Von Andreas Scheffel – Villingen. Pegida-Gründer Lutz Bachmann sollte am Sonntag, 26. April, bei SBH-Gida in Villingen Stargast sein. Doch er zog nur 180 rechtsgerichtete Islamgegner und Ausländerfeinde auf den Münsterplatz. Direkt angrenzend versammelten sich 300 GegendemonstrantInnen, obwohl das bürgerliche Bündnis „No Pegida in VS“ nicht zu der Kundgebung aufgerufen hatte. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Möglicherweise wird SBH-Gida schon am 17. Mai erneut in Villingen-Schwenningen marschieren.
Die GegendemonstrantInnen versuchten am Sonntag, die Pegida-Kundgebung mit lautstarken Sprachchören und Trommeln zu übertönen. Lutz Bachmann griff auf dem Villinger Münsterplatz kurz nach 15 Uhr zum Mikrofon. Neues hatte er nicht zu bieten. Er las den angereisten Zuhörern nur den mitgebrachten Pegida-Leitfaden vor. Außerdem sprachen ein älterer Mann von Pegida Würzburg und der Schweizer Ignaz Bearth. Bachman bezeichnete die Gegendemonstranten als „Dummbratzen“. Damit meinte er die Anhänger der Antifa, aber auch viele andere BürgerInnen, die sich vor dem Alten Rathaus postiert hatten.
Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Rupert Kubon beobachtete die Kundgebung vom Rand des Münsterplatzes aus. Auf Nachfragen von Pressevertretern sagte er, er sei schon des Öfteren auf Demonstrationen gewesen. Er habe eine Einladung von den Veranstaltern erhalten, könne sich aber nicht mit Pegida identifizieren und habe die Einladung deshalb auch nicht angenommen. „Villingen-Schwenningen ist und bleibt eine weltoffene Stadt. Dafür stehe ich auch weiter ein“, sagte er.
Personenkontrollen und Polizeikessel
Die Polizei riegelte wie bei den vorangegangenen Pegida-Kundgebungen den Münsterplatz mit starken Einsatzkräften hermetisch ab. Eine Gruppe von GegendemonstrantInnen postierte sich im Bereich der Feuerwache am Einlass der Pegida-Anhänger. Einige der Rechten waren sehr aggressiv, hatten Messer, Metallrohre oder Seitenschneider dabei. Die Beamten nahmen sie ihnen beim Einlass nach gezielten Personenkontrollen und Leibesvisitationen ab. Die Betroffenen bekamen die beschlagnahmten Gegenstände nach der Kundgebung zurück.
Am Rand der Kundgebung kam es laut Pressemitteilung der Polizei zu einem Zwischenfall im Bereich des Benediktinerrings. Ein Mann sei auf dem Weg zu der SBH-Versammlung – SBH steht für Schwarzwald-Baar-Heuberg – von mehreren Personen körperlich angegangen worden.
Bürgerbündnis „No Pegida VS“ rief nicht zum Protest auf
Er habe leichte Verletzungen aus der Attacke davongezogen. Im Bereich der Schulgasse seien etwa 15 Personen von der Polizei eingekesselt worden – grundlos, wie die Umschlossenen erklärten: „Wir waren einfach nur unterwegs, riefen Parolen, schwenkten unsere Fahne und hielten ein Transparent vor uns“, erklärte einer der Eingekesselten.
Dieses Mal schloss sich das Bündnis „No Pegida in VS“ den Protesten gegen den SBH-Gida-Aufmarsch nicht an. Das begründete die Gruppierung in einem Facebook-Eintrag so: „Die vorangegangenen Gegendemos haben gezeigt, dass sich aus den Reihen der Antifa immer einer findet, der es nicht schafft, sich an die demokratischen Spielregeln zu halten. Das führte dazu, dass unser Bündnis teils massiver Kritik aus dem bürgerlichen Lager ausgesetzt war, schlicht und ergreifend deshalb, weil in der Wahrnehmung „Gegendemo = Chaoten“ zur Gleichung wurde, die aufgeht. Dieser Gleichsetzung wollen und müssen wir ein Ende bereiten, um als Bündnis handlungsfähig zu bleiben.“ „No Pegida VS“ beschränkte sich auf einen Infostand am Vortag.
SBH-Gida plant neuen Aufmarsch parallel zum Frühjahrsmarkt
Die Pegida-Veranstaltung am Sonntag endete gegen 16.15 Uhr. Danach blieb es in der Innenstadt ruhig. Villingen-Schwenningen und Karlsruhe sind die beiden einzigen Städte in Baden-Württemberg, in denen Pegida auf die Straße geht. Das könnte nach einem Bericht des „Schwarzwälder Boten“ schon am Sonntag, 17. Mai, erneut der Fall sein. Die SBH-Gida-Sprecherin Sabrina Grellmann habe es am Sonntag bei der Kundgebung in Villingen angekündigt. Allerdings liegt der Stadt laut Pressesprecher Nicolas Lutterbach noch keine Anmeldung vor. Die Anmeldungen seien jedoch auch bisher erst kurzfristig eingegangen.
Sollten Pegida-Anhänger am 17. Mai erneut mit Gleichgesinnten aus dem Dreiländereck marschieren, träfen sie wohl auf Tausende Besucher des Frühjahrsmarkts, der an diesem Tag in der Villinger Innenstadt abgehalten wird.
Fotos: Andreas Scheffel und Sven Kollet
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