Von Julian Rettig – Karlsruhe. Mehr als 1000 Menschen folgten am Montagabend einem lokalen Aufruf und versammelten sich auf dem Stephanplatz, um für ein vielfältiges, weltoffenes und solidarisches Karlsruhe zu demonstrieren. Über 60 Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und politische Organisationen warnten gemeinsam: „Das friedliche Zusammenleben wird bedroht von Gruppierungen, die rassistische Hetze betreiben, auf unbegründete Ängste bauen und sie schüren.“
Den Anlass zu dieser Aktion lieferten zwei im Dezember gegründete Karlsruher Pegida-Ableger. Sie sind bisher ein Phänomen auf Facebook geblieben und haben den Schritt aus der virtuellen Welt auf die Straße (noch) nicht geschafft. So behielt dieser Abend einen allgemeineren Charakter und zeigte mögliche Reaktionen auf eine echt Aktion von Pegida.
Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) ging in seiner Rede mehrfach auf Ängste vor einer radikalen und gewalttätigen islamistischen Minderheit ein. Er warnte vor einer pauschalen Anfeindung muslimischer MitbürgerInnen. „Rattenfängern“ hinterher zu laufen, bringe nichts. Die Stadt entwickle sich nur, wenn sie sich der Vielfalt stelle, sei die Lehre aus dem letzten Jahrhundert.
Der OB kritisierte aber auch die „Interventionistische Linke“ (IL) wegen des Gewaltbegriffs, den er ihr unterstellte. Am Vormittag hatte Mentrup seinen Redebeitrag wegen dieses Bündnispartners in Frage gestellt. Als Kompromiss lieferten VertreterInnen des Offenen Antifaschistischen Treffens an Stelle der IL einen inhaltlichen Beitrag. Sie analysierten, dass Pegida und AfD als rechte Strömung einen neuen Trend ausgelöst haben.
Angel Stürmlinger (IG Metall), Thomas Schalla (evangelische Kirche) und eine Vertreterin der Flüchtlingshilfe hielten weitere Reden. Sie alle forderten ein tolerantes Zusammenleben und lehnten konstruierte Vorurteilen ab.
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