Text und Bilder von Malte Dörge – Berlin. Das Zentrum für Politische Schönheit, eine Gruppe von Künstlern, rief am Sonntag, 21. Juni, zum „Marsch der Entschlossenen“ auf. Rund 5000 Menschen zogen von Unter den Linden zum Berliner Reichstagsgebäude und in Richtung Kanzleramt, um unter dem Motto „Die Toten kommen“ auf die Abschottung Europas und die verfehlte Flüchtlingspolitik aufmerksam machen.
Während der Abschlusskundgebung begannen mehrere AktivistInnen, den Bauzaun zu öffnen, mit dem die Wiese zwischen Bundestag und Kanzleramt abgesperrt war. Daraufhin strömten tausende Menschen auf die Grünfläche und begannen damit, symbolische Gräber auszuheben. Gegraben wurde dabei mit allem, was zur Verfügung stand: Schaufeln, Skateboards, Suppenkellen oder der bloßen Hand.
Zu Beginn ließ die Polizei die Demonstrierenden noch gewähren. Sie forderte jedoch weitere Einsatzkräfte an, um das Areal zu räumen. Zu dieser Zeit waren bereits etwa 100 symbolische Gräber ausgehoben. Die Polizei nahm 91 Menschen vorübergehend in Gewahrsam. Gegen einige TeilnehmerInnen der Aktion wird jetzt wegen Sachbeschädigung, Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.
Bei der Räumung der Wiese kam es auch zu massiven Einschränkungen der Pressefreiheit. Journalisten wurden von den Beamten zu Boden gestoßen. Einige berichteten über zugehaltene Kameralinsen oder Beleidigungen, die sie von Polizisten zu hören bekamen. Etliche Journalisten erhielten Platzverweise. Ein Fotojournalist wurde festgenommen, da er einen Beamten beleidigt haben soll. Die anwesenden Medienleute berichteten von einer selten so erlebten Brutalität der Beamten.
Das „Zentrum für politische Schönheit“ hatte schon in der Vorwoche mit der umstrittenen Bestattung zweier Flüchtlinge Schlagzeilen gemacht. Der „Marsch der Entschlossenen“, zu dem die Gruppe am Sonntag aufrief, sollte zunächst vor das Kanzleramt führen. Dort wollten die DemonstrantInnen den Grundstein für einen Flüchtlingsfriedhof legen. Das untersagten die Behörden jedoch. Nachdem die Polizei die Streckenführung des Protestmarsches geändert hatte, zogen die Demonstranten ohne Erlaubnis der Behörden vor das Reichstagsgebäude.
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