immer wieder zu verbalen und körperlichen Übergriffen auf AfD-GegnerInnen. Diese Attacken wurden begleitet von unzähligen polizeilichen Personenkontrollen, Durchsuchungen, Beschlagnahmungen von Fahnen und Transparenten bis hin zu Ingewahrsamnahmen.
Den Gipfel der politischen Verwirrung bot der Stuttgarter AfDler und Stadtratskandidat Dr. Heinrich Fiechtner. Er beschimpfte den verantwortlichen Redakteur der Beobachter News als Nationalsozialisten, Nazi und Feigling. Man kann ja hinter unserem Redaktionsleiter alles mögliche vermuten, aber einen Nazi? Hatte der Herr Doktor keinen Geschichtsunterricht? Oder fühlt er sich nur in einer herbeiphantasierten Opferrolle wohl? Die AfD als Opfer des „Naziterrors“ von Journalisten, die sich doch tatsächlich erlauben, Personen des „öffentlichen Lebens“ zu fotografieren? Nun ja, sei’s wie’s will. Der Herr scheint jedenfalls nicht die hellste Kerze auf der AfD-Torte zu sein.
Sehr aufschlussreich war auch die Szene mit dem AfDler hinter der Bühne, der einen jungen Migranten aufforderte, doch dahin zu gehen, wo er hergekommen sei. Der sichtlich getroffene junge Mann fragte den vorbeieilenden Lucke, ob er diese Aussage mittrage? Er bat den AfD-Parteichef, sich von dieser Aussage zu distanzieren. Die Antwort auf diese Frage ist auf dem nebenstehenden Foto zu sehen. Keine Antwort ist auch eine Antwort, Herr Lucke!
Ein Pressefotograf wurde am Rand dieser Situation von einem AfDler körperlich bedroht und beleidigt. Er bat die Polizisten, die den Vorfall verfolgten, die Personalien des Beleidigers festzustellen. Sie kamen seiner Aufforderung nicht nach. Sie verweigerten es, tätig zu werden. Auch auf diese Art kann man Rassisten unterstützen, meine Damen und Herren von der Polizei. Finden Sie das in Ordnung? Ich nicht!
Die Polizei verhielt sich an diesem Tag auch sonst absolut pressefeindlich. Ihr Repertoire reichte von einfacher Behinderung von Fotojournalisten durch Vor-die-Linse-Stehen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Dieser Angriff auf unseren Kollegen wird für den jungen Polizisten unangenehme Folgen haben. Der Kollege kündigte eine Dienstaufsichtsbeschwerde an und behält sich eine Strafanzeige vor. Gut so!
Insgesamt gesehen war der als Höhepunkt des AfD-Wahlkampfs im Großraum Stuttgart geplante Auftritt des Herrn Bernd Lucke wohl eher ein absoluter Reinfall. Die Botschaft war eindeutig: Sie und ihre Anhänger sind in Stuttgart unerwünscht, Herr Lucke!
Rassisten werden in Stuttgart niemals einen störungsfreien Auftritt haben. Daran wird auch die Polizei nichts ändern können. Und das ist gut so!
Man sieht sich… auf der Straße!
Euer
Ferry Ungar
Bilder des Tages von Peepovicz, Scheffel, Denzinger, Ungar, Hinderlich
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