Von Julian Rettig – Ludwigsburg. Vor dem Goethe-Gymnasium in der Ludwigsburg Innenstadt stieg am Samstag, 18. Juli, das diesjährige Rock gegen Rechts. Zuvor gab es eine Streetparade. Die TeilnehmerInnen zogen durch die Stadt, tanzten sich warm und lauschten Redebeiträgen. Besonders viel Aufmerksamkeit fand der Syrer Ferman Al Kasari, der von seiner Flucht aus Kobane berichtete. Unterwegs schlossen sich auch einige PassantInnen dem Motto „gemeinsam auf die Straße!“ an.
Treffpunkt für die Streetparade war um 13 Uhr der Platz vor der MHP-Arena am Ludwigsburger Bahnhof. Etwa eine halbe Stunde später zog die Parade los. Während der vordere Teil mit aufgespannten Transparenten und Parolen die politischen Aussagen übermittelte, sorgten ein DJ auf dem Lautsprecherwagen und die restlichen TeilnehmerInnen für eine angenehme Feierstimmung.
Immer wieder wurde es jedoch leise, damit Redebeiträge zu hören waren. Das Bündnis erklärte, warum antifaschistisches Engagement auch in Ludwigsburg notwendig sei. Es verwies etwa auf den neu gegründeten Ortsverband der NPD und Blood & Honour-Stukturen, die vorhanden seien. Die Linksjugend referierte über politischen Widerstand, das Libertäre Bündnis Ludwigsburg unter anderem über den Mechanismus gesellschaftlicher Unterdrückung und der AK Asyl über das Leben und Leiden von Menschen auf der Flucht.
Eisige Winternächte im Rohbau
Ferman Al Kasari berichtete über seine Flucht aus Syrien bis in den Kreis Ludwigsburg. Seine Heimatstadt Kobane wurde durch den IS völlig zerstört. Sein Studium in Aleppo musste er wegen des Kriegs vorzeitig beenden. Auf seiner Flucht verbrachte er Winternächte mit zweistelligen Minustemperaturen in einem Rohbau. Er wurde in Bulgarien ins Gefängnis gesperrt, und wichtige Medizin, um seine Epilepsie zu kontrollieren, wurde ihm verwehrt.
In Ludwigsburg wohnt er seit letztem Jahr. Er engagiert sich in diversen örtlichen Projekten. Dennoch droht ihm nach wie vor wegen der Dublin-III-Verordnung die Abschiebung zurück in den „sicheren Drittstaat“ Bulgarien. Die Thema Asyl wurde an diesem Tag durch die Nachricht von einem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft im nahen Remchingen zusätzlich in den Vordergrund gerückt (siehe „Empörung über Brandanschlag“).
Gerade an dieser Stelle solidarisierten sich mehrere PassantInnen mit dem Demozug und schlossen sich an, berichtete der Sprecher des Rock-gegen-Rechts-Bündnisses.
Feiern in der Innenstadt
Die Streetparade endete vor dem Goethe-Gymnasium. Bereits seit dem frühen Morgen hatten hier viele Helfer die Bühne und einige Infostände aufgebaut. Der neue Veranstaltungsort wurde gewählt, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.
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