Stuttgart. Am 9. Oktober 2014 möchte die irische Modemarke Primark in Stuttgart eine Filiale eröffnen. Linke und gewerkschaftliche Gruppen wollen mit Kundgebungen und Aktionen auf Missstände in der Textilindustrie aufmerksam machen.
So ruft die Stuttgarter Initiative Klassenkampf unter dem Motto „Primark steht für Ausbeutung und Unterdrückung“ zu Protesten auf. Auch die Linksjugend [’solid] Stuttgart hat Proteste angekündigt.
Ein Sprecher der Initiative Klassenkampf erklärte hierzu:
Primark verkauft Textilien zu extrem niedrigen Preisen. Diese werden auf Kosten der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter unter anderem in Bangladesch realisiert. Hierbei werden katastrophale Arbeitsbedingungen in Kauf genommen. Einstürzende und brennende Fabriken mit teilweise über 1000 Toten haben das im vergangenen Jahr deutlich gezeigt.
Primark ist allerdings nur eines von vielen Unternehmen die hier produzieren lassen. Die Initiative Klassenkampf sieht in dem Unternehmen dennoch ein „Symbol für prekäre Beschäftigung, Ausbeutung und Unterdrückung“. Informationen zu der Kampagne und den geplanten Aktionen findet man hier.
Offenes Treffen der Initiative: Jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Linken Zentrum Lilo Herrmann, Stuttgart-Heslach.
Die Linksjugend [’solid] Stuttgart erklärt ihre Sicht des Primark-Konzeptes:
„Gesundheitsschäden, Zwangsüberstunden, schlechte Bezahlung, gefälschte Arbeitsverträge und körperliche Übergriffe am Arbeitsplatz sind an der Tagesordnung.
Selbst pubertäre 15-Jährige wissen vermutlich, dass sich ein 2 Euro-T-Shirt nicht produzieren lässt, ohne dass irgendjemand den Preis dafür bezahlt. Zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche und von Urlaub oder gar Mutterschutz ist selbstverständlich gar nicht zu reden: Das ist die Realität einer Näherin in Bangladesch.
Der Einsturz einer der Textilfabriken in Bangladesch mit über 1000 Toten im April 2013 war nur die Spitze des Eisberges. Auch Primark produzierte in besagter Fabrik.
Chemikalien werden in den Produktionsländern ungefiltert in die Flüsse geleitet, und bei den TextilarbeiterInnen werden schwere Gesundheitsschäden hervorgerufen.
Zusätzlich wird bei Primark schnelle Mode produziert – das bedeutet neue Kollektionen alle paar Monate. Dieser schnelle Wechsel übt Druck auf die Produktionsfirmen aus und wieder sind es die ArbeiterInnen am untersten Ende der Nahrungskette, die den Druck ausbaden müssen.
Natürlich kann und muss man damit argumentieren, dass fast alle Mode-Labels ihre Kleidung unter besagten Missständen produzieren lassen. Ob Mango, Zara, H&M oder Lacoste – sie alle lassen in Billiglohnländern produzieren und kümmern sich nicht oder nicht glaubwürdig um die zwangsläufig damit einhergehenden verheerenden Folgen. Doch mit dem Primark-Konzept wird die Propagierung der Wegwerf-Gesellschaft auf die Spitze getrieben.
Liebe Freundinnen und Freunde der Mode: Es ist kein Verbrechen, sich schön anziehen zu wollen. Es ist auch kein Verbrechen, dafür wenig Geld bezahlen zu wollen. Aber die Frage ist doch: Welchen Preis sind wir bereit, dafür zu bezahlen? Und vor allem: Welchen Preis sind wir bereit, andere dafür bezahlen zu lassen?“
Hier geht´s zur Facebook-Veranstaltung zu den Protesten der Linksjugend [’solid] Stuttgart.
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