Stuttgart. Gut 20 000 Stellen fehlen in der stationären Altenpflege in Baden-Württemberg. Das ist das hochgerechnete Ergebnis eines Personalchecks, den ver.di Baden-Württemberg in den vergangenen Wochen in Altenpflegeeinrichtungen im Land durchgeführt hat.
„Der Personalcheck dokumentiert das dramatische Ausmaß der derzeitigen Stellenausstattung: Jede vierte Stelle fehlt“, so Ivo Garbe, zuständig bei ver.di Baden-Württemberg.
Erhoben wurden die Zahlen bei Mitarbeitervertretungen, Betriebsräten und Personalräten in Altenpflegeheimen von Wohlfahrtsverbänden sowie kommunalen und privaten Träger der stationären Altenhilfe in Baden-Württemberg.
Die Befragung ergab, dass es hochgerechnet auf das Land aktuell 20 600 Stellen (nicht Beschäftigte) in den Altenpflegeheimen zu wenig gibt, das entspricht 23 Prozent. Im Detail fehlen 15 300 Stellen in der Pflege sowie weitere 5 300 in den Bereichen Hauswirtschaft, Küche, Haustechnik, Verwaltung und Sozialdienst. Im Schnitt fehlt in jeder Einrichtung eine Praxisanleiterin, die die Auszubildenden anleitet und so die praktische Ausbildung sicher stellt.
Als Sofortmaßnahme fordert ver.di die Landespflegesatzkommission auf, eine umgehende deutliche Erhöhung der Personalrichtwerte in einem neuen Rahmenvertrag für die stationäre Pflege in Baden-Württemberg zu vereinbaren und damit zu finanzieren, um in den Heimen mehr Personal beschäftigen zu können. In dieser Kommission vereinbaren die Verbände der Kostenträger und Einrichtungsträger unter anderem Maßstäbe und Grundsätze für eine personelle Ausstattung der Pflegeeinrichtungen.
Zudem soll der Landtag mit der Personalverordnung zum Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz konkrete Festlegungen zur Besetzung der Schichten treffen, zum Beispiel für den Nachtdienst einen Personalschlüssel von 1 zu 20.
„Die Lage ist bereits jetzt dramatisch und es braucht dringend Abhilfe“, so Irene Gölz, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen bei ver.di Baden-Württemberg:
Die Beschäftigten in den Pflegeheimen wollen jedem Menschen die Pflege und Betreuung zukommen lassen, die er benötigt, aber sie wollen auch ein Privatleben haben und gesund bleiben. Die Anzahl der Stellen in den Einrichtungen ist die zentrale Rahmenbedingung, die verändert werden muss, um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Denn gute Pflege braucht gute Arbeit.
Die Ergebnisse des Personalchecks sowie die ver.di Forderungen wurden heute Vormittag vor dem Interims-Landtag öffentlich an den Vorsitzenden der Enquetekommission Pflege, den CDU-Abgeordneten Helmut Walter Rüeck, und seinen Stellvertreter, den Grünen-Abgeordneten Manfred Lucha, übergeben. Ebenfalls anwesend waren die Obleute der Fraktionen in der Enquetekommission: Rainer Hinderer von der SPD, Jochen Haußmann von der FDP, Thaddäus Kunzmann von der CDU und Bärbl Mielich von den Grünen, sowie weitere Abgeordnete.
ver.di wird sich in der kommenden Woche mit ihren Forderungen an die Landespflegesatzkommission wenden.
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