Plüderhausen. Ob aus Neugier, stillschweigender Übereinstimmung oder Protest: Rund 350 ZuhörerInnen kamen am Samstagabend, 22. November, in die Staufenhalle nach Plüdershausen. Gabriele Kuby verbreitete ihre rechtskonservativen, homophoben Thesen vor vollem Haus. Beifall aus der Menge erhielt sie allerdings nur selten. Ungefähr 35 Männer und Frauen protestierten mit Plakaten und Transparenten gegen den Auftritt Kubys.
Die Polizei war am Samstagabend mit einem Streifenwagen und zwei Beamten vertreten. Der Vortrag selbst war eher unspektakulär. Einige ZuhörerInnen gingen vorzeitig, weil sie sich langweilten. Andere schüttelten ob der kruden Thesen Gabriele Kubys den Kopf. Auch das schwäbische Stoßgebet „Herr, schmeiß Hirn ra“ war zu hören. Zu den Presseberichten über ihre Thesen erklärte sie, die Journalisten würden ihr Handwerk nicht verstehen.
Gabriele Kuby ist Verfasserin der Broschüre “Gender – eine neue Ideologie zerstört die Familie“ und gehört dem Aktionsbündnis an, das die „Demos für alle“ gegen den von der grün-roten Landesregierung geplanten neuen baden-württembergischen Bildungsplan organisiert.
„Gesetze für die Normalen“
In Plüderhausen behauptete sie, Pro Familia besuche Schulen, um „Sexunterricht“ abzuhalten. Sie erklärte, dass Diskriminierung gut sei. Das Vorgehen Polens gegen Homosexualität – dort hat es das Parlament ausdrücklich abgelehnt, eingetragene Lebenspartnerschaften zuzulassen – würdigte sie als „vorbildlich“. Allerdings nahm sie ihre Behauptung zurück, Homosexualität sei eine Sünde. Sünde sei nicht die Neigung selbst, sondern nur, sie auch auszuleben. Dagegen forderte sie von Politikern, Gesetze „für die 75 Prozent Normalen“ zu machen. Vom Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung hält Kuby offenbar nichts. Mit Aussagen wie beispielsweise „es wird eng für Christen“ versuchte sie Ängste zu schüren. Kurz nach 21 Uhr war der Vortrag vorbei und die Halle leerte sich.
Ausdrücklich hatte sich die Rednerin bei Andreas Schaffer bedankt, dem Bürgermeister von Plüderhausen. Obwohl die Initiative „Rems-Murr-nazifrei!“ gegen die geplante Veranstaltung protestierte, sah er keinen Grund und keine Möglichkeit, sie abzusagen. Man müsse sich „auch die Meinungen anderer anhören“ und sie aushalten, erklärte er in seinem Antwortschreiben auf einen offenen Brief der Initiative, die Kuby als Bindeglied zwischen christlichen Fundamentalisten verschiedener Strömungen und extrem Konservativen und Rechten, bis hin zur faschistischen Szene betrachtet. Schaffer duldete auch ein Werbeplakat für die Veranstaltung etwa zehn Meter vor dem Rathauseingang.
Zwischenfall mit Sahnewaffel
Auf der Internetplattform „linksunten.indymedia“ wurde gemeldet, dass es am Samstagnachmittag bei einer Lesung von Gabriele Kuby in der evangelikalen Freikirche im „Christlichen Zentrum life“ zu einem Zwischenfall gekommen sein soll. Vor etwa 20 ZuhörerInnen, unter ihnen angeblich auch Bürgermeister Schaffer, soll Gabriele Kuby mit einer mit Sahne gefüllten Waffel beworfen worden sein.
AntifaschistInnen, die Flugblätter verteilt hatten und die Veranstaltung nach dem Vorfall verließen, sollen von TeilnehmerInnen der Veranstaltung und dem Bürgermeister durch den Ort verfolgt worden sein. Sie hätten versucht, ihnen mit einem silbernen Kleinbus den Weg abzuschneiden, sie zu filmen und zu fotografieren, teilte ein „Antifaschistisches Kaffeekränzchen“ mit, aus dessen Sicht es „kein Recht auf rechte Propaganda“ gibt.
Update 23.11.2014, 23.45 Uhr:
Klarstellung: Herr Bürgermeister Schaffer war beim Vortrag in der Staufenhalle nicht anwesend. Wir hatten das zwar auch nie behauptet, aber eventuell könnte man seine Anwesenheit aufgrund des Dankes von Gabriele Kuby interpretieren.
Herr Bürgermeister Schaffer erklärte, dass er nicht bei der Lesung im „Christlichen Zentrum life“ gewesen sei. Er habe auch an keiner Verfolgung teilgenommen.
Andreas Schaffer meint
Zum Wahrheitsgehalt dieses Berichtes nur eine wichtige Information: ich war weder bei der Veranstaltung im Life noch bei der Veranstaltung in der Staufenhalle !
Andreas Schaffer meint
Ich war auch nicht an irgendeiner Verfolgung beteiligt. Bitte entfernen sie diese Lügen !
Redaktion meint
Sehr geehrter Herr Schaffer,
wir haben ihre Angaben in den Bericht eingepflegt.
Sollten wir einer Falschmeldung aufgesessen sein, bedauern wir das.