Göppingen. Der für den 11. Oktober 2014 angekündigte Naziaufmarsch in Göppingen wurde abgemeldet. Doch unabhängig davon gibt es unter dem Motto „Wir bleiben dran!“ an diesem Tag eine Demonstration gegen Faschismus und Repression. Die OrganisatorInnen wollen die Straßen zurückerobern und gewappnet sein für den Fall, dass an jenem Samstag doch noch Neonazis in der Stadt aktiv werden. Die Demo beginnt um 16 Uhr. Eine ganztägige Kundgebung geht ihr voraus. Sie beginnt um 10 Uhr am Bahnhof.
Die Befürchtung, Göppingen und Umgebung könnten Hochburg von Naziaktivitäten bleiben, erhielt neue Nahrung, als am 30. August 2014 ungefähr 35 Rechte in der Stadt aufmarschierten. Oberbürgermeister Guido Till steht seither stark in der Kritik, weil er die Öffentlichkeit von der angemeldeten Kundgebung nicht unterrichtete.
In den vergangenen beiden Jahre gab es in Göppingen jeweils Mitte Oktober Naziaufmärsche mit je zirka 150 Teilnehmern. Die Polizei riegelte die gesamte Stadt ab, so dass sich viele BewohnerInnen in einer Art Belagerungszustand fühlten. Im vergangenen Jahr hielten die Beamten mehrere hundert Antifaschistinnen zum Teil ganztägig in Polizeikesseln fest. Es gab viele Verletzte und im Nachgang unzählige Verfahren, Verurteilungen und Geldstrafen. Annähernd 1500 Menschen hatten sich in beiden Jahren am Protest gegen die Neonazis beteiligt.
Die Region ist seit Jahren ein Schwerpunkt faschistischer Aktivitäten besonders einer Gruppe junger Neonazis, die sich „Autonome Nationalisten (AN)“ nennt. Sie fielen durch rechte Propaganda, öffentliche Auftritte und Übergriffe auf Andersdenkende und MigratInnen auf. Seit sich die rechten Strukturen um das Jahr 2010 herausbildeten, wurde die Region Göppingen aber auch zum Schwerpunkt antifaschistischer Aktivitäten – gerade weil es Stadtverwaltung und Polizei vorzogen wegzuschauen und so die Nazis in ihrem Tun eher bestärkten.
Im Frühjahr ließ das Landeskriminalamt Räume der „Autonomen Nationalisten“ durchsuchen wegen des Verdachts der „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ nach §129. Daraufhin wurde der für den 11. Oktober 2014 geplante Naziaufmarsch in Göppingen abgemeldet. Die Organisatoren der antifaschistischen Demonstration betrachten das Naziproblem in der Region damit aber keinesfalls als gelöst, sondern allenfalls verschoben. Das hätten nicht zuletzt faschistische Aktivitäten in den vergangenen Monaten im Nachbarkreis Esslingen gezeigt: „Grund genug für die antifaschistischen Kräfte am Thema dran zu bleiben!“, kündigen sie an.
Antifaschistische Demonstration am Samstag, 11. Oktober 2014, um 16 Uhr / Beginn der ganztägigen Kundgebung: 10 Uhr / Ort: Bahnhof in Göppingen
Hier geht es zum Demoaufruf „Wir bleiben dran! Gemeinsam gegen faschistische Umtriebe und staatliche Repression! Die antifaschistische Aktion aufbauen!“
Folge uns!