Von Florian Vollert / Fotos: Jürgen Patzelt – Heilbronn. Die Mitglieder der Linken im Wahlkreis Heilbronn haben am Mittwoch, 22. Juli, ihr Kandidaten-Duo für die Landtagswahl im März 2016 gewählt. Kandidatin wurde die 30-jährige Betriebsratsvorsitzende Ayse Boran. Unterstützt wird sie von dem Maschinenbautechniker Konrad Wanner, einem linken Heilbronner Urgestein.
Bei der gut besuchten Nominierungsversammlung im Sozialen Zentrum Käthe wurden zuerst aktuelle Themen diskutiert. Besonderen Raum nahm die prekäre Situation vieler Menschen in Baden-Württemberg ein. Kettenbefristungen, ausufernde Leiharbeit, Werksveträge, die als Mittel des Lohndumping missbraucht werden: Sie sorgen dafür, dass Unsicherheit die Lebensrealität eines zunehmenden Teils der Bevölkerung bestimmt. Das will die Partei DIE LINKE beenden. Ein zentrales Wahlkampfmotto ist auch an diesem Abend als Transparent sichtbar: „Keine Armut in einem reichen Land.“ Deutlich wurde die Meinung der Anwesenden, dass dem Landtag bisher eine soziale Opposition fehlt.
Betriebsratsarbeit hat ihre Grenzen
Genau auf dieses Thema – prekäres Arbeiten und Leben – ging Ayse Boran in ihrer Bewerbungsrede ein. Sie erklärte anhand ihrer eigenen Erfahrungen mit Befristungen und gewerkschaftsfeindlichen Praktiken von Unternehmen, wie wichtig es ist, dass sich ArbeitnehmerInnen organisieren und gemeinsam Verbesserungen am Arbeitsplatz erringen (sieh hierzu auch unsere bisherigen Beiträge über Ayse Boran).
Sie sieht aber auch die Grenzen der Betriebsratsarbeit. Denn die gesetzlichen Rahmenbedingungen setzt der Gesetzgeber, setzt die Politik. Leiharbeit, Befristungen und Minijobs sind nicht vom Himmel gefallen, sondern wurden durch Parteien eingeführt und erweitert. Boran möchte deshalb ihr gewerkschaftliche Arbeit durch ein konsequentes Engagement in der Politik erweitern.
Ziel: Chancengleichheit für alle Kinder
Ein weiterer Schwerpunkt ihres Wahlkampfs wird die Chancengleichheit sein. Boran hat für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen studiert und das 1. Staatsexamen abgeschlossen. Deshalb und weil sie selbst über die Hauptschule ihre schulische Laufbahn begann, ist ihr Chancengleichheit für alle Kinder wichtig. Als Tochter von Einwanderern möchte sie sich auch für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Heilbronn und Baden-Württemberg einsetzen.
Wiederholt hat der Zweitkandidat Konrad Wanner für linke Wahlbündnisse und Parteien in Heilbronn kandidiert. In Zeiten der Stationierung der Pershing II-Raketen trat er gegen den damaligen OB Manfred Weinmann an, um das Tabuthema Atomraketen auf der Waldheide in den Wahlkampf einzubringen.
Landesregierung knausert bei Krankenhäusern
Wanner kandidierte zuletzt auch auf der Liste der Partei DIE LINKE bei der Gemeinderatswahl 2014. Mit ihm wird also langjährige Erfahrung in den Wahlkampf eingehen. In seinem Wortbeitrag kritisierte er die Landesregierung. So drücke sie sich einerseits vor der vollständigen Finanzierung von Krankenhausneubauten, was dann auf die Beschäftigten abgewälzt wird. Andererseits habe sich der Wirtschaftsminister stark gemacht, um die Erben von Familienunternehmen möglichst von der Reform der Erbschaftssteuer zu verschonen.
„Wir haben mit den beiden ein wirklich großartiges Tandem. Ich freue mich auf den Wahlkampf“, fasste der Sprecher des Heilbronner Stadtverbands, Ergin Özcan, den Abend zusammen.
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