Heilbronn. Der öffentliche Druck hat gewirkt. Ayse, die Betriebsratsvorsitzende der Heilbronner H&M-Filiale in der Stadtgalerie, behält ihre Stelle. Ihre Kolleginnen können aufatmen. Das teilte die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch, 22. Oktober, mit. Nach monatelangem Kampf habe der schwedische Modekonzern nachgegeben.
Die Betriebsratsvorsitzende der H&M-Filiale in Heilbronn sollte nach dem Willen der Geschäftsführung ihren Arbeitsplatz räumen. Ayse benötigte Solidarität – und die bekam sie auch. Angeheizt wurde der Konflikt Verdi zufolge zuletzt durch die Tatsache, dass der frühere Leiter der Filiale, in der Ayse arbeitet, offenbar nicht bereit war, für H&M unter Eid die Unwahrheit zu sagen. Somit konnte die Unternehmensleitung nicht länger bestreiten, dass es die Zusage zur Weiterbeschäftigung von Ayse jemals gab.
Solidaritätsaktionen und eine kritische Berichterstattung begleiteten die Auseinandersetzung der Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber um den Erhalt des Arbeitsplatzes ihrer Betriebsratsvorsitzenden. Die KollegInnen von Ayse mussten nach Verdi-Angaben dabei einiges einstecken. Denn um nicht zugeben zu müssen, dass Ayses Arbeitsverhältnis aufgrund ihrer Betriebsratstätigkeit beendet wurde, habe H&M dringend notwendige Neueinstellungen unterlassen. Die dadurch herbeigeführte Überlastung der Beschäftigten und die damit verbundene gesundheitliche Gefährdung nahm das Unternehmen billigend in Kauf, so die Gewerkschaft: „Fürsorgepflicht geht anders!“
Die wachsende öffentliche Empörung bekam der Textilkonzern jedoch auch am Umsatz zu spüren. Im Vergleich zum Vorjahr sei er in der Heilbronner Filiale rückläufig gewesen. Um diesem Negativtrend entgegen zu steuern, sei dem milliardenschweren Unternehmen nichts anderes übrig geblieben, als Ayse weiter zu beschäftigen. Entgegen allen Erwartungen, so die Gewerkschaft. Üblicherweise versuche H&M solche Konflike auszusitzen und lasse vorzugsweise die Gerichte entscheiden.
Während sich der um Ayse gebildete Kampagnenrat weitere Aktionen plante, um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen, sei Ayse von der neuen Storemanagerin überrascht worden, als diese sie plötzlich um ein Gespräch bat. Darin wurde Ayse unter Zeugen die geforderte Weiterbeschäftigung angeboten. Sie solle nahtlos an das alte Arbeitsverhältnis angehängt werden. Über dieses Angebot wurde nun ein gerichtlicher Vergleich geschlossen. Ayse kehrt wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.
Der plötzliche Kurswechsel von H&M sei jedoch nur dank einer Vielzahl von Menschen möglich geworden, die sich entschlossen und solidarisch für Ayse eingesetzt haben. „In ihrem Namen danken wir Euch sehr für dieses glückliche und erfolgreiche Ende eines Kampfes gegen Ungerechtigkeit und Willkür!“, heißt es dazu in einer Mitteilung von Verdi Heilbronn-Neckar-Franken.
Hier geht es zu unseren früheren Berichten zur Auseinandersetzung zwischen Ayse und H&M.
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