Stuttgart. Das gibt wohl für viele keine leichte Entscheidung. Während sich die Regierungsspitzen der G7-Staaten im bayerischen Elmau treffen, läuft in Stuttgart der Evangelische Kirchentag. Unter dessen 2500 Veranstaltungen finden sich erstaunlich viele fürs links-alternative und Protest-Publikum – so etwa eine Friedenskette gegen die US-Kommandozentralen AFRICOM und EUCOM am Samstag, 6. Juni und eine Kundgebung der Stuttgart-21-Gegner vor dem Hauptbahnhof.
Auch sonst fordert und bietet der Monat neben zunehmend wärmeren Temperaturen Einiges – von der Mahnwache gegen Kargida in Karlsruhe über das Sommerfest des CSD und den Protest gegen den Naziaufmarsch in der zweiten Junihälfte in Frankfurt bis zur Demonstration der rechten Allianz um die baden-württembergischen Bildungsplangegner am 21. Juni in Stuttgart. Und dann ist da auch noch der AfD-Bundesparteitag am 13. und 14. Juni in Kassel, bei dem die Partei vermutlich noch weiter nach rechts in die nationalkonservative Ecke rutscht. In diesem Monat ist dermaßen viel los, dass wir unsere Vorschau teilen mussten. Die zweite Folge erscheint nach dem G7-Wochenende.
Elmau: Vom 3. bis zum 8. Juni Protest gegen G7
In der Umgebung des Tagungsorts des G7-Gipfels sind eine ganze Reihe von Protestveranstaltungen gegen das Treffen der Mächtigen geplant (siehe „Sternmarsch zur Alpenfestung„). Die Protestbewegung ruft teils zu Demonstrationen so nah wie möglich am Tagungsort, teils zu Veranstaltungen in München auf.
Sicher ist: Es werden an die 25 000 Polizistinnen und Polizisten vor Ort sein, um das Treffen der G7 zu sichern. Schätzungen zufolge kommen auf jeden Demonstrierenden zweieinhalb Beamte. Auch RichterInnen sind nach Elmau abkommandiert, und es ist mit umfangreichen Vorkontrollen zu rechnen. Das Protestcamp des Bündnisses Stop G7 auf einer 7000 Quadratmeter großen Wiese wurde untersagt, weil angeblich Überschwemmungsgefahr eines angrenzenden Bachs wegen besteht. Siehe hierzu die aktuelle Erklärung der Camp-AG. Die wichtigsten Termine:
Alternativgipfel in München am Mittwoch, 3. Juni, und Donnerstag, 4. Juni, mit Podien, Vorträgen, Workshop und Kultur. Hier geht es zum Flyer des Alternativgipfels und zum Programm.
G7-Demo in München am Donnerstag, 4. Juni (Fronleichnam). Beginn ist um 14 Uhr am Stachus (Karlsplatz).
Dauerkundgebungen rund um Elmau des Bündnisses Stop G7 vom 4. bis zum 7.Juni jeweils von 10 bis 20 Uhr mit Infotischen, Pavillons und Pressezelten an verschiedenen Orten. Näheres auf der Homepage des Bündnisses.
Großdemonstration in Garmisch am Samstag, 4. Juni. Die Auftaktkundgebung am Bahnhofsplatz beginnt um 12 Uhr, die Demonstration um 14.30 Uhr. Etwa um 17 Uhr schließt sich eine Abendveranstaltung mit Konzert an.
Sternmarsch nach Elmau des Bündnisses Stop G7 am Sonntag, 7. Juni, ab 8 Uhr auf sechs verschiedenen Routen.
Abschluss in Garmisch-Partenkirchen am Montag, 8. Juni, von 10 Uhr an auf dem Bahnhofsplatz.
Eine gemeinsame Anreise mit Bus oder Bahn gibt es von vielen Orten aus. Abfahrt der Busse in Stuttgart ist am Mittwochabend und Samstagmorgen. Karten gibt es im Linken Zentrum Lilo Herrmann und im Stadtteilzentrum Gasparitsch.
Stuttgart: Friedensaktionen am 6. Juni beim Kirchentag
Von den vielen Veranstaltungen zum Deutschen Evangelischen Kirchentag Anfang Juni in Stuttgart hier nur eine kleine Auswahl:
Eine Friedenskette unter dem Motto „Krieg beginnt in Stuttgart – AFRICOM und EUCOM schließen!“ ist am Samstag, 6. Juni, von 11.15 Uhr bis 12.10 Uhr in Stuttgart im Zug des Evangelischen Kirchentags geplant. Von der Friedenskirche in der Schubartstraße 12 in Stuttgart-Ost soll die Menschenkette durch die Innenstadt bis zum Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am Stauffenbergplatz führen. Neben vielen anderen Organisationen rufen die AnStifter, die DFG-VK, EAK-Württemberg, Ohne Rüstung Leben und das Pfarramt für Friedensarbeit der württembergischen evangelischen Landeskirche zu der Aktion auf.
Der Hintergrund: In Stuttgart befinden sich zwei der sechs US-Kommandozentralen in Deutschland. Gegen sie richtet sich die Demonstration. Das AFRICOM in Stuttgart-Möhringen steuert alle militärischen Einsätze der USA in Afrika. Hier werden die Todeslisten für den Einsatz von Kampfdrohnen erstellt. Das EUCOM in Stuttgart-Vaihingen befehligt die US-Atomwaffen in Europa. Außerdem koordinierte es zum Beispiel die Angriffe gegen den Irak, Serbien und Libyen und das Kriegsmanöver „Rapid Trident“ in der Ukraine. Näheres zur Friedenskette findet sich hier.
