Von Betânia Ramos Schröder – Frankfurt. „This is a Coup“: Unter diesem Hashtag fordern weltweit linke Organisationen Solidarität mit Griechenland. In Frankfurt folgten am Mittwoch, 15. Juli, rund 150 Menschen einem kurzfristigen Aufruf von Attac, der Interventionistischen Linken, Blockupy und „Solidarität Griechenland“ zu einer Kundgebung gegen das Sparpaket, das die Europäische Union der griechischen Regierung aufzwang.
Es gab mehrere Redebeiträge. Besonders bewegend fanden die Versammelten den von Theofanis Papadimitriou von Syriza Hessen. „Jetzt sollen wieder Sparauflagen durchgesetzt werden, unter denen mein Volk sehr leiden muss“, sagte er.
An dem Abend gingen weltweit Menschen auf die Straße, um Solidarität mit Griechenland zu zeigen und dem Kürzungsdiktat der EU „Oxi“ entgegen zu setzen (siehe auch unseren Bericht Stuttgart sagt NEIN). Griechenland sei erpresst worden, eine Vereinbarung zu akzeptieren, die noch mehr Menschen in Not stürzen und die wirtschaftliche Krise im Land verschärfen werde, hieß es im Aufruf von Attac. Kein denkender Mensch könne das eine Einigung nennen.
„Wir sagen jetzt laut NEIN! zu einer Politik, die ganze Länder ausplündert im Interesse von Anlagerendite und nicht zuletzt deutscher Standortkonkurrenz. Für uns, in dem Land, von dem aus diese Politik maßgeblich betrieben wird, bedeutet das: Unser NEIN! richtet sich in dieser Woche vor allem gegen die fatale Politik von Merkel, Schäuble und Gabriel“, so Attac.
Protest über die Generationen hinweg
Auffallend war bei der Kundgebung in der Bankenmetropole Frankfurt, dass Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenkamen. Jüngere hatten Transparente dabei und bildeten sitzend kleinen Gruppen, um die Reden zu hören und ins Gespräch zu kommen. Auch Passanten verfolgten die Beiträge und schlossen sich der Kundgebung an. Zwischendrin berichteten die Veranstalter immer wieder von gleichzeitig stattfindenden Aktionen in anderen Städten und den Ereignissen in Griechenland, wo an diesem Abend viele tausend Menschen auf die Straße gingen.
Theofanis Papadimitriou, Vorsitzender von Syriza Hessen und Mitglied von Blockupy, schilderte den Druck, unter dem Alexis Tsipras in der letzten Verhandlungsnacht stand. Er sei erpresst worden, einen Weg zu gehen, zu dem 62 Prozent der Griechinnen und Griechen Nein gesagt hatten, übersetzte eine Dolmetscherin seine Worte.
Papadimitriou rief unter Beifall dazu auf, Nein zur Austerität und zur Politik der Banken zu sagen. Europa solle ein Haus der Völker werden. Gerade in Frankfurt als Zentrum des Kapitalismus müsse man parteiübergreifend den Arm gegen die Macht der Banken erheben.
Der IWF agiert in Griechenland wie in Afrika
Ein weiterer Redner war Martin Glasenapp von der Interventionistischen Linken, Referent bei Medico international. Er schilderte seine Eindrücke bei „Blockupy goes Athen“ und ein Gespräch mit Yanis Varoufakis. Er habe berichtet, dass ihm Wolfgang Schäuble schon drei Wochen zuvor einen Zettel mit der Frage auf den Tisch gelegt habe, wie viel Geld Griechenland fordere, damit es aus dem Euro austritt.
Glasenapp sprach von einem „schändlichen Abkommen“, das Syriza unterzeichnen musste, da es kein Geld mehr auf den Banken gab. Man müsse Nein zu der Form sagen, wie andere Völker unterdrückt werden. Trotz aller Propaganda und Hetze hätten 62 Prozent der Griechen keine Angst gehabt, mit Nein zu stimmen, um sich gegen die Unterwerfung zu wehren.
„Was in Griechenland passiert ist, dass die Dritte Welt in Europa eingerichtet wird“, sagte Glasenapp über die soziale Situation in Griechenland, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist, das Gesundheitssystem zusammenbricht und ganze Familien von den gekürzten Renten der Großeltern leben. Der IWF agiere in Griechenland wie in Afrika, das Deutsche Reich komme zurück. In Griechenland hätten alle verstanden, was beim Referendum gemeint war: Nein zur Austeritätspolitik.
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