Stuttgart. Auch in der dritten Runde der Tarifverhandlungen im baden-württembergischen Einzelhandel am Montag, 22. Juni, gab es keine Annäherung. Dabei waren schon am vorausgehenden Einkaufs-Samstag landesweit 1200 Beschäftigte dem Aufruf der Gewerkschaft zu Warnstreiks gefolgt. Sie hatten ganztägig die Arbeit niedergelegt.
Bei den Verhandlungen am Montag in Korntal-Münchingen verständigten sich beide Seiten auf den 9. Juli als neuen Verhandlungstermin. Der Verhandlungsort steht noch nicht fest. Vor Beginn der Verhandlungen hatten rund 1000 Streikende aus ganz Baden-Württemberg vor dem Verhandlungslokal für die Tarifforderungen von Verdi demonstriert. Mit Sprechchören und Gesängen forderten sie die Arbeitgeber zur Abgabe eines verbesserten Angebotes auf. Landesweit beteiligten sich am Montag nach Angaben der Gewrkschaft rund 1500 Einzelhandelsbeschäftigte an den Warnstreiks.
Die Verhandlung brachte dennoch keine Annäherung. Die Arbeitgber legten kein neues Angebot vor. Die Verdi-Verhandlungskommission kritisierte dieses Verhalten erneut. Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke: „Für dieses Verhalten der Arbeitgeber – zweieinhalb Monate nach Auslaufen des Tarifvertrages – haben die Beschäftigten keinerlei Verständnis. Sie wollen möglichst bald einen Tarifabschluss, der ihnen deutlich mehr Geld in die Taschen bringt. Auf das Verhalten der Arbeitgeber gibt es nur eine passende Antwort: Ausweitung der Streiks.“
Schon am Einkaufs-Samstag am 20. Juni gab es Streiks im Großraum Stuttgart, Raum Mannheim-Heidelberg, in Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn-Schwäbisch Hall, Freiburg, Esslingen, Metzingen, Reutlingen, Tübingen, Tuttlingen, Heidenheim, Giengen. Betroffen waren die Unternehmen Real, Galeria Kaufhof, Kaufland, Ikea, H&M, COS, Esprit und Zara.
In Heilbronn zogen am Samstagvormittag Streikende aus dem Einzelhandel und von der Post in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Um die Mittagszeit gab es eine gemeinsame Kundgebung am Deutschhof.
Bereits am Freitag waren 800 Beschäftigte in Baden-Württemberg im Ausstand. Bei Kaufland in Schwäbisch Hall rief Verdi am Freitag auch einen Flashmob auf, um den Druck zu erhöhen: Mit unverderblichen Waren befüllte Einkaufswägen wurden in die Gänge gestellt, um Einkäufe zu behindern. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem Urteil derartige Aktionen ausdrücklich zugelassen.
Verdi fordert für die rund 490 000 Beschäftigten im Einzelhandel baden-Württemberg eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 Euro pro Stunde sowie ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 Euro. Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden.
Zudem strebt Verdi für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 jahrzehntelang üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden. Damit will die Gewerkschaft der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ in der Branche entgegengewirken.
Das bisher einzige Angebot der Arbeitgeber (bei einer Laufzeit von 21 Monaten):
– Erhöhung der Löhne und Gehälter im ersten Jahr um 1,5 Euro (nach einem Nullmonat)
– Zahlung einer nicht tabellenwirksamen Einmalzahlung im zweiten Jahr in Höhe von 215 Euro (in zwei Raten).
Verdi hatte das Angebot stets als unzureichend zurückgewiesen.
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