Von Anne Hilger – Update – Stuttgart. Der G7-Gipfel hielt am zurückliegenden Wochenende viele in Atem – doch jetzt ist er ebenso Geschichte wie der Evangelische Kirchentag. Zeit für eine Vorausschau auf die zweite Monatshälfte. Der CSD Stuttgart feiert sein Sommerfest. Doch am Samstag will in Sinsheim die NPD und am Sonntag in Villingen Pegida marschieren. Eine Woche später sind rechte Kundgebungen in Frankfurt und Stuttgart angekündigt – ein Überblick.
Stuttgart: Sommerfest des CSD am 13. und 14. Juni
Der Stuttgarter CSD-Verein lädt am Samstag, 13. Juni, und Sonntag, 14. Juni, in den Unteren Schlossgarten zu seinem Sommerfest ins Zelt auf dem Berger Festplatz – ganz im Zeichen des Regenbogens und der Vielfalt.
Geplant sind zwei gesellige Tage mit buntem Bühnenprogramm und einem großen Getränke- und Speisenangebot. Dazu gibt es Informationen rund um die Belange von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen (LSBTTIQ) – ebenso zum CSD-Festival in Stuttgart Ende Juli.
Das Unterhaltungsangebot auf der Bühne reicht von Swing bis Pop, von Rock bis Schlager, von Comedy bis Travestie. Geplant sind unter anderem Auftritte von Stage Company, der Uni Bigband Stuttgart, Stuttgarts Travestie Allstars, Ohrenpost, Danny Schöner, Antje Schumacher, Vicky Strobel und Peter Thomas Anders. Die Boyband DIK kommt aus Russland. Es moderiert Holger Edmaier.
Rund um das Festzelt gibt es eine Infomeile mit Ständen lokaler Vereine. Dieser Markt der Möglichkeiten soll die Vereinskultur der Landeshauptstadt zeigen und zum Flanieren einladen. Am Samstag, 13. Juni, schließt sich an das Programm im Zelt eine CSD-Warm-up-Party LOVEPOP im Lehmann Club (Bosch-Areal) als After-Show-Event an.
Frankfurt: Protest gegen Pegida und rechte Hooligans am 20. Juni
Nazi- und Pegida-Kreise planen für Samstag, 20. Juni, eine größere Demonstration in Frankfurt. Angemeldet wurden eintausend Teilnehmerinnen. Ihr Ziel ist, eine Demonstration mit tausend AktivistInnen des Spektrums von Pegida, HoGeSa und Nazis auf die Beine zu stellen. Ihr Treffpunkt ist um 12.30 Uhr am Rossmarkt, ihr Ziel, „einmal alle Patrioten auf die Straße zu bringen“.
Im Hintergrund werden Rivalitäts- und Machtkämpfe vermutet. Unabhängig davon wollen NazigegnerInnen den Pegida-Leuten nicht das Feld überlassen. „Uns ist es egal, unter welchem Label, welchem Logo, welcher Parole oder unter welcher ‚Führung‘ Nazis, Hooligans und Rassisten wo auch immer auf die Straße gehen wollen. Wir werden ihnen überall gemeinsam, entschlossen und solidarisch entgegentreten“, heißt es in ihrem Aufruf an „alle Antifaschistinnen“. Seit Anfang Januar habe Pegida in Frankfurt kein Bein auf den Boden bekommen. Nun wollen Antifaschistinnen die „angeberhafte Demonstration“ von Pegida rund rechten Hooligansdes „Widerstands Ost/West“ zum Desaster werden lassen, heißt es im Aufruf der „Anti-Nazi-Koordination #NoFragida“.
Die Stadtverwaltung hat dem islamfeindlichen Pegida-Ableger „Widerstand Ost West“ inzwischen aus Sicherheitsgründen verboten, durch die Frankfurter Innenstadt zu ziehen. Die Kundgebung soll ins Industriegebiet nach Fechenheim verlegt werden. Die Demo-Anmelder wollen gegen die Entscheidung vorgehen. Der Streit wird wohl vor Gericht ausgetragen.
