Von unseren ReporterInnen – Frankfurt. 1000 Personen hatte Ester Seitz für ihre Demonstration mit dem Namen „Widerstand Ost West“ angemeldet. Gekommen sind am Samstag, 20. Juni, nicht mal 200. Tausende GegendemonstrantInnen stellten sich ihnen in den Weg und kürzten die angemeldete Demoroute der Neonazis auf ein Minimum von einigen hundert Metern ab.
Schon um 8 Uhr standen etwa 250 Menschen am Willy-Brandt-Platz in Frankfurt. Sie machten sich auf den Weg zu einem Blockadepunkt auf der geplanten Naziroute. Um 8.40 Uhr standen sich etwa 400 AntifaschistInnen und mehrere USK-Hundertschaften am Rossmarkt gegenüber. Als sich der Blockadefinger gegen 9 Uhr wieder in Bewegung setzte, nahm die Polizei kurze Zeit später eine Person in Gewahrsam. Wenig später erreichten die AktivistInnen die Kreuzung Großer Hirschgraben Ecke Berliner Straße und blockierten sie.
Um 10.20 Uhr waren 500 bis 600 Menschen auf dem Paulsplatz. Sie setzten sich später in einer Demonstration in Richtung Kornmarkt in Bewegung. Als sie versuchten, in diese Straße einzubiegen, wurde ihnen der Zugang von der Polizei verwehrt. Beamte stoppten die AktivistInnen mit Fausthieben und Tritten, um sie kurze Zeit später dann doch abbiegen zu lassen. Hier kam es zu einem Zwischenfall: Ein Fotograf der Beobachter News wurde von der Polizei massiv an der Arbeit gehindert.
Gegen Mittag begann ein Katz- und Mausspiel in den Seitenstraßen. Die Polizei fuhr an die Zugänge zum Rossmarkt Wasserwerfer heran und richtete die Kanonen auf die Reihen der BlockiererInnen.
Um 12.30 Uhr wurden fünf größere Blockadepunkte gemeldet. Überall rund um den Rossmarkt wimmelt es von NazigegnerInnen. Als in der Junghofstraße eine Person festgenommen wurde, drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren. Eier und Gemüse flogen in Richtung der Einsatzkräfte.
Immer wieder wurden einzelne Barrikaden errichtet. Die Polizei baute sie ab und verschwand. Kurze Zeit später stand die Barrikade wieder, und die Menschen setzten sich auf die Kreuzung, die auf der Naziroute lag, um nicht von der Polizei abgedrängt zu werden.
Um 14.45 Uhr sichteten unsere Kollegen vor Ort einen Granatwerfer in Polizeibesitz, der zum Abschuss von Tränengasgranaten verwendet wird. Zur gleichen Zeit verkündete Ester Seitz von der Bühne, dass sie „so viele Menschen sehen würde“.
Kurz vor 16 Uhr setzte sich die Nazidemo in Bewegung. Unter lauten „Ahu, Ahu“-Rufen trotteten die Teilnehmer äußerst gemächlich einmal „um den Block“. Die gesamte Route dürfte etwa 800 Meter lang gewesen sein. Immer wieder wurden die Neonazis von der Polizei angetrieben, doch bitte schneller zu laufen.
An zwei Punkten tangierte ihre Route direkt die Absperrungen, die ihre Gegner von ihnen trennen sollte. Hier warfen die Neonazis vereinzelt Flaschen auf ihre Gegner. Sie antworteten mit einem Hagel aus Eiern und Gemüse.
Schätzungsweise befanden sich unter den „besorgten Bürgern“ beziehungsweise „Patrioten“ etwa 75 Prozent Hooligans. Von einer „Volkbewegung“ kann hier also auch keine Rede sein.
In der ersten Reihe der Nazidemo lief eine Person mit einem Helm am Gürtel. Dieser Verstoß gegen das Versammlungsgesetz schien die Beamten genauso wenig zu stören wie die vermummten Personen. Auch nach mehrmaligem Hinweis einiger Journalisten auf diesen Sachverhalt konnte sich
keiner der Beamten motivieren, den Zug zu stoppen.
Auf Twitter meldete die Polizei Frankfurt, dass man „den Vorfall prüfen“ wolle. Nach etwa 20 Minuten war der braune Spuk dann auch schon fast vorbei. Man fand sich wieder im abgesperrten Bereich ein, lauschte den Selbstbeweihräucherungen von Ester Seitz und schimpfte über die Lügenpresse. Später wurden noch „führende Patrioten“ auf die Bühne gebeten, um sich von den gelangweilt und schläfrig wirkenden Anwesenden beklatschen zu lassen. Eine tragende Rolle spielten auch der rechtspopulistische Blogger Michael Mannheimer und Michael Stürzenberger.
Kurz vor 17 Uhr versuchten mehrere hundert AktivistInnen, die dem linken Lager zuzurechnen sind, zu einem Polizeikessel durchzudringen. In ihm wurden etwa 100 bis 150 Menschen festgehalten. Hier setzte die Polizei massiv Pfefferspray ein. Mehrere Menschen wurden zum Teil so erheblich verletzt, dass sie am Straßenrand zusammenbrachen und von den DemosanitäterInnen behandelt werden mussten.
Eine halbe Stunde später „sangen“ die Rechten, noch gelangweilter als vorher die Nationalhymne und beklatschten noch einmal eine Person auf der Bühne. Dann standen sie noch eine dreiviertel Stunde herum und wurden schließlich von der Polizei in die Tiefgarage unter dem Goetheplatz geleitet um von dort aus unterirdisch in den S-Bahnhof zu gelangen.
Um 18.30 Uhr startete eine antifaschistische Spontandemo in Richtung Hauptbahnhof. Zu Beginn zählte sie etwa 600 Menschen und wuchs im Lauf der Zeit auf etwa 2000 Personen an. Der Demozug verlief direkt auf der angemeldeten Naziroute, der von den nun Demonstrierenden zuvor erfolgreich blockiert
worden war.
Die Polizei meldete neun Festnahmen und einen verletzten Beamten.
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