Remchingen. Es war ein Brandanschlag, daran gibt es keinen Zweifel mehr: Das Feuer in einem geplanten Flüchtlingsheim in Remchingen wurde absichtlich gelegt. Das Landeskriminalamt fand bei der Analyse des Brandschutts Benzin. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag, 24. Juli, in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.
In der Nacht auf Samstag, 18. Juli, brach im Gewerbegebiet von Remchingen-Singen Feuer in einem Haus aus, das voraussichtlich Füchtlingsunterkunft werden sollte (siehe Empörung über Brandanschlag). Mindestens zwölf Menschen hätten in dem ehemaligen Vereinsheim eines Motorradclubs Platz finden können. Die zwischen Karlsruhe und Pforzheim gelegene Gemeinde hatte das Gebäude Anfang des Jahres gekauft. Es brannte völlig aus und muss abgerissen werden. Der Schaden beträgt rund 70 000 Euro.
Fremdenfeindlicher Hintergrund weiter naheliegend
Es war schnell klar, dass das von einem Autofahrer von der nahen B 10 aus entdeckte Feuer in dem unbewohnten Haus nicht durch einen technischen Defekt entstanden sein konnte. Es musste versehentlich oder absichtlich gelegt worden sein. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund lag nahe. Entsprechend groß war das Entsetzen in der Gemeinde. Die Polizei bildete eine Ermittlungsgruppe mit 17 BeamtInnen.
Gleich am Sonntag nach dem Brand gab es in Remchingen eine antifaschistische Solidaritätsdemonstration. Auch die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney besichtigte den Brandort. Viele Politiker äußerten sich empört. Das Innenministerium des Landes wies die Polizei an, den Schutz von geplanten und bereits bezogenen Flüchtlingsheimen zu verstärken.
Durch Fenster auf der Rückseite ins Haus
Inzwischen steht fest: Es war gezielte Brandstiftung. Der oder die Täter drangen in das Gebäude am Rand des Gewerbegebiets ein, nachdem sie ein Fenster an der kaum einsehbaren Rückseite eingeschlagen hatten. Im Obergeschoss wurde dann Feuer gelegt und Benzin als Brandbeschleuniger verwendet, so Polizei und Staatsanwaltschaft.
Bereits Anfang und Mitte Juni hatte es Versuche gegeben, in das Gebäude einzudringen. Es wurden jeweils auf de Rückseite des Hauses Fensterscheiben eingeschlagen. Die Polizei hat am Montag mit 20 Beamten die Umgebung des Hauses abgesucht. Am Donnerstagvormittag suchten Beamte der Wasserschutzpolizei auch in der Pfinz von Singen bis nach Söllingen auf einer Länge von vier Kilometern nach Beweismitteln – ohne Ergebnis.
Verdacht gegen einen Jugendlichen zerschlug sich
Am späten Donnerstagabend überprüfte die Polizei Treffpunkte von Jugendlichen in den Remchinger Ortsteilen Singen und Wilferdingen. Sie fragte die jungen Leute nach Beobachtungen in der Brandnacht.
Am Freitagmorgen vernahm die Kripo einen Jugendlichen aus Remchingen, gegen den sich bei den Ermittlungen Verdachtsmomente ergeben hatten. Der Verdacht konnte aber ausgeräumt werden. Die Kriminalpolizei habe bisher keinen entscheidenden Ermittlungsansatz, erklären die Staatsanwaltschaft und die Polizei. Sie hoffen weiter auf Zeugen.
Am Sonntag will Remchingen Flagge zeigen
Der Remchinger Gemeinderat, Bürgermeister Luca Prayon und das Netzwerk Asyl haben für Sonntag, 26. Juli, zu einer Kundgebung „Remchingen zeigt Flagge“ aufgerufen. Sie beginnt um 19 Uhr vor der Kulturhalle im Ortsteil Wilferdingen und soll „ein Zeichen für Menschlichkeit und Nächstenliebe“ setzen – Werte, für die Remchingen stehe. Bilkay Öney zeigte sich „gerührt vom Einsatz und der Betroffenheit der Gemeinde“ und kündigte spontan an, dass sie am Sonntag dabei sein wolle.
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