Kommentar von Ferry Ungar – Stuttgart. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall verbietet die „Autonomen Nationalisten Göppingen“ (wir berichteten). Das finde ich gut. Dabei zeigt er sich auffällig wortstark. Das macht mich ein wenig misstrauisch.
In einer Pressemitteilung des Innenministeriums vom 18. Dezember 2014 ist unter anderem zu lesen: „Wir dulden in Baden-Württemberg keine rechtsextremistischen Vereinigungen, die in Programm, Vorstellungswelt und Gesamtstil eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweisen. Sie sollen wissen, dass wir auf ihre Umtriebe die passenden Antworten haben.“
Das hört sich gut an. Gall der Antifaschist. Unser Innenminister als Nazijäger mit den „passenden Antworten“. Tolle Geschichte. Endlich geht es in die richtige Richtung.
Jetzt werden sie ALLE faschistischen Organisationen verbieten. Endlich wird es eine Entnazifizierung in unserem Land geben. Endlich wird Schluss sein mit diesen Naziumtrieben.
Und dann führt er aus: „Wir haben eine wehrhafte Demokratie; hier ist kein Platz für Organisationen, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten und deren Zwecke und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen.“ Das ist ja super. Endlich hat er es begriffen, der Herr Gall, der antifaschistische Kämpfer.
Und weiter schwadroniert er: „Das Verbot zeigt die vorbildliche Arbeit unserer Sicherheitsbehörden. Extremistische Gruppierungen werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft.“ Was sagt er jetzt da? *amkopfkratz* Vorbildliche Arbeit der Sicherheitsbehörden? Wen meint er damit? Hmmm, der wird doch nicht die Antifa meinen?! Konsequent wäre es ja. Aber die sind ja gar keine Behörde.
Meint er die Schlapphüte vom Staats- und Verfassungsschutz?
Die cleveren Kerlchen, die bei jeder Antifademo mit ihren dämlichen „Ohrwärmern“ rumlungern und Nazigegner bespitzeln? Die mitverantwortlich für die Entstehung der Mörderbande „NSU“ sind?
Oder meint er die uniformierten, vermummten, gewaltbereiten Polizisten, die bei jeder Nazidemo in Göppingen dafür sorgten, dass die Faschisten ihre „Meinung“ kundtun konnten?
Die dafür sorgten, dass die braune Brut durch Göppingen marschieren konnte. Die hunderte AntifaschistInnen mit literweise Pfefferspray „versorgten“ und sie mit Schlagstöcken verprügelten. Sie einkesselten, festnahmen und kriminalisierten. Meint er die?
Oder meint er die Staatsanwaltschaft, die anschließend zig Strafverfahren gegen Nazigegner eröffnete?
Und was meint er denn mit „extremistischen Gruppierungen“?
Spätestens hier wird einem klar, wie der „antifaschistische“ Innenminister tickt. Von wegen gegen Nazis. Gegen sogenannte „Extremisten“ will er kämpfen. Er kommt mit dem ewigen Extremismusgequatsche. Links und rechts alles gleich verachtenswert. Alle in einen Sack!
Lasst Euch nicht verschaukeln. Reinhold Gall ist kein Nazijäger. Und er wird es auch nicht werden. Weder er noch dieser Staat. Wir müssen alles – wie bisher – selber machen:
Antifaschismus bleibt Handarbeit!
Man sieht sich … auf der Straße! 😉
Euer
Ferry Ungar
Folge uns!