Diyarbakir/Stuttgart. Am Samstagabend gegen 19 Uhr wurden in Diyarbakir (Türkei) drei deutsche Fotojournalisten festgenommen. Einem davon, Björn Kietzmann, gelang kurz nach 23 Uhr die Versendung eines Tweets über die aktuelle Situation. Wenige Minuten später eine ähnliche Meldung in englischer Sprache. Neben Björn Kietzmann sitzen Chris Grodotzki und Ruben Neugebauer im Gefängnis „Tem Sube Müdürlügü“ in Diyarbakir und werden verhört.
Offenbar plant die dortige Polizei die drei Journalisten (alle mit deutschem bzw. internationalem Presseausweis) vor Gericht zu stellen, um vermutlich eine Abschiebung in Verbindung mit einem Wiedereinreiseverbot in die Türkei zu erwirken. Sie wollten in der Türkei über die aktuellen Kurdenproteste berichten und wurden nun mit dem Vorwurf „Spione“ und „Provokateure“ zu sein konfrontiert.
Derzeit versuchen Journalisten in Diyarbakir Informationen zu den Umständen der Verhaftung zu erhalten.
Seit den Gezi-Protesten wurde die Pressefreiheit in der Türkei auch für ausländische JournalistInnen stark eingeschränkt, was bereits in der Vergangenheit zu internationaler Kritik führte.
Die deutsche Botschaft, das Außenministerium und Reporter ohne Grenzen wurden informiert.
Unter dem Motto „Journalismus ist kein Verbrechen“ wurde dazu aufgerufen, am Sonntag um 19 Uhr in Istanbul vor das deutsche Gerneralkonsulat zu ziehen um Solidarität mit den Inhaftierten zu zeigen und Druck auf die türkische Regierung auszuüben.
Derweil zeigt sich im Netz ebenfalls Solidarität. Unter dem Hashtag #freeRubenChrisBjoern finden sich auf Twitter und Facebook eine stark anwachsende Zahl an Unterstützern.
Die Redaktion sowie das gesamte Team der Beobachter-News fordert die sofortige Freilassung der drei inhaftierten Journalisten und die Beendigung der Verfolgung beziehungsweise Inhaftierung aller JournalistInnen welteit.
UPDATE Sonntag, 17.20 Uhr: Die drei sitzen scheinbar in Einzelzellen. Ebenso sind wahrscheinlich weitere Journalisten und Medienvertreter im gleichen Gefängnis eingesperrt worden. Sie sollen wahrscheinlich morgen vor Gericht gestellt werden. Kurz vor ihrer Festnahme haben die drei in einem Einkaufzentrum Menschen interviewt, als die Polizei auftauchte und sie verhaftete.
Quelle für das Update ist die Facebookseite von Benjamin Hiller
UPDATE 13.10.2014 09:45 Uhr: Wie Björn Kietzmann heute Vormittag über seinen Twitteraccount meldete haben die drei die Polizeiwache verlassen können und sind offenbar auf dem Weg zum Staatsanwalt.
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