Stuttgart. Vor der vierten Verhandlungsrunde am Donnerstag, 9. Juli, spitzt sich der Tarifkonflikt im baden-Württembergischen Einzelhandel zu, teilt die Gewerkschaft Verdi mit. Für Mittwoch erwartete sie zirka 800 Einzelhandelsbeschäftigte aus dem ganzen Land zu einer Demonstration und Kundgebung in der Stuttgarter Innenstadt.
Verdi rief zu der Protestveranstaltung in Stuttgart unter dem Motto auf: „Es ist fünf vor zwölf – Einigung oder Unruhe im Einzelhandel.“ Passend dazu begann die Kundgebung um 11.55 Uhr auf dem Schlossplatz. Hauptrednerin war die Verdi-Landesbezirkslieterin Leni Breymaier. Der vorangehende Demonstrationszug startete um 11.20 Uhr in der Lautenschlagerstraße.
Bernhard Franke, Verdi-Verhandlungsführer: „Mit unserer Protestaktion wollen wir zum Ausdruck bringen, wo wir in der aktuellen Tarifrunde stehen. Am Donnerstag ist ein Abschluss möglich, wenn die Arbeitgeber sich bewegen und ihre Verweigerungshaltung aufgeben. Die andere Variante bedeutet Streiks und Proteste im Einzelhandel bis in den Herbst.“
Am Dienstag gab es Warnstreiks im Raum Mannheim-Heidelberg, in Heilbronn, Schwäbisch Hall, Freiburg, Lörrach, Reutlingen, Tübingen, Metzingen, Göppingen. Betroffen waren die Unternehmen Real, Kaufland, Galeria Kaufhof, H&M und Esprit.
Die Verhandlungen werden am Donnerstag in Korntal-Münchingen (ABACCO Hotel) ab zirka 10 Uhr fortgesetzt.
Die Entgelt-Tarifverträge des Einzelhandels sind bereits seit drei Monaten ausgelaufen. Die Arbeitgeber legten erst ein einziges Angebot vor, das tabellenwirksame Erhöhungen lediglich in Höhe von 1,5 Prozent vorsieht.
Verdi fordert für die rund 490 000 Beschäftigten im Einzelhandel Baden-Württemberg eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 Euro pro Stunde sowie ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 Euro. Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden. Zudem strebt Verdi für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 jahrzehntelang üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden. Damit soll der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ in der Branche verhindert werden.
Folge uns!