Von unseren ReporterInnen und der Redaktion – Garmisch-Partenkirchen/Elmau. Der Protest gegen den G7-Gipfel am Samstagnachmittag in Garmisch war bunt, lautstark und kreativ. Bei einer Zwischenkundgebung gab es ein Aktionstheater auf der Bühne des vordersten Lautsprecherwagens. Dabei provozierte die Polizei eine Rangelei. Anschließend griff sie die Demonstration mit Schlagstöcken und Pfefferspray an. Mehrere Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer.
Ein Polizist ging einen Fotojournalisten der Beobachter News massiv an. Dem Fotografen wurde mit der Faust mehrfach ins Gesicht geschlagen. Er wurde im Würgegriff zu Boden gebracht.
Mehrere weitere Pressevertreter berichteten über soziale Medien, sie seien ebenfalls von der Polizei tätlich angegriffen worden. Unter dem Eindruck der massiven Polizeigewalt zog sich die Demonstration in Richtung der Auftaktkundgebung am Bahnhof Garmisch zurück. Die Polizei griff die DemonstrantInnen mehrmals auch auf ihrem Rückzug an.
Von wegen mit Benzin gefüllte Flasche
Während sich das Bündnis Stop G7 über die „enthemmte Polizeigewalt“ empört zeigte, behauptete die Polizei über Twitter, die Provokation sei von G7-GegnerInnen ausgegangen. Unter anderem hätte ein Demonstrant eine mit Benzin gefüllte Flasche auf die Beamten geworfen.
Nach einer „gründlichen Analyse“ korrigierte sich die Polizei später: Die Flüssigkeit in der Flasche sei nicht brennbar gewesen. Da hatte sich die Nachricht jedoch längst über die Medien verbreitet. Auch die im Einsatz befindlichen PolizistInnen dürften durch die Falschmeldung aufgestachelt worden sein.
In der Innenstadt von Garmisch hatten am Samstag, 6. Juni, etwa 7500 Menschen gegen den G7-Gipfel in Elmau demonstriert. Die Demonstration war von bunten und lautstarken Protesten geprägt. Eine Vielzahl kreativer Seitentransparente und viele kleine Kunstaktionen begleiteten die Demo.
Im Anschluss erklärte Simon Ernst, Pressesprecher des Bündnisses:
Selbst 20 Kilometer vom Gipfelort sind Proteste unerwünscht. Ausgerechnet während wir unsere inhaltliche Kritik an dem täglichen Massenmord im Mittelmeer und den Kriegseinsätzen der G7-Staaten in einem Theaterstück darstellten, griff die Polizei unsere Demonstration an. Die brutalen Polizeiangriffe waren durch nichts gerechtfertigt. Die Verantwortung für die Eskalation liegt eindeutig bei der Polizei! Polizisten schlugen auf sitzende Menschen ein. Die DemonstrantInnen haben sich lediglich versucht vor der enthemmten Polizeigewalt zu schützen und ihre angemeldete Demonstration zu verteidigen.
Am frühen Abend wurde zunächst gemeldet worden, das Protestcamp müsse aufgrund der Wetterlage evakuiert werden (wir berichteten in unserem Liveticker). Diese Meldung wurde gegen 21 Uhr vom Aktionsbündnis revidiert:
Das Wetter ist wieder auf unserer Seite – Evakuierung ist abgesagt, lasst uns das Camp wieder zu einem Ort des Widerstands machen.
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