Pforzheim. Der Protest gegen die rechte „Fackelmahnwache“ am Montag, 23. Februar, in Pforzheim wirkte bemerkenswert entschlossen. Die Polizei hielt nach eigenen Angaben 1000 Einsatzkräfte vor. Sie berichtet von neun leicht verletzten Polizisten, die Demo-Sanitätsgruppe Südwest von mindestens 14 durch Polizeiaktionen verletzten NazigegnerInnen. Zu der „Fackelmahnwache“ auf dem Wartberg hatte ein Verein aufgerufen, der sich „Freundeskreises – ein Herz für Deutschland“ nennt und von den Behörden als rechtsextrem eingestuft wird (wir berichteten).
Anlass war der 70. Jahrestag des Bombenabwurfs der Alliierten auf die Stadt im von Deutschland verschuldeten Zweiten Weltkrieg. Mindestens 350 NazigegnerInnen wollten sich den Rechten auf dem Wartberg entgegenstellen und ließen sich auch vom Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz der Polizei nicht daran hindern. Sie zogen in einer unangemeldeten Demonstration vom Hauptbahnhof zum Hotel Hasenmayer.
Nach einer Kundgebung bildete sich erneut ein Demozug. AktivistInnen durchbrachen eine Polizeiabsperrung und teilten sich dann in zwei Gruppen auf. Obwohl die Beamten Pfefferspray einsetzten, überrannte eine Gruppe von 150 bis 200 AntifaschistInnen auch eine zweite Polizeikette. Einigen gelang es – offenbar unentdeckt -, auf einem schmalen Fußweg näher an den Aufmarschplatz der Rechten heranzukommen. Die Polizei wirkte überrascht und setzte massiv Schlagstöcke und Pfefferspray ein, von dem auch einige Beamte selbst etwas abbekamen.
Dem Aufruf zur „Fackelmahnwache“ waren nach unserer Zählung 75, nach Polizeiangaben 70 Anhänger des „Freundeskreises“ gefolgt. Sie missbrauchten erneut das Gedenken an die Ereignisse vor 70 Jahren, um unter Polizeischutz ihr revisionistisches Geschichtsbild zu propagieren. Damals wurde das Zentrum der Stadt zerstört, 17 600 Menschen kamen ums Leben. Die Stadt Pforzheim gedachte des Bombenabwurfs mit über dreißig Veranstaltungen. Etwa 2000 Menschen kamen nach Angaben der „Pforzheimer Zeitung“ am Abend zum Marktplatz, wo Kerzen angezündet wurden. Überdies wurden die Glocken der Stadt geläutet.
Währenddessen versuchte die Polizei auf dem Wartberg eine direkte Konfrontation zwischen Teilnehmern der Nazi-„Fackelmahnwache“ und den GegendemonstrantInnen zu verhindern. Zum Protest gegen die „Mahnwache“ auf dem Wartberg hatte ein Bündnis von 27 Organisationen aufgerufen, unter ihnen Antifa-Gruppen und die Grüne Jugend Baden-Württemberg.
Laut Polizei wurde ein Antifaschist festgenommen und erhielt einen Platzverweis. Auch ein Anhänger des „Freundeskreises“ wurde wegen Beamtenbeleidigung vorübergehend festgenommen. Die Polizei zeigte sich in einem erstrn Fazit mit dem Verlauf ihres Einsatzes zufrieden. Ein neu eingeführtes „Konzept der strukturierten Separierung“ sei aufgegangen. Bei keinem der neun leicht verletzten Polizeibeamten sei Dienstunfähigkeit eingetreten. An drei Dienstfahrzeuge habe man Sachbeschädigungen festgestellt.
Von verletzten NazigegnerInnen war der Polizei nichts bekannt. Die Demo-Sanitätsgruppe Südwest geht allerdings „aufgrund der unübersichtlichen Situation“ von einer hohen Dunkelziffer aus. 14 verletzten DemonstrantInnen leisteten die SanitäterInnen Erste Hilfe.
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