Stuttgart: Demo der Bildungsplangegner am 21. Juni
Die Rechte Allianz um die Gegner eines neuen baden-württembergischen Bildungsplans ruft für Sonntag, 21. Juni, erneut zu einer „Demo für alle“ in Stuttgart auf. Sie beginnt um 14 Uhr auf dem Schillerplatz. Erwartet werden christliche Fundamentalisten, homophobe und offen rechte Organisationen, Parteien, Gruppen und Einzelpersonen. Sie wollen gegen eine vielfältige und offene Gesellschaft demonstrieren und fordern, die erkämpften Rechte von Minderheiten wieder einzuschränken.
Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS) will sich ähnlich wie beim Protest gegen den bisher einzigen Pegida-Auftritt in Stuttgart der rechten Allianz entgegen stellen: „Nein zu Pegida heißt auch Nein zur „Demo für Alle“ – Keine Ruhe den rechten Hetzern!„. Die Kundgebung des AABS beginnt am 21. Juni um 12.30 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz. “
Weitere Termine im Juni:
Stuttgart: Solidaritätsabend mit Mumia Abu Jamal am 12. Juni
Die Rote Hilfe OG Stuttgart und die Antifa Kneipe laden zu einem Film- und Diskussionsabend im Linken Zentrum Lilo Herrmann in der Böblinger Straße 105 in Stuttgart-Heslach ein. Beginn ist am Freitag, 12. Juni, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind gezeigt. Im Original mit deutschen Untertiteln wird der Film „In Prison my whole Life – Mumia Abu-Jamal“ von Oktober 2007 gezeigt (Regie: Marc Evans).
Der Film erzählt die Geschichte der Reise des jungen William Francome, der in derselben Nacht zur Welt kam, in der Mumia Abu-Jamal verhaftet und des Mordes an einem Polizeibeamten angeklagt wurde – am 9. Dezember 1981. Vor 33 Jahren wurde Mumia Abu-Jamal in einem manipulierten Verfahren ohne Beweise zum Tode verurteilt wegen angeblichen Polizistenmordes. Seither sitzt er -inzwischen schwer erkrankt – trotz internationaler Proteste im Gefängnis.
Stuttgart und Tübingen: 100 Tage Syriza, 12. und 13. Juni
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt zu einem Diskussionsabend mit der Abgeordneten Danai Tzika-Kostopoulou (Mitglied des griechischen Parlaments für Syriza) über „100 Tage Syriza“ ein. Beginn ist am Freitag, 12. Juni, um 19 Uhr in ihrem Regionalbüro in der Ludwigstraße 73a in Stuttgart und am Samstag, 13. Juni, um 20 Uhr im Club Voltaire, Haaggasse 26b, in Tübingen.
Sinsheim: NPD-Aufmarsch am 13. Juni
Der Kreisverband Rhein-Neckar der NPD will am Samstag, 13. Juni, in Sinsheim eine Kundgebung „Asylflut stoppen“ abhalten. Bereits seit einigen Jahren veranstalten faschistische Kräfte immer wieder Demonstrationen, Kundgebungen und Infostände im ganzen Kraichgau, vor allem im Raum Sinsheim.
Die NPD-Kundgebung soll um 12 Uhr am „Wächter“ in der Bahnhofstraße am Eingang zur Fußgängerzone beginnen. Bereits ab 11 Uhr sind vor Ort Proteste geplant. Von Stuttgart aus will sich eine Gruppe mit dem Zug auf den Weg machen. Sie trifft sich um 8.45 Uhr am Burger King im Hauptbahnhof. Der Zug fährt um 9.07 Uhr von Gleis 7.
