Stuttgart. Noch kein Tarifergebnis für VerkäuferInnen: Auch die zweite Runde der Verhandlungen im baden-württembergischen Einzelhandel brachte keine Annäherung der Tarifparteien. Beide Seiten verständigten sich am Dienstag, 19. Mai, auf einen neuen Verhandlungstermin am 22. Juni in Korntal-Münchingen. Das teilte die Gewerkschaft Verdi mit. Sie will bis dahin vermehrt zu Warnstreiks aufrufen.
Verdi ging demnach am Dienstag in Ludwigsburg mit der Aufforderung an die Arbeitgeber in die Verhandlungen, ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen. Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke: „Die bisher angebotene Erhöhung von 1,5 Prozent reicht bei weitem nicht aus. Wir wollen mit unserer Forderung – ein Euro mehr pro Stunde – untere Einkommen besonders anheben. Und wir wollen nur für ein Jahr abschließen, weil die weitere Preisentwicklung sich momentan schlecht absehen lässt. Darauf sollten die Arbeitgeber eingehen, wenn es zu konstruktiven Verhandlungen kommen soll.“
Verhandlungsführer Bernhard Franke warnt vor Altersarmut
Franke betonte, dass die im Einzelhandel gezahlten Löhne und Gehälter so niedrig seien, dass sie die Beschäftigten in Zukunft nicht vor Altersarmut schützen würden. „Das ist ein unhaltbarer Zustand, und wir müssen gemeinsam etwas dagegen unternehmen. Wir brauchen daher dauerhafte Steigerungen der Tarifentgelte. Einmalzahlungen, wie von den Arbeitgebern vorgeschlagen, lehnen wir ab.“
Die Arbeitgeberseite lehnte es Verdi zufolge kategorisch ab, ein verbessertes Angebot vorzulegen. Sie hatte am 28. April in der ersten Runde bei einer Laufzeit von 21 Monaten eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 1,5 Prozent nach einem Nullmonat angeboten, außerdem eine Einmalzahlung von 215 Euro in zwei Raten im zweiten Jahr, die nicht in die Gehaltstabelle eingehen würde und damit keine Auswirkungen auf spätere Tariferhöhungen hätte.
Verdi will Mindesteinkommen und Allgemeinverbindlichkeit
Dagegen fordert Verdi für die rund 490 000 Beschäftigten im Einzelhandel Baden-Württemberg eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 Euro pro Stunde und ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 Euro. Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden.
Zudem strebt Verdi für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden. Damit soll der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ entgegengewirkt werden.
Verdi kündigt an, bis zum nächsten Verhandlungstermin landesweit vermehrt zu Warnstreiks aufzurufen. Die Tarifverhandlungen werden am 22. Juni in Korntal-Münchingen (Abacco-Hotel) fortgesetzt.
Siehe auch unsere früheren Berichte:
Einzelhandel: Beginn der Tarifverhandlungen über eine neue Entgeltstruktur
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