Tübingen. Im Französischen Viertel in Tübingen ist am Sonntagnachmittag, 16. November, ein Solidaritätscafé für einen Heilbronner Antifaschisten geplant. Er ist angeklagt, weil er Landesinnenminister Reinhold Gall aus Protest gegen die zögerliche Aufklärung der NSU-Verbrechen in Baden-Württemberg mit einer Torte beworfen haben soll. Das Solicafé beginnt um 14.30 Uhr im Wohnprojekt 009 im Tübinger Provenceweg 3.
Es gibt Kaffee, Kuchen und Torte und von 15 Uhr an einen Vortrag: „Torte statt Worte – Zur Kulturgeschichte des Tortenwurfs“. Um 16 schließt sich der Film: Stan and Laurel „The Battle of the Century“ mit der größten Tortenschlacht der Filmgeschichte an. Um 17 Uhr gibt es aktuelle Informationen zum Stand der NSU-Aufklärung in Baden-Württemberg und des Verfahrens gegen den Aktivisten.
Zwischen 2000 und 2011 ermordete der so genannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) mindestens zehn Menschen. Während die Polizei einen rassistischen Hintergrund der Morde kategorisch bestritt und die Täter im Bereich der, so wörtlich, „organisierten Ausländerkriminalität“ suchte, wurden die Naziterroristen des „NSU“ offensichtlich von verschiedenen Verfassungsschutzorganen finanziert und gedeckt.
Etliche Spuren des „NSU“ führen dabei nach Baden-Württemberg. Trotzdem weigerte sich die grün-rote Landesregierung noch bis vor kurzem, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Verbindungen der Nazis in der Region, der Verstrickung der Geheimdienste und der vielen weiteren offenen Fragen einzusetzen. Um gegen diese fortgesetzte, gezielte Verhinderung der Aufklärung öffentlich zu protestieren, platzierte die „Heilbronner Konditorei für konsequente Aufklärung“ am 7. Februar 2014 eine Himbeertorte im Gesicht des baden-württembergischen Innenministers Reinhold Gall.
Der Aktivist, der die Torte geworfen haben soll, ist wegen versuchter Körperverletzung angeklagt. Ein Personenschützer, der sich beim Aufspringen verletzt hatte, erhebt überdies Schadensersatzforderungen. Die nächste Verhandlung ist auf den 27. November in Öhringen angesetzt. Mit ihrem Solicafé wollen die Veranstalter helfen, die Prozesskosten zu finanzieren.
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