Laupheim: Tag der Bundeswehr am 13. Juni
Sechzig Jahre Bundeswehr sollen am Samstag, 13. Juni, rund um die Kurt-Georg-Kiesinger Kaserne in Laupheim gefeiert werden. Dazu sehen das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung OTKM, die Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK und die Kampagne „Schulfrei für die Bundeswehr-Lernen für den Frieden“ keinen Grund. Sie rufen zum Protest am „Tag der Bundeswehr“ in Laupheim auf.
„Mit reichlich Kriegsgerät“ wolle sich das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Doch sie sei kein Betrieb wie jeder andere. Die Demonstrantinnen fordern eine friedliche Welt ohne Waffen und Militär. Treffpunkt zur gemeinsamen Fahrt von Stuttgart ist um 9.30 Uhr auf Gleis 13 im Hauptbahnhof.
Villingen: Protest gegen Pegida Dreiländereck am 14. Juni
„Pegida Dreiländereck“ will wieder in Villingen aufmarschieren. Dieses Mal kündigen die Veranstalter nicht nur eine Kundgebung auf dem Münsterplatz – zuletzt mit Lutz Bachmann und Michael Stürzenberger – an, sondern anders als bisher eine Demonstration. Antifaschistische Kräfte warnen schon seit Beginn der Pegida-Aufmärsche davor, dass sich rechte Kräfte in der Region vernetzen und gestärkt werden. Das ist der Pegida-Bewegung nach Auffassung der „Badischen Zeitung“ auch gelungen. So habe sich auf der Burgruine Waldau bei Königsfeld ein „Freikorps Villingen-Bodensee“ gegründet.
Am Sonntag, 14. Juni, will Pegida durch die Innenstadt marschieren. Wenn ihnen eine Demonstration durch die Villinger Innenstadt gelingt, gibt das den rassistischen und faschistischen Kräften in der Region Aufwind, befürchtet das Offene Antifaschistische Treffen Villingen-Schwenningen (OAT). Es ruft dazu auf, Pegida am 14. Juni zu blockieren. Der Treffpunkt für die Gegenproteste ist um 13.30 Uhr auf dem Latschariplatz.
Karlsruhe: Aufmarsch von „Ex-Pegida“ am 16. Juni
Pegida, Kargida und jetzt eben „Widerstand Karlsruhe“ – angeblich, weil der alte Name zu gemäßigt erscheint: Klar ist, dass die Kundgebungen der Islam- und ausländerfeindlichen Vereinigung zum Neonazi-Treff in Baden geworden sind. „Der neue Name macht’s nicht besser. Hass und Hetze dulden wir auch dann nicht, wenn er sich als Widerstand ausgibt“, so das Bündnis „Karlsruhe gegen Kargida“. Es ruft für Dienstag, 16. Juni, zur Gegenkundgebung auf. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr am Friedrichsplatz.
Stuttgart: Infoveranstaltung zu Rojava am 18. Juni
Das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung (OTKM) lädt zu einem Abend „Solidarität aufbauen – Widerstand stärken“ zu Rojava ein. Beginn ist am Donnerstag, 18. Juni, um 19 Uhr im Linken Zentrum Lilo Herrmann in Stuttgart-Heslach, Böblinger Straße 105. Im Gespräch mit der Publizistin Brigitte Kiechle und Martin Glasenapp von Medico International soll über die aktuelle Situation in Rojava und Syrien diskutiert und der Frage nachgegangen werden, wie internationale Unterstützung für das Projekt aufgebaut werden kann.