Eine Auftaktveranstaltung zu weiteren von der Gesellschaft Kultur des Friedens organisierten Aktionen schließt sich an. Sie beginnen um 16 Uhr am Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am Stauffenbergplatz. Von dort (U-Bahnstation Charlottenplatz) geht es zur US-Zentrale AFRICOM nach Stuttgart-Möhringen mit der U5,U6,U12.
Die Friedenskundgebung vor der AFRICOM-Zentrale beginnt um 17 Uhr. Unter anderem sind Konstantin Wecker und Stimmen von Drohnenopfern zu hören. Von dort setzt sich um 18.30 Uhr eine Friedensdemonstration mit der Lokomotive Stuttgart nach Möhringen in Bewegung.
In der Martinskirche in Stuttgart-Möhringen beginnt um 20 Uhr eine Konzertlesung mit der evangelischen Theologin und Pfarrerin Margot Kässmann und Konstantin Wecker. Sie haben ein Buch „Entrüstet Euch- für ein Menschenrecht auf Frieden“ herausgegeben, das auch einen Beitrag der Gesellschaft Kultur des Friedens enthält. Näheres zum Friedensaktionstag in Stuttgart auf deren Homepage.
Stuttgart: Veranstaltung zur Rechten Allianz am 6. Juni
Ebenfalls zum Kirchentags-Programm gehören Vortrag und Diskussion am Samstag, 6. Juni, ab 10 Uhr über die Unheilige Allianz christlicher Fundamentalisten und der politischen Rechten, unter anderem der AfD, die sich um die Gegner eines neuen baden-württembergischen Bildungsplans gebildet hat. Er soll die Akzeptanz sexueller Vielfalt fördern.
Veranstalter sind die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit dem Verein Weissenburg, dem schwul-lesbischen Zentrum Stuttgart. In dessen Räumen in der Weissenburgstraße 28A diskutieren Marcus Felix (GEW), der Soziologe Andreas Kemper und Janka Kluge (VVN-BdA). Es moderiert Christoph Ozasek (Stadtrat Stuttgart, Fraktion SÖS LINKE PluS). Die nächste Demonstration der Bildungsplangegner ist für Sonntag, 21. Juni, angekündigt.
Stuttgart: Gegen Stuttgart 21 am 6. Juni beim Kirchentag
„Aus Stuttgart 21 klug werden: Oben bleiben!“ ist das Motto einer großen Kundgebung gegen das Tiefbahnhof- und Immobilienprojekt Stuttgart 21 im Rahmen des Kirchentags. Sie beginnt um 14 Uhr vor dem Hauptbahnhof. Redner sind der Journalist Franz Alt, der Theologe Martin Poguntke und der Regisseur Volker Lösch. Capella Rebella und Rike Kohlhepp (Violine) machen Musik. Angelika Lingckh moderiert. Unter anderem rufen das Bündnis Bei Abriss Aufstand und die Theologinnen gegen Stuttgart 21 zu der Kundgebung auf.
Karlsruhe: Mahnwache gegen Kargida am 2. Juni
Kargida, ein Teil des baden-württembergischen Ablegers von Pegida, will am Dienstag, 2. Juni, wieder in Karlsruhe aufmarschieren. Der Protest dagegen beginnt um 16 Uhr mit einer Mahnwache auf dem Friedrichsplatz. Ab 17.30 Uhr ist eine Kundgebung „Vielfalt willkommen! für ein vielfältiges, tolerantes und weltoffenes Karlsruhe“ geplant. Veranstalter ist das Netzwerk Karlsruhe gegen Rechts.
Stuttgart: Der NSU in Baden-Württemberg, 11. Juni
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt zu Vortrag und Diskussion am Donnerstag, 11. Juni, über „Die NSU-Aktivitäten in Baden-Württemberg und deren Aufklärung“ ein. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Geißstraße 7 in Stuttgart. Ein Vertreter von „NSU-Watch Baden-Württemberg“ will einen Überblick geben. Unter anderem geht es um die Arbeit des NSU-Untersuchungsausschusses des Landtags. Kooperationsparter ist die Gruppe f.y.i. -„for your interest“ und die Stiftung Geißstraße.
Stuttgart: Rückblick auf den Protest gegen G7 am 11. Juni
Das selbstverwaltete Stadtteilzentrum Gasparitsch in Stuttgart-Ost, Rotenberger Straße 125, plant für Donnerstag, 11. Juni, einen Stadtteilabend, um Rückschau auf die Aktionen zum G7-Gipfel zu halten. Beginn ist um 19 Uhr.
Stuttgart und Tübingen: 100 Tage Syriza, 12. und 13. Juni
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt zu einem Diskussionsabend mit Danai Tzika-Kostopoulou (Mitglied des griechischen Parlaments für Syriza) über „100 Tage Syriza“ ein. Beginn ist am Freitag, 12. Juni, um 19 Uhr in ihrem Regionalbüro in der Ludwigstraße 73a in Stuttgart und am Samstag, 13. Juni, um 20 Uhr im Club Voltaire, Haaggasse 26b, in Tübingen.
… und zum Vormerken: Sommerfest des CSD Stuttgart am 13.und 14. Juni auf dem Berger Festplatz (siehe auch „CSD-Sommerfest: Akzeptanz – was sonst„).
Der 2. Teil unserer Juni-Vorschau erscheint nach dem G7- und Kirchentagswochenende
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