Stuttgart. Politische Plakate sind Zeitdokumente und Ausdruck des Protests. Im Zentrum Gasparitsch in der Rotenberger Straße 125 in Suttgart-Ost ist seit Freitag, 6. Februar, eine Sammlung von ihnen zu besichtigen. Die Ausstellung endet am 21. März 2015 um 19 Uhr mit einer Abschlussparty und der Versteigerung der Plakate. Der Erlös kommt der Arbeit für politische Gefangene zugute. Vorabgebote können unter stuttgart@political-prisoners.net abgegeben werden.
Schon Anfang der fünfziger Jahre gab es unterschiedliche Protestbewegungen in der Bundesrepublik und in Westberlin. In der Ausstellung werden sie mit Nachdrucken aus dem Buch „Demo – eine Bildergeschichte des Protests in der BRD“ von 1986 gewürdigt.
Die politischen Plakate, die im Zentrum Gasparitwch ausgesetellt sind, wurden vom Archiv der sozialen Bewegungen in der „Roten Flora“ in Hamburg, für die Wanderausstellung des Netzwerks „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ gespendet.
In den sechziger Jahren waren Kunst und Widerstand kein Widerspruch. Es war eine Selbstverständlichkeit, die politischen Kämpfe und Proteste in künstlerischer Form auszudrücken. Diese Ausdrucksform steht im Widerspruch zu einer gängigen konsumierbaren Kunst. Diese Kunst findet ihren Ausdruck dann in der „Kunst als Ware“. Sie wird dadurch bedeutungslos.
Die politischen Plakate und andere künstlerischen Werke dokumentieren die Geschichte der politisch engagierten Kultur und den gemeinsamen Weg von Kunst, Kultur und Politik mit widerständischen Menschen, politischen Kämpfen und unterschiedlichen Protesten und Widerstandsformen. Kultur und politische Kunst sind heute teilweise von politischen Aktionsformen abgetrennt.
Kunstschaffende haben die Aufgabe, einen kritischen Standpunkt gegenüber der Gesellschaft einzunehmen, politische, soziale und sonstige Verhältnisse kritisch zu durchleuchten und die Widersprüche – seien sie politisch, sozial oder gesellschaftlich – zu benennen, zu dokumentieren und aufzudecken. Hier sind alle Kunstschaffenden gefragt.
Ergänzt wird die Wanderausstellung durch Paolo Neris „Mosaike“ zu denen der Künstler sagte: „Die zwei Jahre, die ich an den Mosaiken gearbeitet habe, unterbrochen von Arbeiten auf Baustellen, sind den in Gefangenschaft gestorbenen Angehörigen der RAF und des deutschen Widerstands gewidmet. Ich habe als Material Mamor ausgewählt wegen seiner klassischen Strenge, seiner Widerstandskraft und Stärke, weil er den politischen Widerstand repräsentiert. Ich habe mich für das Mosaik entschieden, weil es eine antike Technik ist, erprobt und dauerhaft, wie die Rebellion und Revolution.“ (Paulo Neri 2008).
Die DIN-A3-Ausdrucke der Mosaike zeigen die acht politischen Gefangenen aus der BRD, die den Knast nicht überlebten. Paulo Neri war Widerstandskämpfer seiner Zeit in Italien. Die Techniken zur Erstellung dieser Mosaike beruhen auf dem florentinischen und byzantinischen Stilrichtungen.
Darüber hinaus werden Aquarelle ausgestellt, die das Massaker von Tel al-Zaatar vom 12. August 1976 im libanesischen Flüchtlingslager dokumentieren. (Ismail Shammout)
Zusätzlich werden Ausdrucke von Graffitis von der Mauer in Jerusalem gezeigt.
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