Tübingen/Frankfurt. Hans-Olaf Henkel, Europakandidat der AfD, versuchte bei einem Wahlkampfauftritt in Tübingen, seine Partei als seriös darzustellen (wir berichteten). Damit hatte er bei seinem Publikum durchaus Erfolg: Proteste der Grünen Jugend gegen seinen Auftritt liefen weitgehend ins Leere. Wer die AfD vorführen will, braucht eine klare Strategie und muss besser vorbereitet sein.
So erreichte die Blockupy-Bewegung vor kurzem in Frankfurt, dass Hans-Olaf Henkel seinen Wahlkampfauftritt auf der Hauptwache abbrach. Hunderte AfD-Gegner hatten nach einem Bericht der antifa.blockupy.org mit Transparenten und Schildern gegen Nationalismus, Rassismus und Sexismus das Feld dominiert und den AfD-Redner übertönt.
„AfD-Wahlkampf wird zur Blockupy-Party“, beschrieb die „Frankfurter Rundschau“ die Aktion. Eine Gruppe junger Menschen habe sich mit Trommeln, Pfeifen und pinkfarbenen Klamotten gleich zu Beginn vor der Bühne postiert. Immer mehr Gegendemonstranten strömten herbei, zeigten Transparente und schwenkten bunte Regenschirme. Schließlich waren es 250 Leute, die Sprüche wie „Rassismus, Sexismus – AfD“ skandierten. „Die rund 50 Mitglieder und Anhänger der AfD wissen kaum, wie ihnen geschieht. Entgeistert müssen sie mit ansehen, wie sich ihr Wahlkampf innerhalb weniger Augenblicke in eine Blockupy-Party verwandelt“, schrieb die „Frankfurter Rundschau“.
Koalitionen nur mit Konservativen
Ergiebiger als die Fragen der Grünen Jugend war in Tübingen die eines älteren Zuhörers nach möglichen Koalitionspartnern der AfD im Europaparlament, obwohl auch diese Frage Henkel vor allem Distanzierung ermöglichte. Marie Le Pens Front National, Geert Wilders und die FPÖ kämen nicht in Frage. Ebenso wenig die britische Ukip (United Kingdom Independent Party), die im Gegensatz zur AfD nicht nur den Euro ablehne, sondern auch die europäische Union – und einen Wahlkampf führe, „den man nur als rassistisch bezeichnen kann“. Dagegen könne es mit Konservativen Koalitionen geben.
Henkels Zusicherungen sind in diesem Punkt insofern glaubhaft, als es sich die AfD kaum leisten könnte, mit offen rassistischen oder faschistischen Kräften gemeinsame Sache zu machen. Sie würde damit ihr Biedermann-Image verlieren und ihre Chancen bei den anstehenden Landtagswahlen deutlich schmälern. Diese Wahlen dürften jedoch für den Parteiaufbau der AfD wesentlich wichtiger sein als ihr Anschluss an eine starke Fraktion im Europäischen Parlament.
Professoren machen AfD salonfähig
„Bei der AfD läuft es arbeitsteilig“, schrieb die „junge Welt“ am 15. Mai 2014. „Die akademisch geschulte Spitze der Partei distanziert sich, wo immer es geht, von allen möglichen ‚radikalen‘ und ‚extremistischen‘ Umtrieben. Der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel, der Wirtschaftsprofessor Lucke, der einstige CDU-Mann Alexander Gauland und der Publizist Konrad Adam, die bekanntesten Gesichter der neuen Partei, wissen, wo die Grenzen des politisch Anstößigen liegen. An der Basis hingegen versammelt sich ein buntscheckiger Haufen aus bürgerlichen Wüterichen und Politdesperados, darunter immer wieder auch bekannte Neonazis.“
In der Tat gilt das aus Wirtschaftskreisen und dem Großbürgertum stammende Führungspersonal der AfD als salonfähig. Henkel, Lucke oder der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Joachim Starbatty werden immer wieder zu Fernseh-Talkshows und Zeitungsinterviews eingeladen – was beim NPD-Vorsitzenden Udo Pastörs undenkbar wäre.
(Folge 2 von 3 – Fortsetzung folgt)
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