Stuttgart. Am frühen Abend des 8. Juli 2014 versammelten sich trotz strömendem Regen bis zu 45 Menschen auf dem Marienplatz zu einer Solidaritätskundgebung für die Protestierenden in Brasilien. Unter dem Motto „Copa para quem? – WM für wen?“ wurde auf die Proteste und auf die aktuelle Situation der Bevölkerung in Brasilien aufmerksam gemacht.
Die Redebeiträge von Young Struggle und dem Offenen Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart (OTKM) thematisierten die aktuelle Situation der brasilianischen Bevölkerung. Mit Infotafeln und Flyern erhielten interessierte PassantInnen und KundgebungsteilnehmerInnen nähere Informationen.
Bilder des Tages
Wir dokumentieren nachstehend den Aufruf zur Kundgebung:
„Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen welche 2016 auch in Brasilien stattfinden wurden in Brasilien circa 250000 Menschen zwangsgeräumt oder umgesiedelt. Ganze Stadtviertel sind betroffen und allein in Rio de Janeiro wurden 20000 Familien unter Gewaltanwendung geräumt. Die gesamte Innenstadt Rio de Janeiros ist von Militärpolizei besetzt. Mehrere Städte in Brasilien haben Hilfe des Militärs während der WM beantragt.
Die teuerste WM aller Zeiten kostet umgerechnet rund 11 Milliarden Euro und wird zu großen Teilen aus Steuergeldern finanziert. Um die WM auszutragen hat Brasilien den Weltfußballverband FIFA davon befreit Steuern zu zahlen. Fünf Jahre lang kann die FIFA Produkte importieren und in Brasilien verkaufen sowie Arbeiter anstellen, ohne dass diese Steuern im Land zahlen müssen. Neben der FIFA sind multinationale Konzerne wie Adidas oder Coca-Cola die Gewinner des WM-Spektakels, ebenso wie die riesigen Baufirmen und Sicherheitsunternehmen. Währenddessen gibt es erhebliche Probleme im Gesundheits- und Bildungsbereich, sowie im öffentlichen Nahverkehr.Eine der Hauptkritikpunkte der Protestbewegung ist daher auch die Verschwendung öffentlicher Mittel und die Unterversorgungen der öffentlichen Institutionen und Dienstleistungen.
Die brasilianischen Polizeieinheiten, darunter eine für ihre Brutalität bekannte Einheit die die Favelas überfällt, absolvierten Crowd-Control-Trainings unter anderem beim FBI und dem niedersächsischen SEK.
Es ist damit zu rechnen, dass die sexuelle Ausbeutung, vor allem Minderjähriger Frauen und Mädchen im Zuge der WM drastisch zunehmen wird. Schon jetzt hat Brasilien eine der höchsten Raten an sexueller Ausbeutung Minderjähriger. So gibt es beispielsweise unzählige Fälle von Vergewaltigungen durch die Polizei. Die FIFA als Veranstalter ist seit Jahren treibende Kraft hinter der Kommerzialisierung des Fußballs. Überall wo sie ihre Finger im Spiel hat, sind ähnliche Prozesse zu beobachten.
Die Herrschenden nehmen solche Events zum Anlass, breite gesellschaftliche Umwälzungsprozesse hin zu stärkerer Ausbeutung und Unterdrückung zu beschleunigen. So wurden ganze Viertel «aufgewertet», indem die bisherigen, in Armut lebenden BewohnerInnen massenhaft vertrieben wurden.
Unter dem Vorwand, die Sicherheit der BesucherInnen zu gewährleisten, wird der staatliche Sicherheitsapparat massiv ausgebaut. Um die sonst schon horrenden, finanziellen Verluste der öffentlichen Hand zu minimieren und auszugleichen, wurden die Arbeitsbedingungen und Löhne auf den Baustellen der Stadien auf ein möglichst tiefes Niveau gedrückt. Die FIFA manifestiert damit exemplarisch, wie im Kapitalismus durch Staat und Kapital die Bedürfnisse der Bevölkerung dem Profit- und Verwertungsstreben untergeordnet werden.
Wir erklären uns solidarisch mit den Kämpfen in Brasilien und rufen dazu auf dies nicht tatenlos hinzunehmen.
Copa para quem? WM für wen?
Zeigt euch solidarisch und kommt zur Kundgebung am Dienstag, den 8. Juli 2014 um 17 Uhr am Marienplatz.
OTKM Stuttgart und Young Struggle Stuttgart“
Folge uns!