Göppingen. Der Runde Tisch gegen Rechtsextremismus in Göppingen macht weiter – trotz der Absage des Neonazi-Aufmarschs im Oktober.
Das ist die gute Nachricht. Allerdings nutzte Oberbürgermeister Guido Till gleich mal die Gelegenheit eines Treffens, sich in Rechts-gleich-links-Parolen zu ergehen. Man solle darüber sprechen, „wie extremistische Tendenzen ganz allgemein in unserer Stadt abgebaut werden können“, heißt es in einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“.
Guido Till habe bekräftigt, dass er an Aktionen gegen politischen Extremismus auch weiterhin teilnehmen möchte – „und zwar gegen rechten wie linken Extremismus“. Es schade deshalb nicht, „den Runden Tisch gegen Rechtsextremismus zum Runden Tisch gegen politischen Extremismus aufzuwerten“, heißt es weiter. Einen Konsens zu diesem Vorschlag gab es jedoch offenbar nicht.
Hierzu der Kommentar von Ferry Ungar, Beobachter News:
Was treibt Guido Till denn nun wieder um? Er will einen runden Tisch gegen linken und rechten Extremismus?! Was versteht denn der Herr Oberbürgermeister unter „Linksextremismus“? Nun ja, das hat er schon mehrfach durch sein Verhalten bei Naziaufmärschen in Göppingen gezeigt. Er meint mit „Linksextremismus“ nichts anderes, als das eigenständige und konsequente Eintreten gegen Rechts und für eine solidarische Gesellschaft. Das versteht er unter „Linksextremismus“. Und das soll genauso verwerflich sein, wie die Hetze der Neonazis? Extrem daneben!
Die Gleichsetzung von linker und rechter Politik durch ihre angebliche „Extremstellung“ hat nichts mit der Realität zu tun.
Faschisten teilen Menschen in mehr oder weniger lebenswert ein, verachten Migrantinnen und Migranten, spinnen antisemitische Verschwörungstheorien und begeistern sich für das menschenverachtende Naziregime. Das hat nichts gemeinsam mit dem konsequenten antifaschistischen Widerstand dagegen und dem Eintreten für eine menschliche Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung! Auch die angeblich so „gute und neutrale Mitte“ zwischen den beiden Extremen dieser Theorie ist nichts als ein Hirngespinst. Woher kommen denn rassistische Äußerungen im Alltag? Woran knüpfen die rechten Gedanken von einer starken Nation und der Hass auf die sozial Schwachen denn an? Natürlich an Gedankengut, dass sich schon in der Mitte der Gesellschaft zunehmend breit macht!
Der Sozialwissenschaftler Professor Josef Held aus Tübingen hat in einer Studie über rechte Tendenzen geschrieben: „Demokratische Mitte teilt rechtsextreme Gedanken“. Das heißt, dass die Grundlagen des Nazi-Gedankengutes sich schon dort finden lassen, wo Migrantinnen und Migranten ganz alltäglich schikaniert, belächelt, ausgegrenzt und abgeschoben werden. Dort wo der angeblich so harmlose Patriotismus voll im Trend liegt und Menschen völlig selbstverständlich nach ihrer Leistungsfähigkeit bewertet werden – kurz: in der Mitte der Gesellschaft!
Wer wirklich etwas gegen Nazis und rechtes Gedankengut unternehmen will, darf sich nicht vom „Links = Rechts“-Denken einlullen lassen. Stattdessen: Werdet selber aktiv gegen rechtes Gedankengut, dumme Stammtischparolen und Neonazis!
Ein runder Tisch gegen „politischen Extremismus“ lenkt vom eigentlichen Problem ab. Das Problem heißt Rassismus. Und der gipfelt in den braunen Umtrieben. Auch in Göppingen.
In diesem Sinne:
Man sieht sich … auf der Straße … und nicht an irgendwelchen runden Tischen gegen Extremismus!Euer
Ferry Ungar
Transparente am Göppinger Rathaus im Oktober 2013 – Klares Bekenntnis gegen Rechts! Und nun? Extremismusquatsch?
- Klares Bekenntnis gegen Rechts
- 2013 – Göppingen gegen Rechts
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