Stuttgart/Heidelberg. Am kommenden Montag, 30. Juni 2014, ruft ver.di an der Uniklinik Heidelberg zwischen 14.30 und 15.30 Uhr vor dem Verwaltungsgebäude Im Neuenheimer Feld 672 zu einer Protestaktion gegen die drohende Schließung der Physiotherapie-Schule an der Uniklinik Heidelberg auf. Anlass ist die Sitzung des Aufsichtsrats am gleichen Tag, in der über die Pläne informiert werden soll.
Günter Busch, ver.di Verhandlungsführer bei den Unikliniken:
Wir wollen, dass die Schule erhalten bleibt. Unser Tarifvertrag sieht eine Schließung der Schule nicht vor. Die Arbeitgeber sollten nicht aus Wut auf einen ihrer Meinung nach zu teuren Tarifabschluss bei den Schwächsten nachkarten.
Grund der Protestaktion ist die für die Schülerinnen und Schüler zunehmend unerträgliche Situation an der Physiotherapeutenschule in Heidelberg: Der Arbeitgeber streicht die Physiotherapieausbildung für den Herbst, leitet Maßnahmen zur Verschlechterung der laufenden Ausbildung ein, macht den gemeinsam mit ver.di abgeschlossenen Tarifvertrag dafür verantwortlich, hält sich trotz konkreter Nachfrage bedeckt, wie es für Belegschaft und Azubis weitergehen soll. Inzwischen ist zu lesen, dass die Schule eventuell ganz geschlossen werden soll.
Ivo Garbe von ver.di Baden-Württemberg:
Wir wollen dem Arbeitgeber am Montag gemeinsam ein deutliches Signal senden und an die Aufsichtsratsmitglieder appellieren, den eingeschlagenen Irrweg des Vorstands zu stoppen.
Weitere Hintergrund-Informationen:
Die Eckpunkte zu den Tarifverträgen sind gerade erst unterschrieben worden, da fällt der Arbeitgeber hinter die gemeinsam getroffenen Absprachen zurück,droht abgeschlossene Ausbildungsverträge zu kündigen und beschließt die Aufhebung der Physiotherapieausbildung für den im Herbst 2014 beginnenden Zug an der Uniklinik in Heidelberg. Zu keinem Zeitpunkt während der Tarifverhandlungen sind derartige Erwägungen von Seiten der Arbeitgeber eingebracht worden. Vielmehr wurde mit den Arbeitgebern gemeinsam vereinbart, dass das Schulgeld für Physiotherapie-Azubis an den Standorten Freiburg und Heidelberg dauerhaft wegfällt und an den anderen Standorten nicht neu eingeführt werden kann.
Zudem ist in den unterschriebenen Eckpunkten zu den Tarifverträgen festgehalten, dass gemeinsame Bemühungen über die Anrechnung der praktischen Tätigkeit angestrebt werden mit dem Ziel, sobald es Regelungen bezüglich einer Kostenerstattung für Ausbildungsentgelte für Physiotherapie-Azubis gibt, diese zu tarifieren. Nicht nur haben dazu bisher keine gemeinsamen Gespräche und Bemühungen stattgefunden, sondern erst auf Nachfrage und im Nachhinein wurde vom Arbeitgeber mitgeteilt, dass „die Schule für Physiotherapie sich ohne das Schulgeld nicht trägt“, die Kostenträger eine Kostenerstattung ablehnen und der Vorstand die Aufhebung der Physiotherapieausbildung für den Herbst 2014 beschlossen hat. Darüber hinaus wurden an der Schule von Arbeitgeberseite zahlreiche Schritte eingeleitet, die zu starken qualitativen Verschlechterungen führen werden.
Das ist aus ver.di Sicht kurzsichtig und unverantwortlich. Keine Ausbildung wird dafür gemacht, dass sie sich für den Arbeitgeber rechnet, dafür ist es Ausbildung und keine Arbeit. Die Summe, um die es dem Arbeitgeber hier geht, ist zudem zu gering und scheint als bloße Ausrede zu gelten. Die Argumentation hat auch unter sozialen Aspekten einen sehr faden Beigeschmack: Die Arbeitgeber waren ohne große Widerstände bereit, für die Praxisphase der PPiAs (Psychologische Psychotherapeuten in Ausbildung) zukünftig 1045 Euro im Monat als Vergütung zu zahlen, für die es bisher kein Entgelt gibt.
ver.di fragt, warum bei den Studierten Verbesserungen möglich sind und bei den Auszubildenden nicht? Die Empörung ist derzeit groß über das Arbeitgeberverhalten, nicht nur bei den Schülern und Beschäftigten der Physiotherapieschule, sondern quer durch die Belegschaft und insbesondere bei den Auszubildenden. Denn mit seinem Vorgehen fällt der Arbeitgeber gleichzeitig auch den Auszubildenden an allen vier Standorten in den Rücken. Sie waren in der Tarifrunde in den Verhandlungen bereit, zugunsten der Abschaffung des Schulgelds an den Physiotherapieschulen in Freiburg und Heidelberg eine um monatlich zehn Euro geringere Entgelterhöhung zu erhalten als die Auszubildenden im öffentlichen Dienst. Und nach Arbeitgeberangaben kompensieren die zehn Euro in etwa die wegfallenden Schulgebühren.
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