Kommentar von Anne Hilger – Garmisch-Partenkirchen. Es ist vorbei. Das ist das beste, das man über das Treffen der G7 sagen kann. Kein Mensch weiß, wozu es gut gewesen sein soll. Niemand kann begründen, weshalb sich die Staats-Chefs nicht einfach im Berliner Kanzleramt trafen. Dort ist das teure Sicherheitsgedöns schon vorhanden, und die Botschaften der beteiligten Staaten liegen in unmittelbarer Nähe. Dann hätte man wenigstens keine demokratischen Grundrechte wie Versammlungsrecht und Pressefreiheit schleifen müssen. Zwölf weitere Anmerkungen zu einem Ereignis der anderen Art.
1. Die aktuellen Probleme sind zu ernst, zu groß und zu bedeutend für Symbolpolitik in einer verkitschten Zuckergusswelt.
2. Die G7-Format ist von vorgestern. Die versammelten Regierungschefs sind nicht wirklich die Weltenlenker. Sie sind noch nicht einmal deren Statthalter.
3. Wäre es darum gegangen, auch nur ein einziges Problem zu lösen, hätten die G7 wenigstens Russland einladen müssen.
4. Das Alpenpanorama bei Garmisch-Partenkirchen ist zu schön, um mit 17 Kilometer Zaun und 27 000 hochgerüsteten Polizisten in eine militärische Sicherheitszone verwandelt zu werden.
5. Kosten von 360 Millionen Euro sind zu viel, um der Weltöffentlichkeit mal wieder weiszumachen, die Deutschen liefen im Dirndl, mit Trachtentüchern und albernen Hüten herum und ernährten sich von Weißwurst und Bier. Schade, dass sich TrägerInnen angeblicher Traditionstrachten als Staffage missbrauchen ließen.
6. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend sind zu klug, um behördlicher Panikmache Glauben zu schenken. Die meisten behandelten die Demonstrierenden einfach so, wie sich der Umgang mit anderen Menschen gehört.
7. Das Kalkül der bayerischen Behörden ging dennoch auf. Erst schwadronierten sie von tausenden von Gewalttätern im Ansturm auf Elmau. Zuletzt war kaum verhohlenes Bedauern zu hören, dass nicht einmal ein paar hundert kamen. Zeitweilig sollen auf jeden Demonstranten fünf Polizisten gekommen sein. Die einzige Eskalation bei der Demo am Samstag musste die Polizei schon selbst provozieren – schlimm für die Betroffenen.
8. Wir wissen noch nicht, wie die Bayern das mit dem Gewitter und dem Starkregen auf das Protestcamp hingekriegt haben. Wir können nur sagen: Chapeau!
9. Unter dem Eindruck der düsteren Drohungen hat sich die Protestbewegung auseinander dividieren lassen. Der eine Teil demonstrierte nur in München. Der andere verteidigte geschwächt vor Ort sein Recht auf Protest. Diese Spaltung war fatal. Die beteiligten Parteien und Gruppen müssen sie aufarbeiten.
10. Brot und Spiele – das gilt immer noch. Aber die Leute haben keine Lust mehr auf Inszenierungen, die höchstens zu Monarchien vergangener Jahrhunderte passen.
11. Am verräterischsten ist das Foto mit Barack Obama von hinten. Er sitzt auf einer Bank und breitet entspannt die Arme auf der Lehne aus. Vor ihm steht ganz aufgeregt Angela Merkel und imitiert seine Geste – ein klares Zeichen von Unterwürfigkeit.
12. Zu guter Letzt: Das Misstrauen der Menschen gegenüber dem abgeschotteten Kitschgipfel in den Alpen war groß. Auch die meisten Medien gingen auf Distanz. Man kann getrost davon ausgehen: Ein solches G7-Treffen gibt es in Deutschland ziemlich sicher nie wieder.
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