Von Betânia Ramos Schröder – Frankfurt. Mehr als vierzig Stände mit Schmuck, Schnitzereien oder Kleidung, dazu Musik, Vorträge und Podiumsdiskussionen: Das Afrikanische Kulturfest zog am letzten Juni-Wochenende über 18 000 meist gut gelaunte BesucherInnen in den Frankfurter Rebstockpark.
„Seit mittlerweile zehn Jahren steht das ‚Afrikanische Kulturfest‘ in Frankfurt für eine Gesellschaft, in der Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung keinen Platz haben“, beschreiben die VeranstalterInnen ihr Ziel. Sie wollen Brücken schlagen zwischen verschiedenen Kulturen und zum Nachdenken über politische Themen anregen.
Sie verstehen ihr Festival als großes Familienfest, verknüpft mit kulturellem und politischem Inhalt. „Kulturelle Vielfalt als Bereicherung“ war das diesjährige Motto. „In einer Zeit, wo Menschen gegen Menschen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft demonstrieren“, sahen es die VeranstalterInnen als Pflicht an, ein „Zeichen für ein Miteinander zu setzen“ und das Festival zu einem Ort der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen zu machen.
Es gab auch drei Podiumsdiskussionen: über Islam und Islamismus, Sicherheit und Migration und über „Oury Jalloh – zehn Jahre Kampf um Aufklärung“. Referenten waren Mactar Ba und Nadine Saeed von der Oury Jalloh Initiative – eine besonders berührende Veranstaltung.
Die Referenten werfen den Behörden von Sachsen-Anhalt vor, alles daran zu setzen, die Beteiligung von Dessauer Polizeibeamten am Tod des jungen Mannes zu vertuschen. Der Tod an Oury Jalloh sei kein Einzelfall, sondern „das Resultat rassistischer Alltagspraxis in Dessau, in Sachsen-Anhalt, in Deutschland, in Europa“.
Hier Oury Jallohs Geschichte aus Sicht der Initiative:
Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle an Händen und Füssen festgekettet und angezündet. Der Staatsanwalt und die Gerichte sprachen, entgegen aller Indizien und Beweise, von Selbstentzündung. Obwohl alle Indizien und Beweise dafür sprechen, dass Oury Jalloh angezündet worden ist, wurde die verweigerten das Landgericht Dessau und Magdeburg eine Rekonstruktion des Brandbildes. alle zuständigen Kammern die Aufklärung dessen Todesumstände.
Seit über 10 Jahren kämpft die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh für die Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh auf der Strasse und vor deutschen Gerichten. Es ist ein extremer Ausnahmefall, dass Polizisten in der BRD überhaupt auf der Anklagebank sitzen. Deshalb ist es nicht überraschend, dass in Sachsen-Anhalt von Seiten der Justiz, der Polizeibehörden und des Innenministeriums alles getan wird, die Beteiligung Dessauer Polizeibeamter am Tod von Oury Jalloh zu vertuschen. Dazu gehört auch die gezielte Repression gegen AktivistInnen der Oury Jalloh Initiative, die nicht davor zurückschreckt, Lebensgrundlagen zu zerstören.
Siehe auch unsere früheren Berichte:
Feuertod: Verhandlung vor Bundesgerichtshof
Riesenschlamperei in Dessau
Bitterkeit und Trauer
- Carmen Brown
- Pablo Abdoulaye Mbengue
- Ghana Boys – Akrobatengruppe aus Ghana
- Ghana Boys – Akrobatengruppe aus Ghana
- Publikum in der Liberty Hall des Afrikanischen Kulturfestes
- Nadine Saeed, Mactar Ba und Thomas Ndindah (v.l.n.r.)
- Thomas Ndindah, Initiative Gedenken an Oury Jalloh e.V.
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