Worms. Im rheinland-pfälzischen Worms kam es am 1. Mai zu einem von der NPD beworbenen Aufmarsch unter dem Motto „Asylbetrug macht uns arm!“. Ein Bündnis aus antifaschistischen und linken Gruppen, Gewerkschaften und kirchlichen Vereinigungen rief zum Protest und teilweise zu Blockaden auf. Es gingen über tausend NazigegnerInnen auf die Straße, unter ihnen Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot aus mehreren Hundertschaften und schwerem Gerät vor Ort – so auch mit zwei Wasserwerfern.
Gegen Mittag versammelten sich am Hauptbahnhof die ersten AntifaschistInnen. Etwa 30 von ihnen setzten sich mit einer Spontandemonstration in Richtung eines schon besetzten Blockadepunkts in Bewegung. Bereits nach kurzer Zeit kam es zu ersten Scharmützeln, als Polizeieinheiten von hinten mit Fahrzeugen in die Demo fuhren und einzelne Beamte mit dem Schlagstock auf AntifaschistInnen losgingen. Auch kam es hier schon zu ersten kleineren Angriffen auf Pressefotografen.
Die Einsatzkräfte begleiteten die Spontandemo kurzerhand in einem Wanderkessel zur Blockade am Kreisverkehr zwischen Gaustraße und Pfortenring. Dort blockierten 300 AntifaschistInnen die geplante Aufmarschstrecke der Nazis. Etwa 200 Meter entfernt befand sich eine weitere, jedoch weitaus kleinere Sitzblockade. Sie wurde nach kurzer Zeit von der Polizei friedlich geräumt.
NPD-Demo läuft nur kurz, dafür mit Hitlergruß, vermummt und mit Böller
Wegen der großen Blockade am Kreisverkehr wurde die Aufmarschroute der NPD massiv gekürzt. Anstatt die geplanten knapp 4 Kilometer zu marschieren, kamen ihre Anhänger nur etwa 150 Meter weit und standen dann vor massiven Polizeiabsperrungen, hinter denen sich die antifaschistische Blockade befand. In der Renzstraße standen die etwa 150 Neonazis zwei Stunden, berauscht von einem sich in Rage redenden Jan Jaeschke (dem Kreisvorsitzenden der NPD Rhein-Neckar). Hinzu kam ein scheppernder Sound (wir vermuten Rechts-Rock) aus dem verrosteten Lautsprecherwagen. In Verhandlungen machte die Polizeiführung klar, dass sie nicht die erforderliche Einsatzstärke besitze, um den Weg frei zu räumen und gleichzeitig für einen sicheren Rückweg zu garantieren.
Frustriert zog der mittlerweile geschrumpfte Naziaufmarsch zurück zum Hauptbahnhof. Ein Neonazi zeigte mehrmals den Hitlergruß in Richtung mehrerer Fotografen, untermauert mit „Lügenpresse“-Rufen umstehender Nazis. Er wurde später am Hauptbahnhof kurzzeitig festgenommen. Jan Jaeschke bezeichnete diese Festnahme auf seiner Facebookseite als „unglaublichen Vorfall“ und beschimpfte die Beamten als „Erfüllungsgehilfen der roten Terroristen und der antifaschistischen Diktatur“. Auch hatten sich mehrere TeilnehmerInnen der rechten Demo vermummt, was die Polizei allerdings nicht zu stören schien.
Kurz vor Ankunft am Hauptbahnhof explodierte ein starker Böller im hinteren Teil des Aufmarsches. Ob er von den Nazis kam oder von GegendemonstrantInnen, war nicht ersichtlich.
Auf dem Bahnhofsvorplatz hielten die Nazis ihre Abschlusskundgebung ab. Unter anderem sprachen erneut Jan Jaeschke und Christian Hehl (NPD-Stadtrat, Mannheim). Doch den meisten Nazis war nicht nach Inhalt zumute, sie pöbelten stattdessen PressevertreterInnen und GegendemonstrantInnen an und bedrohten sie („Man sieht sich immer zweimal im Leben!“ oder „Kommt doch her, wenn ihr euch traut!“). Für allgemeine Belustigung sorgte ein Neonazi, als er – abgelenkt durch GegendemonstrantInnen – mit dem Kopf gegen eine Straßenlaterne lief.
Erfolgreiche antifaschistische Proteste
Zum Abschluss des Tages zog eine antifaschistische Spontandemo mit etwa 450 TeilnehmerInnen vom Blockadepunkt am Kreisverkehr zum Hauptbahnhof. Dort wurden die Reden der Neonazis von lauten antifaschistische Parolen übertönt.
Und immer wieder die Frage nach der Pressefreiheit
Am Rand der Aufzugstrecke des NPD-Marsches kam es auch zu einer Schikane gegenüber zwei Mitarbeitern der Beobachter News. Polizeibeamte behielten Presse- und Personalausweise für etwa 15 Minuten ein und glichen sie mit einer uns unbekannten Liste vor Ort ab. Auf Nachfrage nach dem Grund der Maßnahme kam – wie so oft – keine Antwort. Unsere Kollegen waren in dieser Zeit quasi nicht handlungsfähig. Dies bedeutet eine Einschränkung der Pressefreiheit. Die Redaktion verurteilt das Verhalten der Beamten.
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