Von Betânia Ramos Schröder – Frankfurt. Quer durch die Frankfurter Innenstadt führte die Parade zum Christopher-Street-Day (CSD). Die Stimmung war bestens. 2000 Menschen nahmen teil, 6000 säumten nach Polizeiangaben die Straßen. „Grenzen überwinden – Brücken schlagen“ war das Motto, „Besorgte Homos“ das Thema.
Der Römerberg war am Samstag, 18. Juli, voller Regenbogenfahnen. Die Parade am Nachmittag schlängelte sich von dort durch die Stadt und endete an der Konrad-Adenauer-Straße auf Höhe der Konstablerwache. Dort ging sie direkt in ein großes Fest über. Drei Tage, von Freitag bis Sonntag, lief das Community-Straßenfest mit Live-Musik und vielen Live-Acts insgesamt.
Auf der Zeil gab es am CSD-Wochenende einen „Basar der Vielfalt“ – eine Info-, Polit- und Kunsthandwerkstraße. Zu haben waren dort Regenbogen-Artikel, Informaterial und Stände politischer Parteien oder in der Community engagierter Vereine und Gruppen.
Antwort auf angeblich „besorgte Eltern“
Der Frankfurter CSD-Verein hatte „Besorgte Homos“ als Thema des diesjährigen CSD benannt. Es wird in der Community schon länger diskutiert. Anlass ist die Reform der Bildungspläne für die Schulen. Sie sollen künftig dafür sorgen, dass die Normalität sexueller Vielfalt in den Lehrunterlagen stärker berücksichtigt wird. Es soll normal werden, dass verschiedene Lebens- und Liebesformen thematisiert und diskutiert, das Coming-out junger Menschen damit erleichtert werden.
Demgegenüber hat sich eine Gruppe formiert, die angeblich eine „Frühsexualisierung der Kinder“ befürchtet und sich deshalb „besorgte Eltern“ nennt. Um eine Idee, die Respekt und Toleranz fördern soll, ist entstanden, was sie den Bildungsplänen vorwerfen: Ideologisierung. Dabei werden Kampfbegriffe wie „Frühsexualisierung“, „ideologische Umerziehung“ oder „Genderismus“ verwendet.
„Homo“ steht für alle Arten der Liebe
Das findet der Frankfurter CSD-Verein besorgniserregend – daher das Thema „Besorgte Homos“. Es ist eine Antwort besonders auf die Rechte Allianz um die Bildungsplangegner in Baden-Württemberg und ihre „Demos für alle“, deren nächste Auflage für Sonntag, 11. Oktober, in Stuttgart angekündigt ist. Der CSD Frankfurt hat bewusst mit „Homos“ einen verallgemeinernden Begriff gewählt. Das Wort soll jedoch „für alle Arten der Liebe, ob lesbisch, schwul, trans-, oder intersexuell“ stehen.
An der Parade und den anderen Veranstaltungen des CSD-Wochenendes beteiligte sich auch das Publikum sehr aktiv. Es waren die verschiedensten politischen und sozialen Organisationen vertreten: etwa für Regenbogen-Familien, für Transgender-Rechte, gegen die Diskriminierung von HIV-Positiven, für die Anerkennung der Homo-Ehe, für Aufklärung über Polyamorie.
Flüchtlinge aus Russland zu Gast
An politischen Parteien waren die FDP, Die Linke, die SPD, Die Grünen, die Piraten, die Partei Die Partei oder die Anti-Nazi-Koordination (ANK) vertreten. Linke und ANK haben drei Flüchtlinge eingeladen, die in Russland wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.
Das Amerikanische Konsulat und sein Mitarbeiterinnen in Frankfurt haben ebenfalls zur Gleichstellung der Ehe aufgerufen, mit den Hashtags „LoveWins“ und „MarriegeEquality“ demonstriert und dem Publikum einen „Happy Pride Day“ gewünscht.
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