Magdeburg. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 15. Juli, versuchten 80 MenschenrechtsaktivistInnen, die zweite Abschiebung von Adhanom Gebrehet zu verhindern. Sie scheiterten jedoch an massiver Polizeigewalt.
Aufgrund der Dublin-III-Verordnung sollte Adhanom nach Italien abgeschoben werden. Er braucht jedoch dringend medizinische Versorgung, die voraussichtlich in Italien nicht gewährleistet werden kann. Nach Aussage von PRO ASYL sind „die Lebensbedingungen für Geflüchtete in Italien schon seit langer Zeit menschenunwürdig“.
Adhanom bekam von der Ausländerbehörde die Anordnung, sich um 0.15 Uhr an der Haltestelle Schleswiger Straße in Alt-Westerhüsen einzufinden, um abgeschoben zu werden. Gegen Mitternacht begab sich Adhanom mit gepackten Koffer zu der Haltestelle, wo er von AktivistInnen umringt wurde. Gegen 0.20 Uhr traten eine Vertreterin der Ausländerbehörde und PolizistInnen zu der Gruppe.
Die Vertreterin der Ausländerbehörde betonte, dass die Abschiebung in dieser Nacht erfolgen solle. Sie gab die Verantwortung an die Polizei ab, das Vorhaben durchzusetzen. In der darauffolgenden Stunde verstärkte die Polizei ihre Präsenz deutlich. Nach der dritten Aufforderung, den Kreis um Adhanom aufzugeben, drohte Gewalt.
Für Adhanom wurde die Situation nicht mehr tragbar. Er signalisierte in diesem Moment sehr deutlich, dass er den Kreis verlassen wollte, um sich der angedrohten Gewalt der Polizei zu entziehen. Mit großem Zögern lösten die AktivistInnen den Kreis auf, um Adhanoms Bitte zu respektieren. Trauer, Wut und Fassungslosigkeit standen den Menschen ins Gesicht geschrieben.
Trauer über das Schicksal von Adhanom. Jedoch auch Trauer über die unbefriedigende Anteilnahme seitens der Zivilgesellschaft an der Lebensrealität von Geflüchteten in Deutschland. Wut über die Kriminalisierung von Geflüchteten und Menschen, die sich mit jenen solidarisieren. Ebenso über den Ermessensspielraum und die Macht der staatlichen Institutionen. Fassungslosigkeit über die beschlossene Asylrechtsverschärfung, die das Grundrecht auf Asyl de facto ausgehebelt hat.
Auch Menschen wie Adhanom, die vor einem diktatorischen Regime fliehen mussten, wird so der Zugang zu einem in Leben in Sicherheit dauerhaft unmöglich gemacht. Trauer, Wut und Fassungslosigkeit über die menschenunwürdige Abschiebepraxis, die klammheimlich im Dunkeln passiert.
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