Stuttgart. Der Arbeitskampf im Sozial- und Erziehungsdienst hat am Freitag, 8. Mai, auch in Baden-Württemberg begonnen. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi ist das ganze Land betroffen. Schwerpunkte seien vor allem die größeren Städte wie Mannheim, Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Ulm, Reutlingen und Tübingen oder Heilbronn. Insgesamt beteiligten sich zum Auftakt über 5000 Beschäftigte, gut 600 Einrichtungen blieben geschlossen.
Auch in der nächsten Woche wird der Streik fortgesetzt, teilt die Gewerkschaft mit. Verdi will nach dem Streikbeginn mit breiter Beteiligung den Arbeitskampf ab Montag in Teilen Baden-Württembergs dauerhaft fortführen, bis ein verhandlungsfähiges Angebot auf dem Tisch liegt. Sollten die Arbeitgeber keine Bewegung zeigen, werde der Druck Zug um Zug erhöht werden.
Auf einer Kundgebung in Mannheim sagte die Verdi-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier am späten Vormittag vor 1200 Streikenden:
„Dass in den sozialen Berufen zu wenig gezahlt wird, ist breiter Konsens in Politik und Gesellschaft. Vor sechs Jahren haben die Arbeitgeber eine Aufwertung verweigert und den Konflikt aufs Jahr 2015 vertagt. Diesmal werden Erzieherinnen und Sozialarbeiter nicht mehr nachgeben.“
Verdi wies die Behauptung der VKA (Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände), die Gehälter wären seit 2009 um ein Drittel gestiegen, zurück. In Wirklichkeit habe es seit der Festlegung der Eingruppierung 1991 keine Aufwertung des Berufsfeldes gegeben.
Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin, sagte auf der Kundgebung in Heilbronn vor über 500 Streikenden:
„Wir stellen uns auf einen längeren Arbeitskampf ein, sollten die Arbeitgeber keine Kompromissfähigkeit zeigen. Die kommunalen Arbeitgeber versuchen, den Konflikt auf dem Rücken der Eltern auszutragen. Die Aufwertung der Berufe ist überfällig und entspricht den gestiegenen Anforderungen. Die Verweigerung der Kommunen lässt den betroffenen Beschäftigten keine andere Wahl als den Streik, wenn sie nicht wieder auf den St. Nimmerleinstag vertröstet werden wollen.“
Weitere größere Kundgebungen gab es in Pforzheim mit 550 und in Nürtingen mit über 1200 TeilnehmerInnen.
Die weiteren Planungen:
Stuttgart
In Stuttgart wird weitergestreikt beim Jugendamt: die Bereiche Kita, Schulkindbetreuung, Fördergruppen. Beim Jugendamt die Sozialen Dienste und Hilfen zur Erziehung. Beim Sozialamt und Gesundheitsamt die Sozialen Dienste. Beim Schulverwaltungsamt die Schulkindbetreuung, verlässliche Grundschule etcetera sowie beim Klinikum der Stadt die Sozialen Dienste.
Ab Montag streiken auch die Städte und Gemeinden in den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr.
Streiklokal ist am Montag der UFA Palast. 11.30 Uhr Demo, 12.15 Uhr Kundgebung auf dem Stuttgarter Marktplatz.
Mittelbaden-Nordschwarzwald
Betroffen sind weiterhin die Stadt Karlsruhe mit ihren Kindertagesstätten, Horten und Sozialen Diensten. In Pforzheim das Jugendamt des Landratsamt Enzkreis und die städtischen Kindertagesstätten und die Sozialen Dienste, die Stadt Calw und einige Gemeinden aus dem Enzkreis. Insgesamt werden voraussichtlich 60 Einrichtungen geschlossen bleiben.
Am Dienstag kommen dann noch die Stadt Rastatt, das Landratsamt Rastatt, Rheinstetten, und weitere Kommunen dazu,
Schwarzwald-Bodensee
Gestreikt wird am Montag in Singen und am Dienstag in Schramberg im Kitabereich sowie bei mehreren sozialen Diensten.
Rhein-Neckar
52 Kindertagesstätten bleiben voraussichtlich weiterhin geschlossen (drei sind im Notdienst), weitere Bereiche streiken.
Ostwürttemberg-Ulm
Kindertagesstätten, Soziale Dienste sowie Einrichtungen der Jugendhilfe in Ulm und Aalen bleiben auch am Montag geschlossen. Dem Streik werden sich Kindertagesstätten und weitere Einrichtungen in Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Giengen anschließen. Um 10 Uhr findet eine Kundgebung am Rathausplatz in Heidenheim statt mit anschließendem Demonstrationszug durch die Innenstadt.
Fils-Neckar-Alb
Der Streik wird am Dienstag fortgesetzt: unter anderem in Esslingen, Plochingen, Göppingen, Geislingen und Nürtingen. Am Mittwoch kommen Reutlingen und Tübingen dazu. Kundgebung ist am Mittwoch in Esslingen um 12 Uhr auf dem Marktplatz.
Heilbronn-Neckar-Franken
Ab Montag: Heilbronn, Neckarsulm, Crailsheim, Schwäbisch Hall, Weinsberg, Oedheim, Neuenstadt.
Oberschwaben
Am 13. Mai Streiks in mehreren oberschwäbischen Städten und Gemeinden, etliche Kitas werden geschlossen bleiben. SchulsozialarbeiterInnen sind ebenfalls einbezogen.
Weitere Streiks werden vorbereitet.
Südbaden
Ab Dienstag sind die Offenburger und Kehler Kindertagesstätten im Streik, am Mittwoch wird der Streik auf rund 50 Kitas und Sozialeinrichtungen in der Ortenau ausgeweitet. Eine Kundgebung ist am Mittwoch, 13. Mai, um 12 Uhr vor dem Offenburger Rathaus geplant.
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