Stuttgart: Solidaritätsabend für S21-AktivistInnen am 20. Juni
Viel Aktivistinnen aus der Bewegung gegen Stuttgart 21 dürften sich an den Abend des 20. Juni 2011 erinnern. Im Anschluss an eine Montagsdemo gegen S-21 kam es zur sogenannten „Erstürmung“ des Grundwassermanagements. Von den juristischen Folgen der Aktion sind viele Beteiligte bis heute betroffen. Zu im vierten Jahrestag der Aktion gibt es am Samstag, 20. Juni, ab 17 Uhr im selbstverwalteten Stadtteilzentrum Gasparitsch in der Rotenbergstraße 125 in Stuttgart-Ost (gut erreichbar mit der Linie U9, Haltestelle Raitelsberg) eine Solidaritätsveranstaltung für die Angeklagten. Neben Kultur, Speis und Trank gibt es die Möglichkeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Deizisau: „Aktiv gegen Rassismus und Faschismus“ vom 20. bis zum 27. Juni
Das „Antifaschistische Bündnis Kreis Esslingen“, das sich im Oktober 2014 gründete, plant vom 20. bis zum 27. Juni eine „Woche voller Engagement“ gegen Rassismus und Faschismus, um über Neonazi-Strukturen zu informieren. Am Samstag, 20. Juni, soll es ab 9 Uhr einen Infostand auf dem Deizisauer Wochenmarkt geben. Dort ist am Donnerstag, 25. Juni, ab 19 Uhr eine Info-Veranstaltung mit dem Historiker und Autor Lucius Teidelbaum geplant – und zum Abschluss eine Kundgebung am Samstag, 27. Juni, ab 9 Uhr ebenfalls auf dem Wochenmarkt.
Heilbronn und Tübingen: Vortrag über die AfD am 25. und 26. Juni
„Der Aufstieg der AfD: Neokonservative Mobilmachung in Deutschland“ ist der Titel eines Vortrags des Soziologen Sebastian Friedrich, Autor des gleichnamigen Buches, zu dem die Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen mit lokalen Partnern einlädt.
Beginn ist am Donnerstag, 25. Juni, um 19 Uhr im Sozialen Zentrum Käthe in der Wollhausstraße 49 in Heilbronn und am Freitag, 26. Juni, um 19 Uhr im Club Voltaire in der Haaggasse 26b in Tübingen.
Tübingen: Großdemo gegen Tierversuche am 27. Juni
Zum vierten Mal wollen Tierversuchgs-GegnerInnen am Samstag, 27. Juni, in Tübingen demonstrieren. Treffpunkt ist um 13 Uhr auf der Neckarinsel, danach führt der Weg durch die Stadt. Der Protest, zu dem bundesweit und über die Grenzen hinaus mobilisiert wird, richtet sich hauptsächlich gegen quälerische Versuche mit Laboraffen am Tübinger Max-Planck-Institut. Während Tierschützer gegen sie vorgehen, hat sich vor kurzem eine Gruppe junger Wissenschaftler an der Universität zusammengefunden, die sie offensiv verteidigen.
Stuttgart: Diskussionsabend „Quo vadis Syriza?“ am 27. Juni
Die gleichnamige Initiative hat einen Abend zum Thema „Quo vadis Syriza?“ am Samstag, 27. Juni, im selbstverwalteten Stadtteilzentrum Gasparitsch in der Rotenbergstraße 125 in Stuttgart-Ost (gut erreichbar mit der Linie U9, Haltestelle Raitelsberg) organisiert.
Mit sachkundigen Gästen aus verschiedenen linken Gruppen soll über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage in Griechenland diskutiert werden, ebenso über Erfolge und Misserfolge der Regierung von Alexis Tsipras und die Konfliktemit der Europäischen Union. Beginn ist um 20 Uhr, bereits um 19 Uhr gibt es Essen.
Stuttgart: Heugsteigfest vom 26. bis zum 28. Juni
Am letzten Juni-Wochenende wird zum 37. Mal im Stuttgarter Heusteigviertel ein Straßenfest mit vielen Mitmachaktionen gefeiert. Beginn ist am Freitag, 26. Juni. Die Interessengemeinschaft CSD Stuttgart hat einen eigenen Gastronomie- und Infostand auf dem Fest, da ihre Ausgangsbasis, das schwul-lesbische Zentrum Weissenburg, im Heusteigviertel liegt. Die beiden CSD-Stände sind am Samstag, 27. Juni, ab 13 Uhr in der Mozartstraße direkt vor dem Gebäude Nummer 23 zu finden.
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