Von Colin Derks – Garmisch-Partenkirchen. Rund 7500 Menschen beteiligten sich am 6. Juni 2015 an einer Großdemonstration gegen den G7-Gipfel in Garmisch. Ich war als freier Fotojournalist im Auftrag von „Beobachter News“ am Rand des bunten und weitestgehend friedlichen Protests unterwegs.
Auf der Mittenwalder Straße, kurz vor der Kreuzung Riedweg/Wildenauer Straße, gab es eine geplante Zwischenkundgebung, in deren Verlauf es zu einem gewaltsamen Zusammenstoß zwischen Einsatzkräften der Polizei und der Demonstrationsspitze kam. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstock ein, Demonstranten warfen Rauchkörper und sprühten mit einem Feuerlöscher in die Polizeiketten.
Ich befand mich zur Zeit des ersten Zusammenstoßes mit einem zweiten Fotografen hinter dem ersten Lautsprecherwagen. Als der Lautsprecherwagen spontan in eine Sanitätszentrale umgewandelt wurde, weil es zu viele Verletzte gab, bewegten wir uns nach vorne zur Demonstrationsspitze. Wir befanden uns mit etwa 30 bis40 weiteren Fotografen und Journalisten vor dem Lautsprecherwagen, als es einen erneuten Angriff der Polizei auf die ersten Reihen der Demonstration gab: Ohne Vorwarnung stürmten Trupps der Polizei nach vorne und drückten uns Journalisten an die Demonstration.
Ich befand mich direkt an der seitlichen Polizeikette und merkte, dass ich mich aufgrund des Gedrängels nicht mehr bewegen konnte. Deshalb äußerte ich den Beamten gegenüber meinen Wunsch, diesen Bereich verlassen zu dürfen, und zeigte meinen Presseausweis vor. Der Beamte einer Einsatzhundertschaft aus Nordrhein-Westfalen schubste mich und schrie mir „Verpiss dich zurück!“ entgegen.
Ich äußerte noch einmal mein Anliegen und rief ihm zu, dass ich von der Presse bin, hielt zum wiederholten Male meinen Presseausweis hoch. Daraufhin boxte er mir mehrmals in den Oberkörper und danach ins Gesicht. Ich versuchte dieser Situation zu entkommen, konnte mich aber weder vor noch zurück bewegen. Als ich ihm erneut mein Gesicht zuwandte, folgten weitere Boxschläge auf meine rechte Gesichtshälfte und mein Kinn. Der Beamte nahm mich daraufhin in einen Würgegriff und drückte mich zu Boden. Andere Journalisten halfen mir hoch und begleiteten mich nach draußen. An den Beamten war zu diesem Zeitpunkt kein Herankommen mehr.
Im Klinikum Garmisch-Partenkirchen wurden am 8. Juni eine starke Prellung im Bereich meiner rechten Gesichtshälfte, sowie mehrere Hämatome und Abschürfungen festgestellt. Das Klinikum suchte ich nur auf, weil die Schmerzen nicht nachließen und ich auf Nummer sicher gehen wollte, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Wir sind auf der Suche nach weiterem Bild- und Videomaterial von der Situation, um rechtliche Schritte prüfen zu können. Kontaktiert uns dazu bitte über unser Kontaktformular.
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