Göppingen. Friedensaktivisten rufen zu einer Kundgebung und einer Demonstration gegen ein Festival des Militärregimes von Eritrea auf. Es ist für Samstag, 22. November 2014, im Zuge der europäischen Tour des Eritrea-Festivals in der Göppinger Werfthalle geplant. Die Gegendemonstration soll um 13.30 Uhr in der Göppinger Innenstadt beginnen und zur Werfthalle führen. Im Anschluss soll in Sichtweite eine Kundgebung abgehalten werden.
Die Aktivisten möchten mit ihrer Aktion auf Geschichte und Gegenwart in Eritrea aufmerksam machen. Unter dem Schutzmantel der politischen Partei YPFDJ – das Kürzel steht für „Young People’s Front for Democracy and Justice“, zu Deutsch „Junge Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit“, wird das Festival unterstützt und beworben. Auch Göppingens Oberbürgermeister Guido Till wurde offenbar zu dem Festival eingeladen. Auf dem Flyer steht „BIDDHO TOUR VII“, was „Kampf Tour 7“ heißt.
Nach Angaben der Aktivisten ist die YPFDJ in den letzten Jahren zum wichtigsten Instrument der Machtsicherung und der Außenpolitik der Eritreischen Diktatur unter dem selbsternannten Präsidenten und ehemaligen Führer des Unabhängigkeitskampfes Isayas Afewerki geworden. Gesteuert werde die YPFDJ direkt von der Eritreischen Einheitspartei PFDJ (People’s Front for Democracy and Justice) und durch die Eritreischen Botschaften in den einzelnen Ländern. Die Partei wurde vom höchsten politischen Berater des Diktators Yemane Gebreab gegründet. Die YPFDJ verbreitet nationalistische und regimetreue Propaganda, beschafft Geld für die Diktatur und bekämpft aktiv die Eritreische Opposition im Ausland.
Berichten der Aktivisten zufolge gibt es in Eritrea weiterhin Massaker, politische und religiöse Verfolgung. Alle Kritiker des Regimes und unabhängige Journalisten werden in Eritrea seit 2001 ohne Gerichtsverfahren an geheimen Orten gefangen gehalten – unter ihnen der bekannte, aus Eritrea stammende Journalist Dawit Isaak, der die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt. Seine Familie fordert bis heute öffentlich seine Freilassung und wird daher von der YPFDJ massiv unter Druck gesetzt.
Das EU-Parlament hat zu dem Thema 2010 einen Beschluss gefasst und – ohne es zu wissen – durch ein kulturelles Programm einen Kongress der YPFDJ in Skandinavien finanziell unterstützt. Als bekannt wurde, um welche Organisation es sich handelte, forderte die EU diese Mittel jedoch zurück.
Die überwiegend jungen Menschen fliehen meist vor der zeitlich unbegrenzten Wehrpflicht aus Eritrea. Unter Lebensgefahr auf wackligen Booten durch das Mittelmeer oder durch die Wüste von Sinai, in der schon viele Flüchtlinge vermutlich von der ägyptischen Organmafia ermordet wurden. Diese Strapazen nehmen die Flüchtlinge in Kauf, da ihre Hoffnung auf Freiheit größer ist, als die Angst zu sterben. Niemand sei in dem Land mehr sicher. Ganze Generationen seien auf der Flucht nach Europa wie zum Beispiel via Lampedusa, erklären die Aktivisten.
Folge uns!